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Alt-J bescheren auf ihrem vierten Album wieder sehr interessanten Alternative-Folk-Pop

Autor: Tobi

Alt-J "The Dream"

Alt-J

“The Dream”

(CD, Infectious Music, 2022)

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Nachdem sich Alt-J mit ihren bisherigen drei Studioalben “An Awesome Wave” (2012, Platin in UK), “This Is All Yours” (2014 – Platz 1 in UK, 4 in den USA, 8 bei uns) und “Relaxer” (2017, in Großbritannien mit Rang 6 erneut in den Top Ten) zu einer sehr erfolgreichen, weltweit gefeierten Band gemausert haben, bescheren Joe Newman (Gesang, Gitarre), Gus Unger-Hamilton (Keyboard) und Thom Green (Schlagzeug) – seit dem Ausstieg von Bassist/Gitarrist Gwilym Sainsbury 2014 ja nur noch als Trio unterwegs – nach fünf langen Jahren endlich ihr mit Hochspannung erwartetes viertes Album.

Alt-J (© George Muncey)

(© George Muncey)

“The Dream” nennt sich dieses und bietet auf seinen 50 Minuten zwölf Songs, die wieder sehr gut geworden sind und weit abseits jeglichen Einheitsbreis liegen. Mit dem fünfminütigen “Bane” eröffnen die Jungs den Longplayer düster und sphärisch, wobei es nach fast zwei Minuten energischerer Klangwand ruhiger zugeht, hierbei äußerst abwechslungsreich, und nach drei Minuten kommen auch noch triphoppige Beats und Pianoklänge hinzu.

Dem starken Opener folgt das im September 2021 ja bereits als erste Single voraus geschickte “U&Me”, das lange Zeit gemütlich voran schleicht, bevor einige schrammelnde Gitarrentöne etwas Progressivität in die Nummer tragen. Vorübergehend, denn hier stehen die im Text zweimal erwähnten “summer holiday having fun” im Fokus – und das bleibt im Gedächtnis – “hanging on to the memory of that day for the rest of my life.”

Im November folgte mit “Get Better” ein weiterer Vorbote, und die Folknummer verzichtet nicht nur komplett auf Schlagzeug, Joe Newman wünscht hier zu akustischer Gitarre und sehr spärlich eingesetztem Bass und Keyboard gute Besserung. Mit “Delta” gibt es sogar auch ein rein vokales Zwischenspiel, und sanft fließt auch das sechseinhalb Minuten lange “Walk A Mile” dahin, beschert hierbei tolle Stimmung.

Ebenso getragen wird der traurige Herbst einer Liebe in “Happier When You’re Gone” geschildert, wenn der Partner einen kaum noch wahrnimmt – “Homelessness at home, my life is bracing for your hug. You pass me to unplug your phone – Hallelujah”. Mit der dritten Single “Hard Drive Gold” zeigte sich die Band im Januar 2022 groovy und tanzbar, und die catchy angelegte Nummer ist nicht nur Hüftschwung-motivierend, sie taugt durchaus auch zum Ohrwurm.

Anfang Februar wurde schließlich auch noch “The Actor” voraus geschickt, und der trockener daher kommende Song kriecht leicht bedrohlich voran. Das passt natürlich bestens, wenn man über das berühmt-berüchtigte Chateau Marmont auf dem Sunset Boulevard singt, wo schon Led Zeppelin für Aufruhr gesorgt haben, Jim Morrison vom Dach gefallen und James Dean durchs Fenster gesprungen ist und sowohl John Belushi (Überdosis) als auch Helmut Newton (Autounfall) verstorben sind. Kein Wunder also, dass man Textzeilen wie “Why do I keep on returning to you? Cocaine.” oder “Later, I hear John’s body got carried out” zu hören bekommt, Codewörter und der Pool Erwähnung finden.

Tod und Verbrechen tauchen auf dem Album immer wieder mal auf, vielleicht auch wegen des True-Crime-Podcasts “My favourite murder”, der die Songs nach Aussage der Briten stark beeinflusst hat. Ein Highlight der Scheibe ist auch “Philadelphia”, das einen ganz besonderen Charme entwickelt und mit seinem von Streicherklängen bereicherten Sound sowie seinen Melodien fasziniert, während es um unschöne Dinge geht: “In the dying of the light, my aggressor runs under the lamps. Morning light they’ll get to see the crime committed on me.”

Auch das düster sphärische “Losing My Mind”, welches gegen Ende erst etwas voller im Klang wird, handelt von alles andere als rosigen Zeiten. Mit “Powders” schließt dann aber doch ein sanft folkiges Liebeslied die Scheibe ab, bzw. eine Erinnerung an Schmetterlinge im Bauch – “I think I love her. I’m your man, I’m your man.”. Ein sehr interessantes, aufregendes Alternative-Folk-Pop Album mit einigen rockigen Anleihen, und bei “Chicago” setzen dann auch mal hämmernde, fast Club-taugliche Beats ein, ohne dass hier auch nur ein Millimeter vom Indie-Pfad abgewichen wird.

Das Album ist auf CD und 180g Vinyl sowie in verschiedenen limitierten, farbigen Vinylformaten erhältlich. Außerdem wird es eine limitierte Auflage einer gebundenen Buch-CD geben, die das Notizbuch reproduziert, das Joe Newman zum Schreiben des Albums verwendet hat, mit seinen handgeschriebenen Originaltexten und Zeichnungen. Im offiziellen Store der Band gibt es zudem Merchandise-Bundles mit signierten Drucken und exklusiven Tape- und Vinylformaten.

Im Herbst kommen Alt-J zu uns auf Tour. Hier die Daten – Tickets gibt es z.B. hier bei Eventim (Partnerlink).

07.11.2022 Hamburg – Sporthalle
09.11.2022 Ludwigsburg – MHPArena
10.11.2022 München – Zenith
23.11.2022 Köln – Palladium

www.altjband.com
facebook.com/altJ.band

Bewertung: 8 von 10 Punkten

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