Home MusikCD-Rezensionen Kodaline opfern sich dem Mainstream und erschrecken hiermit

Kodaline opfern sich dem Mainstream und erschrecken hiermit

Autor: Tobi

Kodaline "Politics Of Living"

Kodaline

“Politics Of Living”

(CD, RCA, 2018)

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Na das gedauert. Nach diversen Terminverschiebungen liegt nun endlich das neue Kodaline-Album “Politics Of Living” vor. Für die 45 Minuten ihres dritten Longplayers haben die Iren sich etwas breiter aufgestellt und mit Steve Mac (Ed Sheeran, Tom Walker), Steve Harris (Kaiser Chiefs, Miles Kane), Johnny Coffer (Rag’N’Bone Man, Beyoncé), Jonas Jeberg (Dizzee Rascal, Kylie Minogue) und ihrem bewährten Studiopartner Johnny McDaid (P!NK, Snow Patrol, Robbie Williams) zusammen gearbeitet.

Da verwundert es nicht, dass die zwölf Songs stilistisch nicht mehr eindeutig eingeordnet werden können. Das klingt nicht nur nach Bauchladen, das ist es auch, und der Qualität der Scheibe kommt es mal so gar nicht zugute. War das Debütalbum “In A Perfect World” 2013 noch im Indie- und Alternative-Bereich anzusiedeln und von reduziert instrumentierten Songwriting-Perlen geprägt, haben sich die Jungs über ihr Zweitwerk “Coming Up For Air”, das 2015 erschien, nun mehr und mehr zum Mainstream verschoben, und das ist schade.

Als die erste Single “Brother” im Sommer 2017 (!!!) erschien, da hatte man noch Hoffnung, da der ruhig basierte Song zwar schon klanglich fetter angerichtet daher kam, jedoch auch noch einige der Elemente enthielt, für die man Kodaline einst so lieben konnte.

Im März 2018 folgte mit “Follow Your Fire” dann ein erster Schlag in die audiotechnische Magengrube, erinnert der nun zum Opener des Albums erkorene Songs doch eher an eine vom Produzenten dominierte Seicht-Pop-Nummer mit effektreichem Titelgezwirbel als an alte Klasse.

Die von Soul geprägte Pop-Ballade “Shed A Tear” stimmte einen im Juli 2018 dann noch einmal etwas positiver, denn hier regierte trotz ohrschmeichelndem Arrangement durchaus noch eine fein anzuhörende Melodie, auch wenn die Chorgesänge etwas zu aufdringlich integriert wurden.

Fast gleichzeitig aber drückten Steve Garrigan (Gesang), Mark Prendergast (Gitarre), Jason Boland (Bass) und Vinny May (Schlagzeug) die Hoffnung direkt wieder mit “Worth It”, einer Nummer, die früher im Indie-Folk daher gekommen wäre und viel Potenzial zum Highlight gehabt hätte, anstatt nun im Mainstream-Pop vor sich hin zu plätschern.

Mit der neuesten Single “Head Held High” veröffentlichten Kodaline wenigstens noch ein Stück , das Ohrwurm-Chancen besitzt und nicht wie ein Verrat an der eigenen Klasse wirkt, im Folk mit fröhlichen Pfeif- und Mitsing-Passagen stimmungsvoll daher kommend, wenn auch zu glatt ausproduziert.

Das ist aber ja nichts gegen klanglich erschreckenden Effekt-Pop a la “Born Again” oder Allerwelts-Stücke wie “Hide And Seek” und “Don’t Come Around” mit R&B-Anleihen. Und wenn dann selbst eine Ballade wie “Angel” von Effekten zersetzt wird, bei “Temple Bar” seicht abgezwitschert wird und Kodaline bei “Hell Froze Over” klingen wie Eminem an einem schlechten Tag, dann schüttelt man nur noch den Kopf und ist schon sehr dankbar, dass bei dem durchaus schönen “I Wouldn’t Be” wenig Instrumentierung erklingt und auch nicht zu viel am Sound gedreht wurde.

“Es ist schon eine Weile her, seit wir unser zweites Album veröffentlicht haben. Aber wir hatten das Gefühl, dass wir uns die Zeit nehmen mussten, um das bestmögliche Album aufzunehmen. Wir sind sehr glücklich damit und können es kaum erwarten, dass die Leute es zu hören bekommen,” erklärte Sänger Steve. Als Fan der alten Kodaline kann man allerdings das mit dem bestmöglichen Album nicht nachvollziehen und wendet sich eher ab.

Im Oktober sind Kodaline bei uns auf Tour – Tickets gibt es z.B. hier bei Eventim (Partnerlink):
07.10. Berlin, Astra Kulturhaus
12.10. Hamburg, Docks
19.10. München, Theaterfabrik
20.10. Wiesbaden, Schlachthof
29.10. Stuttgart, LKA Longhorn
30.10. Köln, Live Music Hall

www.kodaline.com
facebook.com/Kodaline

Bewertung: 4 von 10 Punkten

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