Home Film “Roxy” – ein biederer Taxifahrer wird unvermittelt Teil der Unterwelt

“Roxy” – ein biederer Taxifahrer wird unvermittelt Teil der Unterwelt

Autor: Mick

"Roxy" Filmplakat (© Across Nations Filmverleih)

Roxy

Darsteller: Devid Striesow, Vakho Chachanidze, Ivan Shvedoff, Camilla Borghesani
Regie: Dito Tsintsadze
Dauer: 100 Minuten
FSK: freigegeben ab 16 Jahren
Website: across-nations.de/projekte/roxy
Facebook: facebook.com/profile.php?id=100086914693037
Kinostart: 25. Januar 2024


Der georgische Regisseur Dito Tsintsadze ist bekannt für seine Verfilmungen skurriler Stoffe, mit denen er oft auch einen Seitenblick auf gesellschaftliche Grauzonen wirft. In seinem neuen Drama „Roxy“ rückt er mit bissigem Humor den biederen Taxifahrer Thomas (Devid Striesow) in den Mittelpunkt und führt uns mit ihm in eine Auseinandersetzung mit Moralvorstellungen und verlockenden Möglichkeiten der persönlichen Bereicherung.

Die sind anfangs durchaus wörtlich zu nehmen, denn Thomas‘ eintöniges Leben spielt sich nach eigener Aussage aus dem Off hauptsächlich zwischen seiner Wohnung, dem Bahnhof und dem Fahrziel seiner Passagiere ab. Dass er dabei keine großen Sprünge machen kann, versteht sich von selbst. Umso willkommener ist da der Geldsegen, der ihn ereilt, als er eines Tages Levan (Vakho Chachanidze) und seine russischen Freunde fahren darf – oder muss?. Die sind ihm nämlich, gerade wegen ihres imposanten Kampfhundes Roxy, der angeblich im Ring überaus erfolgreich ist und gleich mal unvermittelt eine unschuldige Passantin anfällt, äußerst suspekt. Seinen diskreten Fahrdienst zum Erledigen undurchsichtiger Geschäfte jedoch entlohnt Levan überaus großzügig und bittet ihn um weitere lukrative Fahrten in den nächsten Tagen.

Und schon befindet sich der unbescholtene Thomas mitten in einem gewaltigen Gewissenskonflikt, denn ganz legal können ja die Machenschaften von Levans zwielichtiger Truppe wirklich nicht sein, in die er sich jetzt indirekt verwickeln lässt, zumal ein Geschäftspartner recht bald eindrucksvoll erschossen wird. Zu groß aber ist die Verlockung der druckfrischen Fünfhunderter, als dass er sich eingehender fragen würde, woher sie eigentlich stammen. Und noch dazu ist auch seine Abenteuerlust geweckt, kann er doch durch seine neuen Auftraggeber endlich mal seinem langweiligen Alltag entfliehen und erfährt von Levan eine Wertschätzung, wie sie ihm selten zuteilwurde.

"Roxy" Szenenbild (© Across Nations Filmverleih)

(© Across Nations Filmverleih)

Das spielt Devid Striesow angenehm zurückgenommen, nimmt uns mit minimalistischer Mimik mit in die Welt seines Biedermanns Thomas, der sich anfangs zwischen Einschüchterung und Abneigung schwankend über seine neuen Chancen nur wundern kann, bevor er immer mehr Selbstbewusstsein entwickelt, je tiefer er in Levans mächtige Kreise eintaucht. Der wiederum fasst wegen Thomas‘ uneingeschränkter Loyalität gleichzeitig immer mehr Vertrauen zu ihm, lässt ihn bald seine attraktive Frau Liza (Camilla Borghesani) und seinen kleinen Sohn Vova (Raphael Zhambakiyev) begleiten und macht ihn damit fast schon zu einem Familienmitglied. Thomas‘ Verbundenheit allerdings reicht dann auch nur bis zu dem Punkt, an dem er selbst zwischen die Fronten verschiedener Interessen gerät und ihm eine Menge Geld für den Verrat seines neuen Vertrauten geboten wird.

Tsintsadze baut seinen Film als interessantes Psychogramm des Taxifahrers Thomas auf, dem sich urplötzlich ungeahnte Möglichkeiten in den kriminellen Sphären des Oligarchen Levan bieten. Behäbig entwickelt er daraus anschließend einen Mafiathriller, indem sich Thomas als Handlanger immer mehr in die dubiosen Machenschaften des zwielichtigen Russen verstrickt. Dabei allerdings nimmt seine Handlung nie ausreichend Fahrt auf, um uns wirklich zu packen. Ansehnlicher ist da schon die Wandlung seiner Hauptfigur vom unscheinbaren Taxifahrer zum Mitglied eines Gangster-Clans, der seine Skrupel schnell für die eigenen Vorteile über Bord wirft und so sogar zur Bezugsperson für Levans Frau und Sohn wird.

„Roxy“ hat zwar seine Momente, in denen bisweilen sogar schwarzer Humor aufblitzt, insgesamt aber entwickelt er bei seinen weitgehend improvisierten Szenen kaum Spannung. Seine eigentliche Kraft schöpft er vielmehr aus den moralischen Fragen, die er über Gewissen, Loyalität und Verrat stellt, und die letztendlich auch sein Thomas nicht zufriedenstellend beantworten kann.

Trailer:

Bewertung: 5 von 10 Punkten

 

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