Home Film “The Photograph” – der einfühlsame Liebesfilm wirkt teilweise etwas hochglanzpoliert

“The Photograph” – der einfühlsame Liebesfilm wirkt teilweise etwas hochglanzpoliert

Autor: Mick

"The Photograph" Filmplakat (© 2020 UNIVERSAL STUDIOS. All Rights Reserved.)

The Photograph

Darsteller: LaKeith Stanfield, Issa Rae, Chanté Adams, Y’lan Noel
Regie: Stella Meghie
Dauer: 106 Minuten
FSK: freigegeben ohne Altersbeschränkung
Website: upig.de/micro/the-photograph
Facebook: facebook.com/UniversalPicturesDE


Die kanadische Independent-Regisseurin Stella Meghie (“The Weekend”, “Du neben mir”) hat sich mit ihren bisherigen Filmen schon irgendwie auf zwischenmenschliche Beziehungen jeglicher Art spezialisiert, die sie jedes Mal auf eindrucksvolle Weise seziert. So verwundert es auch nicht im Geringsten, dass sie in ihrem neuesten Werk “The Photograph” eine romantische Liebesgeschichte erzählt, die sie erneut selbst erdacht hat. Dabei hat es erstmal gar nicht den Anschein, als würden sich die Recherchen des New Yorker Journalisten Michael (LaKeith Stanfield) in diese Richtung entwickeln, aber unverhofft kommt ja erfahrungsgemäß oft.

Doch mal ganz von vorne: Michael arbeitet an einem Artikel über die Auswirkungen des verheerenden Wirbelsturms Katrina auf die zurückgebliebene Bevölkerung, als ihm bei einem Interview in Louisiana ein faszinierendes Foto in die Hände fällt. Eigentlich ursprünglich am Einzelschicksal von Isaac (Rob Morgan) interessiert, zieht es ihn in seinen Bann. Die Geschichte hinter dem Bild führt ihn zurück in New York direkt zur Tochter Mae (Issa Rae) der auf ihm abgelichteten Frau, die ihm bereitwillig Zugang zum Archiv ihrer inzwischen verstorbenen Mutter Christina (Chanté Adams), einer Fotografin, gewährt. Da ahnt er noch nicht, wie verworren sich Maes Familiengeschichte gestaltet. Was er aber sehr wohl ahnt, ist, dass er sich sofort unheimlich zu ihr hingezogen fühlt.

"The Photograph" Szenenbild (© 2020 UNIVERSAL STUDIOS. All Rights Reserved.)

(© 2020 UNIVERSAL STUDIOS. All Rights Reserved.)

Ungeheuer gefühlvoll entfaltet Meghie hier nach kurzer Einführung die zarte Liebesgeschichte der beiden, genauso wie die sympathischen Hauptdarsteller von der ersten Sekunde an glaubhaft transportieren, dass zwischen Mae und Michael die Chemie ganz einfach stimmt. Da wird man nur zu gerne Zeuge ihrer stetigen Annäherung, auf die schon bald erste Verliebtheit folgt. Denn die verbreitet ein wunderbares Gefühl des Wohlbefindens, wenn auch Geschichte und Bilder ein wenig zu glattgebügelt und hochglanzpoliert erscheinen. Doch rechtzeitig vor dem Abdriften ins Kitschige tritt die Rahmenhandlung wieder in den Vordergrund, lässt uns Meghie die turbulente Vergangenheit von Maes Mutter in Rückblenden nachvollziehen, die sie Mae in einem Brief schildert.

So ist die Romanze von Mae und Michael keinesfalls so eindimensional, wie man anfangs befürchten konnte, war doch auch Christinas Beziehung zu Isaac damals alles andere als einfach, und lässt uns Issa Rae noch dazu regen Anteil an der Vergangenheitsbewältigung ihrer Mae nehmen. Das die auch noch eng mit Michaels Arbeit an seinem Artikel verknüpft ist, ist ein kluger Schachzug der Handlung, und führt die beiden verliebten Hauptfiguren noch näher zusammen. Dass jedoch auch ihrer Beziehung schnell Steine in den Weg gelegt werden, folgt nur dem gängigen Grundkurs Spannungsaufbau und wirkt damit etwas konstruiert.

Das aber trübt das Sehvergnügen der herzenswarm inszenierten, stimmigen Liebesgeschichte nur marginal, bei der Meghie die Schicksale von Mutter und Tochter gekonnt verschachtelt und uns damit emotional packt. Da verzeiht man ihr dann auch die eine oder andere Ungereimtheit und ein manchmal auffallend offensives Product-Placement. Dafür aber kann ihr einfühlsames Werk durchaus als Statement zur omnipräsenten Rassismusdebatte verstanden werden, kommt es doch nahezu ohne weiße Darsteller aus, was in der amerikanischen Filmwelt beileibe keine Selbstverständlichkeit ist.

Trailer:

Bewertung: 7 von 10 Punkten

 

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