Home Film “Eingeschlossene Gesellschaft” – Sönke Wortmanns Komödie stellt verschiedene LehrerInnen vor ungeahnte Probleme

“Eingeschlossene Gesellschaft” – Sönke Wortmanns Komödie stellt verschiedene LehrerInnen vor ungeahnte Probleme

Autor: Tobi

"Eingeschlossene Gesellschaft" Filmplakat (© 2022 BantryBay Productions GmbH/Deutsche Columbia Pictures Filmproduktion GmbH/Degeto Film GmbH)

Eingeschlossene Gesellschaft

Darsteller: Florian David Fitz, Anke Engelke, Justus von Donáhnyi, Nilam Farooq
Regie: Sönke Wortmann
Dauer: 97 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.eingeschlossenegesellschaft.de
Facebook: facebook.com/SonyPicturesGermany


Nachdem sich Sönke Wortmann zuletzt mit “Der Vorname” (2018) und “Contra” (2021, lies unsere Filmkritik hier) zwei Remakes angenommen hatte, widmet er sich jetzt mit “Eingeschlossene Gesellschaft” nach einem Drehbuch von Bestsellerautor Jan Weiler (“Maria, ihm schmeckt’s nicht”, “Das Pubertier”) und basierend auf dessen Hörspiel der Lehrerschaft – mal wieder nach “Frau Müller muss weg!” (2015), aber doch völlig anders.

Jeder kennt es aus der Schule, LehrerInnen sind schon teilweise ein sehr spezielles Volk, wobei sie eigentlich natürlich in ihrer charakterlichen Vielfalt nicht anders sind als der Rest von uns, durch ihre direkte Einwirkung auf unsere Kinder aber natürlich eine wichtige Rolle spielen und für SchülerInnen und ihre Eltern auch einiges an Präsenz haben. Das Wortspiel im Titel wurde geschickt gewählt, geht es doch irgendwie um eine geschlossene Gesellschaft, und hier auch um eine eingeschlossene.

Als sich ein kleines Grüppchen an LehrerInnen an einem ganz normalen Freitagnachmittag im Lehrerzimmer ihres Gymnasiums auf das bevorstehende Wochenende vorbereitet und für einige noch die letzten Stunden beendet werden müssen, sorgt ein Vater (Thorsten Merten) für einen ebenso ungeahnten wie unschönen Verlauf. Als er den trockenen, konservativen und offensichtlich sehr strengen Klaus Engelhardt (Justus von Donáhnyi) bittet, seinem Sohn doch auf dem anstehenden Zeugnis einen Punkt mehr als vorab verkündet zu geben, damit er zur Abiturprüfung zugelassen und sein weiterer Weg im Leben nicht vermasselt wird, lehnt dieser dies ab. Dies will der aufgebrachte Vater allerdings nicht hinnehmen, und so zückt er eine Pistole und verkündet den Anwesenden, dass er sie nun für einen klar definierten Zeitraum einschließen werde, damit sie eine vorgezogene Notenkonferenz abhalten und seinem Jungen den Punkt geben könnten.

Eingesammelte Handys sollen den verdutzten Lehrkräften die Möglichkeit nehmen, die Polizei zu informieren. Dies gelingt ihnen dann aber doch, dank eines von einem Schüler konfiszierten Smartphones – nur nehmen die Beamten den Notruf nicht ernst und machen erst einmal gar nichts. So tun die LehrerInnen das, was sie tun sollen – sie diskutieren, und das nicht nur über den fehlenden Punkt. Als sie hören, warum dieser aberkannt wurde, ist das Unverständnis bei einigen wie dem lockeren, beliebten Sportlehrer Peter Mertens (Florian David Fitz), dem gerechtigkeitsliebenden Holger Arndt (Thomas Loibl) und der jungen Referendarin Sarah Schuster (Nilam Farooq) groß. Trotzdem weigert sich Engelhardt, einzulenken – nun doch erst recht nicht, und meint, vor allem in der bei den Teenagern ungeliebten, biestigen Heidi Lohmann (Anke Engelke) eine Mitsprecherin zu haben. Zunächst ist dies auch so, während die Meinung von Chemie-Nerd Bernd Vogel (Torben Kessler) etwas schwankt, der sich aber vor allem Gedanken macht, ob sein im Labor gestartetes Experiment nicht zeitnah zu einer Explosion führen könnte. Da die Polizei nicht auftaucht, wird rege diskutiert, und nach und nach kommen hierbei mit zunehmender Hitzigkeit verschiedene Dinge auf den Tisch, die nur die wenigsten wussten.

"Eingeschlossene Gesellschaft" Szenenbild (© 2022 BantryBay Productions GmbH/Deutsche Columbia Pictures Filmproduktion GmbH/Degeto Film GmbH - Wolfgang Ennenbach)

(© 2022 BantryBay Productions GmbH/Deutsche Columbia Pictures Filmproduktion GmbH/Degeto Film GmbH – Wolfgang Ennenbach)

“Eingeschlossene Gesellschaft” ist eine Komödie, die sich gut anschauen lässt, ohne dass man hier ständig laut loslachen müsste. Der Film bedient sich zunächst einmal jeder Menge Klischees über LehrerInnen, was ein bisschen einfach anmutet – andererseits machen die Erinnerungen an die eigene Schulzeit doch genau diese Typen von Lehrkräften durchaus präsent, ähnliche Typen kannte man eben auch. Von der verbissenen, wenig gemochten Paukerin bis zum sympathischen, entspannt auftretenden Sportlehrer, vom verklemmt daher kommenden Wissenschafts-Freak bis zum unbarmherzigen, selbstverliebten Stoiker … sicher allesamt etwas überzeichnet, aber ja, man kennt sie.

Das Ganze wird zu einer Studie diverser Charaktere, und nicht nur die im Laufe des Streifens eingeflochtenen Enthüllungen sorgen für das Verständnis, dass wir es mit ganz normalen Menschen zu tun haben. Diese besitzen aber im Bildungssystem einiges an Macht und ihre Entscheidungen können immense Auswirkungen haben. Abgesehen von einzelnen Ausfällen hat man heutzutage allerdings schon das Gefühl, dass Bewertungen transparenter getroffen werden, und generell sollte der Lehrberuf in puncto Aufwand nicht nur in Pandemiezeiten mal nicht unterschätzt werden.

Man hat zwar eine gewissen Sympathie für den verzweifelten Vater, nicht aber für seine Vorgehensweise, und das Aufbröseln der LehrerInnen-Fassaden beschert dann hin und wieder Verständnis selbst für die Ungeliebten – so dass am Ende in dieser Komödie eigentlich nur die Polizisten so richtig schlecht wegkommen. “Eingeschlossene Gesellschaft” funktioniert als nicht zu sehr in die Tiefe gehende Komödie über LehrerInnen recht gut, profitiert hierbei von durchaus unterhaltsamen Dialogen und einer gelungenen Besetzung, bei der die Chemie stimmt.

Trailer:

Bewertung: 6 von 10 Punkten

 

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