Home Film “Keine Zeit zu sterben” – das lange erwartete Actionspektakel gibt auch einen Einblick in die Seele des Geheimagenten

“Keine Zeit zu sterben” – das lange erwartete Actionspektakel gibt auch einen Einblick in die Seele des Geheimagenten

Autor: Mick

"Keine Zeit zu sterben" Filmplakat (© 2021 DANJAQ, LLC AND MGM. ALL RIGHTS RESERVED.)

Keine Zeit zu sterben

Darsteller: Daniel Craig, Rami Malek, Léa Seydoux, Ralph Fiennes
Regie: Cary Joji Fukunaga
Dauer: 163 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.upig.de/micro/KeineZeitZuSterben
Facebook: facebook.com/JamesBond007DE


Wohl kaum etwas anderes steht als Symbol so für die schmerzlichen Entbehrungen der Corona-Pandemie wie der neue Bond-Film. Kurz vor dem ursprünglich vorgesehenen Starttermin am 2. April 2020 inklusive auf Hochtouren laufender PR-Maschine ging das Lockdown-Fallbeil auch auf ihn nieder, und fortan war die hausfassadengroße Reklame auf unserem Weg jeden Tag aufs Neue Leberhaken und Hoffnungsschimmer zugleich. Daher ist der jetzige Kinostart von „James Bond 007: Keine Zeit zu sterben“ auch kein ganz gewöhnlicher, war doch der Film anderthalb (!!!) Jahre lang geradezu ein Fanal für „Stay at home“ und Abstandsregeln, und gibt dem Anlaufen mit seiner transportierten Aufbruchstimmung nochmal eine ganz andere emotionale Ebene.

Regisseur Cary Joji Fukunaga („Sin Nombre – Zug der Hoffnung“, „Beasts of No Nation“) braucht dann auch keine große Anlaufzeit, knüpft in einer Rückblende direkt an den Vorgänger „Spectre“ an und lässt Bond (ein letztes Mal Daniel Craig) mit Madeleine Swann (Léa Seydoux), der alles andere als unvorbelasteten Tochter des ermordeten Terroristen Mr. White, eine gute Zeit haben. Die aber währt nicht lange, da Bond in einer ersten atemberaubenden Actionsequenz in malerischer Kulisse der Kulturerbestadt Matera mehrfach nur haarscharf den Schergen des inhaftierten Terrornetzwerk-Bosses Blofeld (Christoph Waltz) entgeht. Das erzeugt nicht nur Bonds Misstrauen gegenüber Madeleine, sondern sorgt schon in dieser traditionellen Pre-Vorspann-Szene für einige Nachdenklichkeit, als sich beide unweigerlich mit der Aufarbeitung ihrer Vergangenheit konfrontiert sehen, die ihre Beziehung nicht überleben kann.

"Keine Zeit zu sterben" Szenenbild (© 2021 DANJAQ, LLC AND MGM. ALL RIGHTS RESERVED.)

(© 2021 DANJAQ, LLC AND MGM. ALL RIGHTS RESERVED.)

Überhaupt sah man Bond noch nie so reflektiert, gibt das Team Daniel Craig bei seiner Abschiedsvorstellung die einmalige Gelegenheit, uns einen Einblick in die Seele seines sonst so unnahbaren Doppelnull-Agenten zu gewähren. Der hat sich nach den anfänglichen Vorfällen inzwischen allein auf Jamaica zurückgezogen und beim Fischen im wohlverdienten Ruhestand seinen Frieden mit der Welt gemacht. Und doch schläft das Verbrechen nicht, auch wenn sein Markenzeichen „007“ mittlerweile an eine junge Agentin weitervergeben wurde und M (Ralph Fiennes) sich auch ohne ihn mit seiner Truppe alle Mühe gibt, dem drohenden Terror Einhalt zu gebieten.

Der nämlich bekommt neue Nahrung, als aus einem britischen Labor eine neuartige Gen-Waffe nebst russischem Erfinder entwendet wird, und mit dem durchgeknallten Lyutsifer Safin (Rami Malek) ein ganz neuer Player auf den Plan Tritt, der mit seinen erbeuteten Hightech-Möglichkeiten mit Sicherheit nichts Gutes vorhat. Zumindest ist das für Bonds alten CIA-Kumpel Felix Leiter (Jeffrey Wright) Anlass genug, den Agenten von seinem Altenteil zu holen und auf das neue Netzwerk anzusetzen.

Viel mehr muss man über die doch etwas überladene Handlung eigentlich gar nicht wissen, die manchmal ein wenig unentschlossen zwischen Weltbedrohung und persönlichen Rachegelüsten mäandert und in minutenlangen Dialogen, die gerne etwas kürzer hätten ausfallen können, geradezu ins Philosophieren abgleitet. Und doch sind es diese ruhigen Momente, die einen nach den epischen Technikschlachten immer wieder runterholen und in denen wir dem nachdenklichen Bond auf seine alten Tage so nahekommen wie nie zuvor.

Natürlich liegt auch in diesem langersehnten Bond-Streifen der Fokus auf den vielleicht sogar allzu bombastisch ausufernden Actionszenen, die wirklich alles halten, was sie versprochen haben und so manches spektakuläre Element bereithalten. Aber auch diesen hätte eine Straffung manchmal durchaus gutgetan und so zeitweise aufkommende Ermüdung verhindert. Doch das alles ist Jammern auf sehr hohem Niveau, ist der neue Bond wieder erstklassige Unterhaltung, auch wenn augenzwinkernde Sprüche, die so oft den Charme der Vorgänger ausmachten, diesmal eher Mangelware sind. Dafür aber bietet er mit dem scheidenden Daniel Craig in Bestform einen Tiefgang, den man der sonst so coolen Figur schon früher gewünscht hätte.

Trailer:

Bewertung: 8 von 10 Punkten

 

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