Weißt du noch
Darsteller: Senta Berger, Günther Maria Halmer, Konstantin Wecker, Yasin El Harrouk
Regie: Rainer Kaufmann
Dauer: 90 Minuten
FSK: freigegeben ab 6 Jahren
Website: www.majestic.de/weisstdunoch
Facebook: facebook.com/majestic.filmverleih
Kinostart: 21. September 2023
Ob man will oder nicht, für viele kommt mit dem Alter irgendwann auch das Vergessen, ob in Form einer nicht heilbaren und unnachgiebig fortschreitenden Demenz oder noch gnädig nur marginal merklich – zumindest zunächst. “Weißt du noch” von Regisseur Rainer Kaufmann widmet sich dem Moment, wo erste Gedächtnislücken unübersehbar sind, auch wenn man sie noch wegzukaschieren versucht, und hierfür hat er mit Senta Berger und Günther Maria Halmer ein gutes Duo gewinnen können, das die sicherlich auch in fortgeschrittenem Alter befindliche Zielgruppe vermutlich sehr gerne sieht.
Marianne (Senta Berger) und Günter (Günther Maria Halmer) sind seit über 50 Jahren verheiratet und leben in ihrem Haus, aus dem die Kinder schon lange ausgezogen sind, nicht schlecht. Und doch hat sich bereits seit längerem eine Routine eingeschlichen, die wenig wirklich freudige Momente erzeugt und in der die größte Aufregung im Alltag noch der Ärger über den Haufen des Nachbarshundes in der eigenen Einfahrt erzeugt, zumindest bei Günter. Besuch kommt selten, wenn nicht gerade mal das Fernsehbild ausfällt und der gerufene Techniker (Yasin El Harrouk) Günter mit Fachbegriffen überfordert, wo er ihn doch eigentlich beruhigen will – es fehle doch nur ein Teil, und das bringe er heute noch vorbei.
Ohne die Fremdberieselung bleibt plötzlich viel Zeit zum Reden, und da nicht nur Günter neuerdings immer wieder mal was vergisst, so wie zum Beispiel heute ihren Hochzeitstag, sondern nun auch Marianne beim Kreuzworträtseln ungeahnte Lücken offenbart, eröffnet er ihr, dass er just von einem Freund (Konstantin Wecker) eine neuartige Pille erhalten habe, die für eine begrenzte Zeit sämtliche Erinnerungen zurückbringen soll.
Günther Maria Halmer und Senta Berger als ewig streitendes Ehepaar Marianne und Günter
(© Majestic / Jürgen Olczyk)
Wenn eh kein Fernsehen funktioniert, könnte man diese ja jetzt mal ausprobieren. Etwas skeptisch entscheiden sie sich dafür, und plötzlich wissen Marianne und Günter nicht nur wieder, wie genau die Bremer Stadtmusikanten aufgestellt waren, sondern es kommen Erinnerungen an schöne alte Zeiten, gemeinsame Reisen, all den frühen Spaß, aber auch an traurigere Ereignisse. Die beiden fühlen sich plötzlich wieder agil, irgendwie jünger, und auch alte Gefühle werden wieder stärker – im Wissen, dass die Wirkung des Wundermittels bald nachlassen und man wieder im wahrsten Sinne der und die Alte sein wird, mit den nun anhaftenden Schwächen.
Dies erzeugt eine ganz besondere Stimmung bei Marianne und Günter, und diese hat Regisseur Rainer Kaufmann nach einem Drehbuch von Martin Rauhaus gut eingefangen. Da abgesehen von gut eingeflochtenen Aufnahmen aus alten Tagen, für die frühere Fotos und Bilder von Senta Berger und Günther Maria Halmer gekonnt zusammengefügt wurden, und dem anfänglichen Pillenkauf alles im Haus der beiden spielt, sehen wir eine Art Kammerspiel, welches aber keinesfalls langweilt.
Im Gegenteil, die Dialoge der Protagonisten wissen zu gefallen, sogar einige bislang verborgen gebliebene Dinge werden hierbei eröffnet, und die von Kaufmann noch einmal aus der selbsterklärten schauspielerischen Rente zurück geholte Senta Berger weiß ebenso zu überzeugen wie der stark aufspielende Günther Maria Halmer. Sicher kein Film, der die Jugend ins Kino zieht, aber für ältere Semester ist “Weißt du noch” durchaus ein Tipp, mit viel Tiefgründigkeit daher kommend, aber auch mit Lockerheit und Charme.
Trailer:
Bewertung: 7 von 10 Punkten
