Home MusikCD-Rezensionen L.Dre bietet eine überzeugende Fusion aus chilligem Lo-Fi und Klassik

L.Dre bietet eine überzeugende Fusion aus chilligem Lo-Fi und Klassik

Autor: Tobi

L.Dre "LoFi Symphony"

L.Dre

“LoFi Symphony”

(Vinyl-LP, Deutsche Grammophon, 2023)

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Nachdem der in Los Angeles aufgewachsene und lebende L.Dre als Kind verschiedene Instrumente wie Gitarre und Schlagzeug lernte, sich aber eher zum HipHop hingezogen fühlte, studierte er Musikproduktion am College, hatte als Teenager allerdings schon damit angefangen, instrumentale Produktionen auf Streamingplattformen hochzuladen.

Seine ruhigen Beats passten hierbei zu einem sich immer mehr abzeichnenden Trend, nutzte seine Generation doch Lo-Fi Tracks und Beats vor allem als Hintergrundmusik, zum Beispiel beim Lernen. Inzwischen hat L.Dre sich längst etabliert und kreiert nicht nur Musik, sondern teilt auf Instagram, YouTube oder TikTok mit seinen FollowerInnen Tipps und Tricks im Umgang mit Musiksoftware und Einblicke in den Alltag und die Arbeitsweise eines Musikproduzenten. Kein Wunder, dass seine Kanäle und seine Community unaufhaltsam wuchsen und er nicht nur mehr als 800.000 monatliche Hörer auf Spotify zu verzeichnen hat, sondern auch über 680.000 Follower auf TikTok und 345.000 Follower auf YouTube.

L.Dre (© Jenna Jones)

(© Jenna Jones)

Sein neues Album “LoFi Symphony” entstand auf Vorschlag des renommierten Klassik-Labels Deutsche Grammophon hin, das L.Dre anbot, klassische Orchesterstücke aus seinem Katalog mit Lo-Fi-Beats zu fusionieren. Die Idee gefiel dem Produzenten gut, und da Claude Debussys “Clair de lune” und Beethovens “Mondscheinsonate” schon länger zu seinen persönlichen Favoriten gehörten, waren einige Titel rasch auserkoren. Hinzu kamen Passagen aus Erik Saties “Gymnopédies” oder Vivaldis “Vier Jahreszeiten”, und neben ruhigen, melancholischen Stücken, die sich perfekt für eine Lo-Fi-typische Bearbeitung eigneten, wählte L.Dre auch bewusst energetische Kompositionen, um die dynamische Spannweite des Albums zu erhöhen.

Insgesamt ging es L.Dre vor allem darum, “ein paar wirklich ikonische klassische Stücke auszuwählen und ihre Geschichte neu zu erzählen, auf meine ganz eigene Weise”. Lachend fügt er hinzu: “Außerdem wollte ich, dass all meine Produzenten-Freunde darüber rätseln, wie ich für diese Stücke wohl die Freigabe bekommen habe.”

Insgesamt sind zwölf Tracks entstanden, und das durchaus aufwändiger als man denken könnte, sampelte L.Dre doch zunächst die klassischen Werke und erarbeitete auf dieser Grundlage die passenden Beats. Dann wurden die klassischen Passagen transkribiert, mit einem Orchester aus ausgewählten MusikerInnen neu eingespielt, und mit diesen Aufnahmen finalisierte L.Dre die Stücke mit Rhythmen, Bässen und auch Gesangsmomenten, die allerdings wie von Instrumenten erzeugt wirken, eher sphärisch und nicht normal wortbasiert.

Da das nur auf Vinyl und digital veröffentlichte Album gerade einmal 30 Minuten umfasst, ist klar, dass die Stücke kurz gehalten sind, allesamt unter 3 Minuten, um nicht erst die Gefahr von Eintönigkeit aufkommen zu lassen. Die Begegnung des Lo-Fi mit seinen leicht dumpfen Beats sowie genretypischem Vinylknistern und klassischen Hi-Fi-Aufnahmen sorgt für eine spannende Mischung, die überzeugt.

Mit “Under the Moon”, seiner wunderbar entspannten, durch das Piano leicht jazzig und groovy anmutenden Adaption von Debussys “Clair de lune”, wird das Album eröffnet, bevor beim schönen, auf Maurice Ravels “Pavane pour une infante défunte” basierenden “Lonely Dance” Saxophon über verhaltenen Streichern und Piano balanciert. Erik Saties “Gymnopédies” fließt getragen dahin, und bei “Penthouse Suite”, “Winter Morning” oder Beethovens berühmter “Moonlight Sonata” ist es nicht anders.

Mit mehr Energie erklingt das Piano bei Franz Liszts “Love Dream”, bei “Sentimental” sowie Camille Saint-Saëns’ “The Swan” ist der Beat etwas angezogen, und bei Antonio Vivaldis “Summer” sowie “Florescence” erklingen die Streicher energetischer. Mit dem schönen “Canon”, dessen Komposition von Johann Pachelbel uns allen ja auch noch von The Farms Britpop-Hit “All Together Now” gut im Ohr ist, wird ein sehr feines, entspannendes Album abgeschlossen, das sich hervorragend durchhören lässt und zu dem L.Dre erklärt: “Ich musste meine Komfortzone verlassen … und das war großartig.”

www.lofidre.com
facebook.com/LofiDre

Bewertung: 8 von 10 Punkten

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