Home Film “Jojo Rabbit” – eine witzige und zugleich tiefsinnige Satire der Nazi-Zeit

“Jojo Rabbit” – eine witzige und zugleich tiefsinnige Satire der Nazi-Zeit

Autor: Tobi

"Jojo Rabbit" Filmplakat (© 2019 Twentieth Century Fox)

Jojo Rabbit

Darsteller: Roman Griffin Davis, Taika Waititi, Thomasin McKenzie, Scarlett Johansson
Regie: Taika Waititi
Dauer: 109 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.fox.de/jojo-rabbit
Facebook: facebook.com/20thCenturyFoxGermany


Dass man sich in Filmen dem Nationalsozialismus und auch seiner Hauptfigur Adolf Hitler trotz allen Schreckens auch humorvoll widmen kann, wissen wir schon seit Charlie Chaplins “Der große Diktator” aus dem Jahr 1940. Weitere Streifen folgten. 1970 zum Beispiel traf Jerry Lewis in “Wo bitte geht’s zur Front?” auf den Diktator, in der Komödie “Neues vom Wixxer” spielte Christoph Maria Herbst den nachempfundenen Alfons Hatler, mit “Mein Führer – Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler” lieferte der jüdische Filmregisseur Dani Levy eine Parodie, und in David Wnendts Romanverfilmung “Er ist wieder da” wacht Oliver Masucci als Hitler in der Gegenwart auf, wo er teilweise herzlich willkommen geheißen wird.

Eine sehr gut gelungene Satire liefert nun der Neuseeländer Taika Waititi ab, den man als Regisseur von Filmen wie “Thor: Tag der Entscheidung” oder “Wo die wilden Menschen jagen” kennt, aber auch als Drehbuchautor, Schauspieler oder Comedian. Für “Jojo Rabbit” hat er nicht nur die Regie übernommen, das Drehbuch geschrieben und den Streifen produziert, wir sehen ihn auch als Adolf Hitler.

Hierbei handelt es sich allerdings weniger um den echten Hitler als um eine Vision seiner selbst als ideologischer Kraftspender des 10-jährigen deutschen Jungen Johannes, Spitzname Jojo (Roman Griffin Davis). Dieser möchte nämlich ein starkes Mitglied der Hitlerjugend sein, wirkt allerdings eher schwach und versucht daher, sich mittels Unterhaltungen mit Hitler, die auch gerne mal zu Diskussionen werden, in die richtige Haltung und Form zu bringen. Dies gelingt aber nur bedingt, und so macht sich Jojo auch im Jugend-Drill-Lager unter der Führung des exzentrischen Hauptmann Klenzendorf (Sam Rockwell) zur Lachnummer.

Gut, dass Jojo zumindest zu Hause bei seiner alleinerziehenden Mutter Rosie (Scarlett Johansson) Liebe und Anerkennung findet. Umso verwirrter ist er, als er feststellt, dass die Mama auf dem Dachboden des Hauses heimlich ein jüdisches Mädchen (Thomasin McKenzie) versteckt. Was soll er tun? Natürlich will er seine Mutter nicht verraten, aber eine Jüdin im Haus … was sagt Freund Adolf dazu, und ist es nicht Jojos Pflicht, hier einzugreifen?

"Jojo Rabbit" Szenenbild (© 2019 Twentieth Century Fox)

(© 2019 Twentieth Century Fox)

Taika Waititi gelingt es in seiner an das Buch “Caging Skies” von Christine Leunens angelehnten Satire wunderbar, humorvolle Szenen, die auf weit mehr basieren als auf der ins Lachhafte driftenden Darstellung Hitlers, mit Tiefsinnigkeit zu vermengen. Jojo will stark sein und ist doch eigentlich nichts anderes als eine gute Seele, die durch falsche Ideologien verblendet ist. Das wird ihm erst aber klar, als er die Jüdin Elsa kennen lernt, denn diese besitzt all die Attribute, die man ihm als Juden-gegeben vermittelt hat, keineswegs. Und so beginnt für Jojo ein Prozess des Umdenkens, den der imaginäre Diktator natürlich nicht so gerne sieht.

Der junge Roman Griffin Davis wurde nicht zu Unrecht für einen Golden Globe® als “Bester Hauptdarsteller – Komödie/Musical” nominiert, er spielt ganz hervorragend, ebenso wie Thomasin McKenzie (“Leave No Trace”, “Der Hobbit: Die Schlacht der Fünf Heere”), Taika Waititi selbst und Scarlett Johansson, die für ihre Darstellung eine der sechs Oscar®-Nominierungen erzielte, als “Beste Nebendarstellerin”.

Die Inszenierung des Films kann man nur als gelungen bezeichnen, von den Drehorten über die Einkleidung und generell starke Bilder samt gutem Schnitt bis zur Verwendung deutscher Versionen bekannter Musikstücke der Beatles oder David Bowies. Und die Handlung ist so geschickt aufgebaut, dass man die automatisch in den Kopf schießende Frage, ob man über Hitler lachen darf, nur bejahen kann – denn hier steht das Gute im Mittelpunkt und Warmherzigkeit dominiert über alle fiesen Charaktere, auch dank des genau richtig eingesetzten, schwarzen Humors.

Trailer:

Bewertung: 8 von 10 Punkten

 

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