Home Film “The Batman” – mehr ein toller Krimi-Psychothriller als Superheldenfilm

“The Batman” – mehr ein toller Krimi-Psychothriller als Superheldenfilm

Autor: Tobi

"The Batman" Filmplakat (© 2021 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved.)

The Batman

Darsteller: Robert Pattinson, Zoë Kravitz, Paul Dano, Jeffrey Wright
Regie: Matt Reeves
Dauer: 176 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.warnerbros.de/de-de/filme/thebatman
Facebook: facebook.com/WarnerBrosDC


Dass Neubesetzungen frischen Wind in damit wieder auflebende Superhelden-Reihen bringen können, untermauern die Spider-Man-Filme mit Tom Holland in der Titelrolle deutlich. Der immer noch in den Lichtspielhäusern der Welt laufende “Spider-Man: No Way Home” hat sich mit mehr als 1,8 Milliarden US-Dollar Einspielergebnis bereits zum sechsterfolgreichsten Streifen aller Zeiten aufgeschwungen, und das immer noch im Zeichen einer endlich ausklingenden Pandemie, somit der ultimative Beweis, dass das Kino zurück ist.

Wenn das Marvel Cinematic Universe wieder Erfolge feiert, möchte Warner Bros. mit einem DC-Charakter natürlich auch gerne mal wieder groß abräumen – was mit den letzten Filmen “The Suicide Squad” und “Wonder Woman 1984” als Teil des sogenannten DC Extended Universe (DCEU) ja nicht nur Corona-bedingt nicht gelang, so dass “Aquaman” (2018) als letzter wirklich großer Hit aus diesem Lager zu Buche steht.

2015 wurde bereits angekündigt, sich mit “The Batman” auf eine der Figuren zu konzentrieren, die einem bei DC sofort einfallen und deren filmische Umsetzungen zurück gehen bis in die 1940er-Jahre. In den DCEU-Filmen “Batman v Superman: Dawn of Justice” (2016), “Suicide Squad” (2016) und “Justice League” (2017) schlüpfte dann Ben Affleck unter die schwarze Maske – die Produktion von “The Batman” hingegen, zunächst geplant mit Affleck als Regisseur, Co-Autor und Hauptdarsteller, wurde verschoben und umbesetzt, bis schließlich entschlossen wurde, den Film komplett ohne ihn zu realisieren und auch aus dem DCEU zu lösen. In selbigem wird Affleck auch im für Ende des Jahres geplanten “The Flash” erneut als Batman zu sehen sein – nicht als einziger, ist hier doch dann auch Michael Keaton mal wieder als solcher am Start, ebenso wie im kommenden “Batgirl”.

Keaton war in Tim Burtons “Batman” 1989 ebenso als dieser zu sehen wie drei Jahre später in “Batman Returns”, während in “Batman Forever” (1995) Val Kilmer und “Batman & Robin” George Clooney die Hauptrolle spielten. So richtig wiederbelebt wurde das filmische Universum um den Mann im Fledermaus-Kostüm mit Christopher Nolans tollem “The Dark Knight” als zweitem Teil seiner Trilogie mit Christian Bale als Batman. Nachdem “Batman Begins” (2005) noch eher gewohnten Erfolg verbuchte, spielte der 2008er-Streifen mehr als eine Milliarde US-Dollar ein, ebenso wie der Abschluss “The Dark Knight Rises” im Jahr 2012. An diese Zahlen möchte man nun natürlich gerne anknüpfen und präsentiert mit Robert Pattinson einen neuen Batman – “The Batman”.

Seit zwei Jahren sorgt dieser in Gotham City für etwas Ordnung, kann das immer größer werdende Chaos mit steigender Kriminalitätsrate aber nicht alleine bewältigen, versagt die Polizei doch regelmäßig. Mit Lieutenant James Gordon (Jeffrey Wright) hat er einen Verbündeten, dem er vertraut und der ihn mittels eines in den Nachthimmel gestrahlen Fledermaus-Zeichens auch zum üblichen Treffpunkt lotsen kann. Für alle Gangster der Stadt ist dies auch eine hin und wieder zumindest abschreckende Warnung, dass auch sie jederzeit beobachtet und ausgeschaltet werden könnten.

Als an Halloween Bürgermeister Don Mitchell Jr. (Rupert Penry-Jones) brutal ermordet wird, hinterlässt der Killer einen Nachricht an Batman, den Gordon deshalb zum Tatort ruft. Riddler nennt sich der Mörder und kündigt an, dass er weiter zuschlagen wird. Mit Hilfe seines Dieners Alfred Pennyworth (Andy Serkis) schafft der zurückgezogen lebende Milliardär Bruce Wayne, der im Einsatz für das Gute zu Batman wird, es zwar, einige der Rätsel des Riddlers zu lösen, weitere Morde kann er allerdings zunächst nicht verhindern. Hierbei kommt er einem in einem von Korruption und Machtmissbrauch durchsetzten Dickicht mit tragenden Säulen des Gotham-City-Untergrunds in Berührung, wie dem vernarbten, leicht irre wirkenden Clubbesitzer Oswald Cobblepot alias Pinguin (Colin Farrell) und dem Gangsterboss Carmine Falcone (John Turturro). Gut, dass sich Selina Kyle alias Catwoman (Zoë Kravitz) auf Batmans Seite schlägt, die auf der Suche nach einer entführten Freundin die gleichen Feinde zu haben scheint.

"The Batman" Szenenbild (© 2021 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved.)

(© 2021 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved.)

“The Batman” kann definitiv der nächste große Erfolg eines DC-Charakters werden. Dass Regisseur Matt Reeves es versteht, Action sehr atmosphärisch zu gestalten und überzeugend zu inszenieren, untermauerte er zuletzt mit “Planet der Affen: Revolution” (2014) und “Planet der Affen: Survival” (2017). Hier nun setzte er ein Drehbuch um, das er selbst zusammen mit Peter Craig schrieb.

Natürlich ist es wichtig, die Figur des Batman mit etwas Neuem zu versehen, um einen Film zu erschaffen, der sich von den bisherigen unterscheidet – und das ist Reeves großartig gelungen. Im Gegensatz zu den Umsetzungen, wo die Gegenspieler den Comics folgend durch die Luft flogen und man sich in völlig irrealem Raum bewegt hat, zeichnet Reeves ein düsteres, sehr wirklichkeitsnahes Gotham City.

Missbrauchte Macht und Korruption bilden die Grundlage für einen Streifen, der mehr als toller Krimi-Psychothriller im Gedächtnis bleibt und weniger als Superheldenfilm. So düster und atmosphärisch es los geht, wenn Batman uns mit seiner Stimme aus dem Off über den Status Quo der Stadt informiert, so packend geht es weiter mit den üblen Morden, den Botschaften an Batman und den kleinen Rätseln, die der Riddler immer wieder einstreut.

Seine Figur ist klasse, denn hier ist es nicht ein übermächtiger Bösewicht mit besonderen Kräften, der die teuflischen Fäden zieht, sondern ein intelligenter Normalo, der zum Psychopath mutiert ist – toll gespielt von Paul Dano und nicht zu vergleichen mit Jim Carreys Riddler in “Batman Forever”. Auch Robert Pattinson überzeugt als ziemlich fertiger, mit tiefen Augenringen und schlunzigem Haar die Realwelt kaum noch ertragender Bruce Wayne, der wie sein Gegenspieler Tagebuch führt und nachts dann als Batman aufzuleben scheint, wobei sich der generelle Frust längst auch hier unter das Kostüm gefressen hat.

Die weiteren Charaktere sind ebenfalls gut besetzt mit Zoë Kravitz als reizvoller Rächerin, Jeffrey Wright als glaubwürdigem Fels in der Brandung einer fragwürdigen Polizei, Colin Farrell als selbstverliebtem Pinguin, John Turturro als ruhiger Unterwelt-Größe, Andy Serkis als wenig präsentem Diener Alfred und Peter Sarsgaard als Gotham-City-Bezirksstaatsanwalt Gil Colson.

“The Batman” ist mit seinen fast drei Stunden zwar zu lang geraten und hätte durchaus auch etwas gestrafft seine Wirkung nicht verloren, ansonsten aber überzeugt der Film komplett, mit einer packenden Handlung, die auch Kritik am Umgang der Medien mit Verbrechen nicht ausspart, mit tollen, Stimmungen bestens transportierenden oder aufbauenden Bildern, mit hervorragenden Action-Szenen und mit starker musikalischer Untermalung.

Trailer:

Bewertung: 9 von 10 Punkten

 

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