Home Film “Scream” – ein raffiniert unterhaltsamer Horror-Slasher mit funktionierender Meta-Ebene

“Scream” – ein raffiniert unterhaltsamer Horror-Slasher mit funktionierender Meta-Ebene

Autor: Tobi

"Scream" Filmplakat (© 2021 Paramount Pictures)

Scream

Darsteller: Melissa Barrera, Kyle Gallner, Mason Gooding, Mikey Madison
Regie: Matt Bettinelli-Olpin, Tyler Gillett
Dauer: 115 Minuten
FSK: freigegeben ab 16 Jahren
Website: www.scream-film.de
Facebook: facebook.com/Paramount.Pictures.Germany.Kino


Nachdem Matt Bettinelli-Olpin und Tyler Gillett als Teil des Filmemacher-Kollektivs Radio Silence mit ihrem starken Beitrag im Episodenfilm “V/H/S – Eine mörderische Sammlung” 2012 Aufsehen erregten, legten die beiden mit “Devil’s Due – Teufelsbrut” 2014 dann einen enttäuschenden ersten Langfilm vor. Dem Horror-Genre blieben sie dennoch treu und wussten mit ihrem zweiten Streifen “Ready Or Not – Auf die Plätze, fertig, tot” 2019 dann auch wieder zu überzeugen, und da der Streifen von geschickt gesetzten Humor durchzogen war, passt es nun bestens, dass ihnen die Regie im fünften Streifen des “Scream”-Franchises übertragen wurde, sie also zu Erben des großen Wes Craven wurden, der die ersten vier Teile inszenierte, 2015 aber ja verstarb.

Der neue Film heißt wieder nur “Scream”, wie einst der erste im Jahr 1996, der damals über 170 Millionen US-Dollar und sein Budget somit mehr als zehnfach einspielte, zudem mit seiner das Horror-Genre aufarbeitenden Art zum Kult-Schocker wurde. Und doch handelt es sich nicht um ein Reboot, sondern um eine Fortsetzung, anknüpfend an Teil 4 aus dem Jahr 2011, mit dem der Erfolg des Franchises stark abebbte. Nachdem dann im Fernsehen von 2015 bis 2019 in der Serie “Scream” weiter gemordet wurde, geht es nun zurück auf die große Leinwand.

Hier dauert es dann auch nicht lange, bis Ghostface sein übliches Spielchen treibt – erneut gestartet mit Telefonanrufen. Diese bekommt die alleine zu Hause in Woodsboro weilende Tara (Jenna Ortega), und was zunächst noch wie ein netter Plausch klingt, entpuppt sich bald als übles Spiel, bekommt sie doch über ihr Smartphone das Livebild ihrer ahnungslosen Freundin Amber (Mikey Madison) serviert und dazu einige Fragen zum erfolgreichen Horror-Franchise “Stab” – die sie richtig beantworten muss, um Ambers Leben zu retten. Im Gefühlschaos zwischen Angst, Wut und Freude, dass sie die Lösungen weiß, wird Tara dann selbst angegriffen und niedergestochen, überlebt aber schwer verletzt.

Das maskierte Grauen ist also zurück in Woodsboro, wo Ghostface vor 25 Jahren mordete, was zur Vorlage für “Stab” wurde. Und nicht nur dieses, auch Taras Schwester Sam (Melissa Barrera) kehrt mit ihrem Freund Richie (Jack Quaid) heim, um ihr beizustehen, aber auch zu beichten, dass sie mehr Verbindung zu den damaligen Taten hat als bisher bekannt, was ein ganz neues Licht auf die wieder aufgeflammte Gefahr wirft. Während Ghostface bereits weiter gemordet hat, kontaktiert Sam den in die damaligen Angriffe als Sheriff eng verwickelten Dewey Riley (David Arquette) – und dieser, wenn auch inzwischen zwangspensioniert, wirft die Theorie auf, dass der Killer zum Kreis von Taras Freundinnen und Freunden gehören könnte, denn das würde gut ins bekannte Bild passen.

"Scream" Szenenbild (© 2021 Paramount Pictures)

(© 2021 Paramount Pictures)

Im neuen “Scream” sehen wir eine junge SchauspielerInnen-Riege, von der vor allem Jenna Ortega als Tara zu überzeugen weiß. Neben David Arquette spielen von den Urgesteinen erneut auch Neve Campbell und Courteney Cox mit, die als Sidney Prescott und Gale Weathers (früher Gale Riley) ebenfalls nach Woodsboro zurück kehren, wo das Grauen ihnen bereits viermal gegenüber stand.

Das gute Drehbuch von James Vanderbilt und Guy Busick macht es den Regisseuren Matt Bettinelli-Olpin und Tyler Gillett leicht, überzeugenden Horror zu bieten, der sich wieder auf der Meta-Ebene mit dem Genre und seinen Regeln auseinander setzt, zudem ausgiebig mit typischen Elementen spielt, wie geöffneten Türen, hinter denen man Ghostface vermutet, der dann aber beim Schließen dort nicht steht – oder manchmal eben doch.

Zudem bietet “Scream” jede Menge Fanservice und spricht auch dies offen an. Nebenbei wird der aktuelle Stand des Horror-Genres diskutiert, wobei x-te Fortsetzungen von Franchises wie “Halloween” ebenso erwähnt werden wie tolle Ausreißer a la “It Follows”, “Hereditary” oder “Der Babadook”. Dem Streifen gelingt es hierbei auch durch die Aufarbeitung der das Franchise widerspiegelnden Film-im-Film-Reihe “Stab” hervorragend, sich selbst nicht zu ernst zu nehmen, und doch geht es spannend zu, wenn Ghostface blutig metzelt und Taras Freundeskreis beginnt, sich gegenseitig komplett zu misstrauen, was immer wieder schnell zu neuen Verdächtigungen führt.

So ganz schlüssig ist es zwar nicht, warum rauf und runter gebetet wird, wie man einen Slasher überlebt, und dann gewisse einfache Dinge vom Demaskieren bis zum Kopfschuss lange doch nicht vollzogen werden, das verwirrt und ärgert einen aber nur am Rande, viel zu groß ist doch der Unterhaltungsfaktor. Und hier hebt sich “Scream” dann doch stark von “Halloween Kills” (lies unsere Filmkritik hier) ab, auf den man sich vor einigen Monaten genauso gefreut hatte, der aber in puncto Handlung schwer enttäuschte. Dies passiert hier nicht, im Gegenteil überrascht der fünfte “Scream”-Film sogar mit seiner Kurzweiligkeit und Raffinesse.

Trailer:

Bewertung: 8 von 10 Punkten

 

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