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Joe Jackson nimmt uns stimmungsvoll mit ins 19. Jahrhundert

Autor: Tobi

Joe Jackson "Mr. Joe Jackson presents: Max Champion in 'What A Racket!'"

Joe Jackson

“Mr. Joe Jackson presents: Max Champion in ‘What A Racket!'”

(CD, earMUSIC, 2023)

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Von Joe Jackson hat man im Lauf seiner langen Karriere – angefangen mit der Joe Jackson Band ab 1978 und solo ab 1982 – schon so einiges an Abwechslung verabreicht bekommen, von Swing, Jazz und Blues über Rock und Klassik bis zu Filmmusik und Pop. Vor allem in den 80er-Jahren eroberte Jackson mit Songs wie “Steppin’ Out”, “You Can’t Get What You Want (Till You Know What You Want)”, “Is She Really Going Out With Him?”, “Slow Song” oder “Breaking Us In Two” die Herzen vieler Fans – mit dem Album “Night And Day” 1982 als größtem Erfolg auch die Top 5 der britischen wie US-Charts (bei uns in Deutschland Platz 11).

Nun widmet sich der 1954 geborene britische Musiker der “Music Hall” genannten Epoche der heimischen Musik Mitte des 19. Jahrhunderts, deren in der Arbeiterklasse fundierte Lieder es von den Straßen und Pubs in große Theater schafften und Massen aus allen Gesellschaftsschichten zu unterhalten wussten. Im Besonderen widmet sich Joe Jackson einem größtenteils vergessenen Musiker namens Max Champion, über den man nicht viel weiß. 1882 wurde er im Londoner East End geboren, war vermutlich mit dem großen viktorianischen Unterhaltungskünstler Harry Champion verwandt und wurde gerade bekannter, als der Erste Weltkrieg seine Karriere beendete und seine Stücke schließlich vergessen wurden.

Max Champion (Photo Credit: unknown)

Max Champion (Photo Credit: unknown)

100 Jahre später wurden 2014 Noten von Max Champion gefunden, erst auf Malta, dann in England und Belgien, wo Max vermutlich als Soldat im Krieg verstarb. In den Jahren bis 2019 kamen schließlich genug Lieder zusammen, und Joe Jackson entschloss sich, sie mit einem 12-köpfigen Orchester einzuspielen und dem vergessenen Champion eine späte Hommage zu erweisen.

Auf 42 Minuten findet man zwölf Songs, bei denen man sich bestens vorstellen kann, wie diese Mitte des 19. Jahrhunderts in einer Show oder Revue in England die Menge in Stimmung gebracht haben – wenn sie denn dort überhaupt je aufgeführt wurden, das weiß man ja nicht genau. Passen aber würde dies, angefangen vom stimmungsvollen Opener “Why, Why, Why?” über harte Arbeit und Entspannung beim gemeinsamen Drink über das peitschend treibende, erzählerische “The Sporting Life” und das fröhliche “Monty Mundy (Is Maltese)!” bis zum getragen und leicht melancholischen, nicht umsonst mit “Life isn’t always jolly” einleitenden Finale “Worse Things Happen At Sea”, bei dem man sich gut vorstellen kann, wie die Menge sich in den Armen liegend zugeprostet hat.

Voller schwarzem Humor und satirischen Beobachtungen über die Menschen und das Leben schilderte Champion den Alltag in der anstrengenden Arbeit oder im Trubel einer lebhaften Stadt, und wenn mal nicht im pompösen Klanggewand mitgerissen wird, so wie auch beim Titeltrack “What A Racket!”, dann erklingt auch gerne mal feine Folkmusik, wie bei “Dear Old Mum – A London-Irish Lament” und “Never So Nice In The Morning”, es wird leichtfüßig fließend erzählt wie im “The Shades Of Night”, oder Musical-artig wie bei “Think Of The Show! – A Thespian’s Lament” und “Health & Safety”.

Ein sicherlich überraschendes Album von Joe Jackson, aber eines, welches sich gut anhören lässt und eine ganz besondere Atmosphäre aufkommen lässt, und der packenden Stimmung der mit Orchester toll instumentierten Scheibe kann man sich nicht entziehen.

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Bewertung: 8 von 10 Punkten

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