Home Film “Tagebuch einer Pariser Affäre” – eine unerwartete Liebesgeschichte leichtfüßig erzählt

“Tagebuch einer Pariser Affäre” – eine unerwartete Liebesgeschichte leichtfüßig erzählt

Autor: Mick

"Tagebuch einer Pariser Affäre" Filmplakat (© Neue Visionen Filmverleih)

Tagebuch einer Pariser Affäre

Darsteller: Vincent Macaigne, Sandrine Kiberlain, Georgia Scalliet, Maxence Tual
Regie: Emmanuel Mouret
Dauer: 100 Minuten
FSK: freigegeben ohne Altersbeschränkung
Website: www.neuevisionen.de/de/filme/tagebuch-einer-pariser-affaere-125
Facebook: facebook.com/neuevisionenfilmverleihgmbh


Frau, Kinder, sicherer Job, alles scheint in geordneten Bahnen zu verlaufen im Leben des zurückhaltenden Endvierzigers Simon (Vincent Macaigne). Und doch lässt er sich abends in der Bar gerne anflirten von der Zufallsbekanntschaft Charlotte (Sandrine Kiberlain). Die ist geschieden und genauso draufgängerisch wie unkompliziert und hält so mit ihren Absichten auch nicht lange hinterm Berg: „Ich will mit dir schlafen.“. Bekanntes Terrain, auf das sich der Spezialist für Liebesgeschichten Emmanuel Mouret mit seinem neuen Werk „Tagebuch einer Pariser Affäre“ hier begibt, dessen Name wirklich Programm ist. Denn fast chronologisch hält er für uns fest, in welche Richtung sich das unverbindliche Sex-Date der beiden entwickeln soll.

Tatsächlich lässt sich der anfangs doch recht reservierte Simon noch am selben Abend von der zupackenden Charlotte abschleppen, zu verlockend ist ihr direktes Angebot eines Seitensprungs ohne weitere Bedingungen, den er sich insgeheim schon lange erträumt hat. Da willigt er auch gerne ein, Gefühle tunlichst aus dem Spiel zu halten, hat doch die beziehungsgeschädigte Charlotte mit der Liebe schon lange abgeschlossen und will jetzt möglichst komplikationslos einfach nur Spaß haben. Man sollte meinen, da haben sich mal die Richtigen gefunden, doch wenn es mit der Liebe immer so einfach wäre, dann bräuchte man ja keinen Emmanuel Mouret, der uns so schön verspielt davon erzählen kann, wie schnell sich scheinbar feste Vereinbarungen relativieren können.

Natürlich kann man sich vorher so einiges versprechen. Dass man sich aber gegen Gefühle nur selten zur Wehr setzen kann, muss sich zumindest Simon bald eingestehen, als die Schäferstündchen mit Charlotte immer häufiger werden, und vor allem die Treffen zwischendurch seine Zuneigung zu ihr mehr und mehr wachsen lassen. Und auch die selbstbewusste Charlotte, die sich ihm gegenüber immer ganz abgeklärt als Herrin der Lage gibt, scheint sich eher selbst zu belügen, wenn sie Gefühle für ihn komplett ausschließt. So leichtfüßig wie hier können einem das irgendwie nur französische Liebesfilme näherbringen ohne zu nerven, denn es wird auch hier wieder viel geredet bei Mouret, der es trotz eher keuscher Inszenierung versteht, die langsam aufkommende Leidenschaft genauso dezent wie effektiv zu transportieren.

"Tagebuch einer Pariser Affäre" Szenenbild (© Neue Visionen Filmverleih)

(© Neue Visionen Filmverleih)

Schnell könnte man gelangweilt sein von den Gesprächen der beiden auf ihren endlosen Spaziergängen, Radtouren oder Museumsbesuchen, die Mouret in malerischen Bildern des Pariser Frühlings einfängt, und bei denen die fast literarisch angehauchten Dialoge einem die beiden teilweise ein wenig zu entfremden drohen. Dafür jedoch ist es viel zu spannend mitzuverfolgen, wie sie sich mit ihrer zivilisierten Eloquenz um den Ausdruck ihrer wahren Gefühle winden, nur um Verletzlichkeit und damit verbundene Komplikationen zu vermeiden, denen zwangsläufig einer von ihnen zum Opfer fallen würde.

Es ist letztendlich Simon, der Charlotte vollkommen verfällt und seine Liebe schließlich zulässt, während sie eine Intensivierung ihres Verhältnisses mit dem unbestritten auch für ihn reizvollen Vorschlag einer Dreierbeziehung abblockt. Mit der süßen Louise (Georgia Scalliet) ist im Netz auch schnell eine geeignete Kandidatin gefunden, die aber Charlotte nur den passenden Anlass zum Absprung bietet, bevor sie Simon zu nahe an sich heranlässt.

Trotz übertriebener Hemdsärmeligkeit wirkt Sandrine Kiberlain hier in der Rolle der Charlotte etwas zu spröde, als dass man Simons völligen Kontrollverlust sofort teilen möchte. Und doch gelingt es Mouret mit seiner überaus stimmigen Präsentation der leidenschaftlichen Affäre uns in den Strudel der wachsenden Emotionen hineinzuziehen, vor denen sich Charlotte und Simon eigentlich von Anfang an hüten wollten. Das reicht zumindest allemal aus, um mit dem armen Simon gewaltiges Mitleid zu haben.

Trailer:

Bewertung: 6 von 10 Punkten

 

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