Home Film “The Fall Guy” – die Action-Komödie bietet trotz überschaubar einfallsreicher Story gute Unterhaltung

“The Fall Guy” – die Action-Komödie bietet trotz überschaubar einfallsreicher Story gute Unterhaltung

Autor: Tobi

"The Fall Guy" Filmplakat (© Universal Studios. All Rights Reserved.)

The Fall Guy

Darsteller: Ryan Gosling, Emily Blunt, Winston Duke, Hannah Waddingham
Regie: David Leitch
Dauer: 123 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.upig.de/micro/the-fall-guy
Facebook: facebook.com/UniversalPicturesDE
Kinostart: 30. April 2024


Schon bevor “The Fall Guy” in den Kinos startet haben die Macher einiges – wenn nicht sogar alles – richtig gemacht, ist der Film doch in aller Munde und die Vorfreude auf den Start groß. Eine Action-Komödie mit Ryan Gosling und Emily Blunt, inspiriert von der erfolgreichen 80er-Jahre-Fernsehserie “Ein Colt für alle Fälle” (im Original damals “The Fall Guy” betitelt), inszeniert von David Leitch, der sich als Regisseur von “Atomic Blonde”, “Bullet Train“, “Deadpool 2” und “Fast & Furious: Hobbs & Shaw” oder auch als Produzent von “Nobody“, “John Wick” und “Violent Night” im Genre bereits diverse Sporen verdient hat – das klingt doch sehr reizvoll. Die Erwartungshaltung ist dementsprechend alles andere als niedrig, und hiermit mitzuhalten vielleicht dir größte Hürde.

Vor großen Hürden schreckt Colt Seavers (Ryan Gosling) hingegen nicht zurück, hat er sich in vielen Jahren als Stuntman doch mit spektakulären Performances als Double einen guten Ruf in Hollywood erarbeitet. Aktuell darf er mit blondierter Wuschelmähne mal wieder in allen gefährlichen Szenen als Ersatz für Frauenschwarm Tom Ryder (Aaron Taylor-Johnson) Schläge einstecken, sich mit dem Auto überschlagen oder einen massiven Sturz mimen. Bei selbigem kommt es dann allerdings zu einem Unfall und Colt verletzt sich so stark am Rücken, dass er sich aus dem Job zurück zieht – und nicht nur aus diesem, auch seine gerade heiß lodernde Liebelei mit Kamerafrau Jody Moreno (Emily Blunt) beendet er jäh, zieht sich komplett zurück.

Eineinhalb Jahre später arbeitet der wieder genesene Colt für einen Valet-Park-Service und schlägt sich statt vor der Kamera mit unverschämten Kunden herum, allerdings nicht körperlich, er nimmt abwertende Sprüche einfach hin, kann also weiter gut einstecken. Dann aber ruft ihn Gail (Hannah Waddingham), die nur Profit im Auge habende Produzentin von Tom Ryders Filmen, an und erklärt ihm, dass er doch bei der aktuellen Produktion “Metalstorm” mitmachen solle. Die spontane Ablehnung revidiert Colt schließlich, als er hört, dass es sich um die erste Regiearbeit von Jody handelt und diese sich seine Teilnehme explizit gewünscht habe.

Aus seinem Alltagsjob scheidet Colt also – in alter Action-Manier spektakulär – aus und reist ans Set des Sci-Fi-Westerns, an dem er nicht nur den alten Freund Dan Tucker (Winston Duke) als Stundtkoordinator wiedertrifft, sondern auch Jody, in die er nach wie vor heimlich verliebt ist. Die alte Flamme ignoriert ihn allerdings zunächst und zeigt sich dann wenig begeistert, als sie Colt erkennt, schließlich fühlte sie sich nach dem Sturz damals grundlos von ihm verlassen, wollte doch für ihn da sein. Sie hatte ihn also für das aktuelle Projekt keinesfalls angefordert, und als Colt Gail zur Rede stellt ob ihrer Lüge, erklärt ihm diese, dass Tom Ryder verschwunden sei, und dass sie ihn als den Richtigen erachtet, ihn zu finden und zurück zum Set zu bringen, bevor das Filmprojekt platzt, was Jodys Karriere im Regiestuhl wohl schnell wieder beenden würde.

"The Fall Guy" Szenenbild (© Universal Studios. All Rights Reserved.)

Emily Blunt ist Judy Moreno und Ryan Gosling ist Colt Seavers
(© Universal Studios. All Rights Reserved.)

“The Fall Guy” passt als Titel auch gut, weil der Film sich um einen im wahrsten Sinne des Wortes gefallenen Stuntman dreht, vom Sturz verletzt, aus dem Hollywood-Job und der gerade aufgeblühten Liebelei verschwunden. Nun also wittert er nach erster Ablehnung eine Comeback-Chance in jeder Beziehung, die ihn überraschend in eine mysteriöse Geschichte katapultiert, die ebenso actionreich wird wie seine einstigen Jobs.

Als Anknüpfungspunkte an die Serie “Ein Colt für alle Fälle” finden damalige Fans, also das Publikum ab Mitte der 40 vielleicht, nicht viel mehr als den Originaltitel, den Namen des Protagonisten und einen Pickup im Sprung – mal abgesehen davon, dass Serienschöpfer Glen A. Larson zu den ausführenden Produzenten gehört und dass man am Ende noch sitzen bleiben sollte, um ein kleines Bonus-Schmankerl im Abspann nicht zu verpassen. Ansonsten aber spielt die Handlung in der Gegenwart, dem Hollywood von heute, und Colt propagiert vielmehr nur zu gerne seine Anfänge im Stunt-Team von “Miami Vice”, an das auch gleich noch einige Erinnerungen eingestreut werden.

Ryan Gosling verkörpert ihn überzeugend und fungiert mit gewohntem Charme als größter Unterhaltungsfaktor im Streifen, in dem auch Winston Duke als loyaler alter Freund am Set, Hannah Waddingham als verschlagene Produzentin und Aaron Taylor-Johnson als selbstverliebter Star zu gefallen wissen, während Emily Blunt doch eher blass bleibt und es auch nicht gelungen ist, eine besondere Chemie zwischen Gosling und ihr zu entwickeln.

Drehbuchautor Drew Pearce, der schon für Streifen wie “Fast & Furious: Hobbs & Shaw” schrieb und mit “Hotel Artemis” 2018 ein starkes Regiedebüt vorlegte, für das er auch das Buch verfasste, hat zwar nur eine überschaubar einfallsreiche Story geliefert, deren Plot eher handelsüblich als innovativ anmutet, der Film weiß aber trotzdem insgesamt gut zu unterhalten, dank Ryan Gosling, dank gelungener Action-Szenen und dank einiger guter Gags, die auch gewisse Längen verschmerzbar machen – und kleine ironische Einwürfe zur Filmbranche und sogar bekannten Blockbustern bleiben auch nicht aus.

Als ehemaliger Stuntman bietet Leitch – der in einem nett gemachten Bitte-das-Handy-nicht-nutzen-Opener zusammen mit Gosling sogar auch kurz zu sehen ist – mit “The Fall Guy” zudem eine Liebeserklärung an das Actionkino und versäumt es nicht, klar darauf zu verweisen, wie wichtig die hart arbeitenden, für andere die Knochen hinhaltenden und ihre Gesundheit gefährenden Stuntleute sind, wobei sie so gut wie nie Lorbeeren hierfür erhalten. Doch es besteht Hoffnung: Nachdem die Academy of Motion Picture Arts and Sciences ab 2025 auch einen Oscar® für “Bestes Casting” verleihen wird und somit erstmals seit 2002 eine neue Kategorie einführt, sollen “Variety” zufolge bereits Gespräche stattgefunden haben, bald auch Stunt-Leute auszuzeichnen. Und es ist nur konsequent, hier dann in den End-Credit-Szenen auch sie mal kurz zu zeigen.

Trailer:

Bewertung: 7 von 10 Punkten

 

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