Home Film “Judy” – das Judy-Garland-Biopic wird zur One-Woman-Show von Renée Zellweger

“Judy” – das Judy-Garland-Biopic wird zur One-Woman-Show von Renée Zellweger

Autor: Mick

"Judy" Filmplakat (© 2019 eOne Germany)

Judy

Darsteller: Renée Zellweger, Finn Wittrock, Rufus Sewell, Richard Cordery
Regie: Rupert Goold
Dauer: 118 Minuten
FSK: freigegeben ohne Altersbeschränkung
Website: www.judy-derfilm.de
Facebook: facebook.com/eOneGermany


Der geflügelte Ausdruck „Geschichte wiederholt sich nicht“ war wohl nie so falsch wie bei der Betrachtung der Karrieren von Kinderstars, von denen viele erstaunliche Parallelen aufweisen und geradezu tragisch endeten. Die Liste von Drew Barrymore über Miley Cyrus bis hin zu Britney Spears ist lang, und immer hing es nur davon ab, ob es den früh gefeierten Helden im Erwachsenenalter irgendwann gelang, noch die Kurve zu kriegen. In „Judy“ widmet sich hier der Brite Rupert Goold („True Story – Spiel um Macht“) dem Leben des US-Teeniestars Judy Garland, die uns allen durch ihre Rolle der Dorothy im amerikanischen Kultfilm „Der Zauberer von Oz“ (1939) in bester Erinnerung ist.

Den Einstieg in die Geschichte aber findet er mit einer Episode zu einer Zeit, als Judy Garland (Renée Zellweger) ihre besten Tage bereits lange hinter sich gelassen und obendrein einen stattlichen Berg von Problemen angehäuft hat. In ihren späten Vierzigern auf Tabletten und Alkohol angewiesen und inzwischen komplett mittellos, wird die mit ihrem Sohn und ihrer Tochter in einer für alle peinlichen Situation von ihrem Stammhotel abgewiesen und nur von ihrem dritten Ehemann Sidney Luft (Rufus Sewell) vor der drohenden Obdachlosigkeit bewahrt. Damit ist der Grundtenor der Geschichte vordefiniert, geht es Goold in seiner Leinwandadaption des Theaterstücks „End of the Rainbow“ nicht darum, den damaligen Shootingstar in seinen goldenen Jahren zu glorifizieren, sondern vielmehr darum, sein Schicksal in all seiner Tragik zu beleuchten.

Und das gelingt ihm wirklich ausgesprochen gut, macht er uns doch schon in seiner ersten Rückblende deutlich, wie es so weit kommen konnte. Da nämlich wird der Teenager vom mächtigen MGM-Boss Louis B. Mayer (Richard Cordery) am Set ordentlich ins Gebet genommen, als sie es gewagt hatte, aus dem vorgesehenen, eng gesteckten Protokoll der Starlaufbahn auszubrechen. Eine ungefähre Idee vom Druck, der der zum Musicalstar aufgebauten Künstlerin schon im Kindesalter aufgebürdet wurde, bekommt man schon da. Das gesamte Ausmaß der Einflussnahme jedoch wird erst deutlich, wenn man sieht, welch Segen ein einfaches Stück Torte für einen Menschen darstellen kann, dem sein ganzes Leben lang Verzicht gepredigt wurde. In Kombination mit schon im Jugendalter vom Management gezielt organisierter Medikamentengabe kann das einfach nicht gutgehen, unterdrückt wie bei so vielen auch bei Judy Garland jegliche individuelle Entwicklung, die sich irgendwann Bahn brechen muss.

"Judy" Szenenbild (© 2019 eOne Germany)

Judy Garland (Renée Zellweger) bei einer glamourösen Bühnen-Performance (© 2019 eOne Germany)

Das alles erzählt uns „Judy“ in präzisen Rückblicken, die die Entwicklung des Stars zum abgehalfterten, seelischen Wrack, das sein letztes Heil in einem Engagement an einem Londoner Musicaltheater sucht, nachzeichnen. Natürlich berührt dabei die Tragik der Geschichte von Judy Garland, der hier Renée Zellweger in allen Facetten sensationell Leben einhaucht. Dass das Biopic aber dem bekannten Schema anderer Biografien folgt, sorgt bisweilen für einen gewissen Spannungsabfall, den auch die Galaperformance der Renée Zellweger nicht verhindern kann. Die hat ihr musikalisches Talent zwar schon in „Chicago“ (2002) eindrucksvoll unter Beweis gestellt, wartet aber hier als Judy Garland mit einer überraschenden Gesangsleistung – den Soundtrack hat sie wirklich selbst eingesungen – auf.

So beeindruckt Goolds Porträt der früh verstorbenen Ikone vor allem durch Zellwegers künstlerische Leistung, die auch die Zerbrochenheit der alternden Künstlerin authentisch transportiert. Wenn auch ein stringenter Spannungsbogen angesichts der bekannten Tragödie weitgehend fehlt, kann man sich dabei zumindest daran erfreuen, Judy Garlands späte Auftritte fast eins zu eins nochmal miterleben zu dürfen.

Trailer:

Bewertung: 6 von 10 Punkten

 

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