Home Film “The Son” – bewegendes Psychodrama um einen traumatisierten Jugendlichen

“The Son” – bewegendes Psychodrama um einen traumatisierten Jugendlichen

Autor: Mick

"The Son" Filmplakat (© LEONINE)

The Son

Darsteller: Hugh Jackman, Zen McGrath, Vanessa Kirby, Laura Dern
Regie: Florian Zeller
Dauer: 123 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.leoninedistribution.com/filme/164579/the-son.html
Facebook: facebook.com/LEONINEStudios


In seinem grandiosen “The Father” thematisierte Florian Zeller 2020 mit einem überragenden Anthony Hopkins in der Hauptrolle eindringlich die fortschreitende Demenz eines Seniors und den zunehmend schwieriger werdenden Umgang mit ihm. Knappe zwei Jahre später präsentiert uns der französische Regisseur jetzt mit “The Son” die zweite Kinoadaption eines eigenen Theaterstücks, die diesmal zwei Generationen zurückgeht und, wie der Titel schon vermuten lässt, den traumatisierten Sohn als Problemfall einer Familie in den Fokus rückt.

Anwalt Peter (Hugh Jackman) hat sich bestens eingerichtet in seinem neuen Leben nach der Scheidung von seiner Frau Kate (Laura Dern). Beruflich läuft es rund und gemeinsam mit seiner neuen Lebensgefährtin Beth (Vanessa Kirby), für die er Kate einst verlassen hat, genießt er im schicken New Yorker Loft das durch ihre neugeborene Tochter perfekt gemachte Glück. Aber Florian Zellers Stücke zeichnen sich ja bekanntlich nicht durch das Verbreiten von ungetrübter Harmonie aus, und so lassen die Probleme auch in seinem neuen Familiendrama nicht lange auf sich warten.

Ungeahnt steht nämlich eines Tages Peters Ex-Frau vor seiner Tür und ersucht ihn um Hilfe, weil sie den Zugang zu ihrem gemeinsamen 17-jährigen Sohn Nicholas (Zen McGrath) verloren hat. Der schwänzt schon seit Monaten komplett motivationslos die Schule und zeigt sich auch sonst gänzlich beratungsresistent. Was also liegt näher, als es mit ihm einmal in einer anderen Umgebung zu versuchen und auf die Ansprache seines erfolgreichen Vaters Peter zu setzen, mit dem er sich ja früher so prima verstanden hat? Natürlich bedarf es dazu einiger Überzeugungsarbeit, da Peter nicht ganz unberechtigt sein Familienglück durch den Fremdkörper Nicholas gefährdet sieht. In Ermangelung besserer Ideen jedoch holt Peter seinen Sohn schließlich zu sich und ist zuversichtlich, ihm wieder in die richtige Spur verhelfen zu können.

"The Son" Szenenbild (© LEONINE)

Peter (Hugh Jackman) und sein Sohn Nicholas (Zen McGrath) (© LEONINE)

Das scheint anfangs auch bestens zu funktionieren, scheint Nicholas trotz merkwürdiger Einsilbigkeit im Gespräch wieder zur Schule zu gehen und am Familienleben teilzunehmen. Scheint! Denn schon nach kurzer Zeit stellt sich Nicholas‘ Kooperationswille als pure Heuchelei heraus, und auch Peters eindringliche Motivationsversuche laufen völlig ins Leere. Damit gelingt es Florian Zeller einmal mehr hervorragend, eine authentische Problematik zu installieren, die das ganze Familiengefüge ins Wanken bringt und so für eine äußerst unbehagliche Stimmung sorgt. Nicht nur Zen McGrath gibt dabei den handfesten Depressionen seines durch die Trennung der Eltern schwer traumatisierten Nicholas einfühlsam Gesicht, vor allem Hugh Jackman tut sich hier als besorgter, bald ebenfalls überforderter Vater hervor.

Der tut wirklich alles, um nicht die Fehler seines eigenen Vaters (Anthony Hopkins) zu wiederholen, der damals die Beziehung zu ihm für die Karriere geopfert hat und sich auch jetzt noch keiner Schuld am zerrütteten Verhältnis bewusst ist. Doch auch Peter muss sich nach einer Weile eingestehen, dass selbst alle Liebe und Fürsorge Nicholas nicht helfen können, dessen Unberechenbarkeit zunehmend bedrohliche Züge annimmt. Genauso wie in Peter macht sich auch in uns immer mehr Hilflosigkeit breit, können wir Nicholas‘ Probleme absolut nachvollziehen, den das Leben “einfach nur schmerzt”, und hätten gern eine einfache Lösung zur Hand.

Einfach aber ist in Florian Zellers intensivem Drama gar nichts, seziert der darin doch genüsslich die Auswirkungen der Psychose auf die Familienstrukturen, bietet dabei immer mal wieder eine mögliche Rettung des Teenagers an, für dessen Schicksal eigentlich niemand so richtig verantwortlich gemacht werden kann. Die jedoch zerschlägt sich spätestens, als Peter und Kate selbst der Psychiatrie nicht mehr vertrauen, und nimmt auch uns damit die letzte Hoffnung. Das bewegende Psychogramm nimmt uns so emotional unheimlich mit, lässt uns teilhaben an einer ausweglosen Situation, in die auch wir jederzeit geraten können, und lässt uns mit einem nachhaltigen Gefühl der Ratlosigkeit zurück.

Trailer:

Bewertung: 8 von 10 Punkten

 

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