Home MusikCD-Rezensionen Nothing But Thieves bieten ein abwechslungsreiches, überzeugendes drittes Album

Nothing But Thieves bieten ein abwechslungsreiches, überzeugendes drittes Album

Autor: Tobi

Nothing But Thieves "Moral Panic"

Nothing But Thieves

“Moral Panic”

(CD, RCA, 2020)

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Mit ihrem dritten Album “Moral Panic” legen Nothing But Thieves den Nachfolger zur Erfolgsscheibe “Broken Machine” aus dem Jahr 2017 vor, mit der sie Platz 2 der britischen Charts erreichen konnten – und im Herbst 2018 gab es ja zwischendurch auch noch die EP “What Did You Think When You Made Me This Way”.

Auf 43 Minuten bietet das aus dem englischen Southend-on-Sea stammende Quintett elf neue Songs, die zu überzeugen wissen und abwechslungsreich daher kommen, auch wenn sie einigen Rock-Fans sicher von Produzent Mike Crossey (The 1975, Arctic Monkeys, Wolf Alice) zu sehr auf Bombast und Effekt gestrickt sein mögen.

Die Vorab-Singles sind natürlich allesamt enthalten. Im März wurde mit “Is Everybody Going Crazy” ein erster Vorbote veröffentlicht, der mit seiner Mischung aus prominenter Elektronik und druckvollen Riffs samt stellenweise hohem Gesang etwas an Muse erinnerte – nicht als einzige Nummer. Auch das sphärisch voran kriechende und hinten raus gut abrockende, kürzlich noch erschienene “Phoebia” wäre auf einem Alben der britischen Kollegen nicht stilfremd gewesen. Hierbei ist es allerdings nicht so, dass man Nothing But Thieves Abkupfern vorwerfen könnte, das haben sie ja auch gar nicht nötig.

Obwohl das Album vor den aktuellen Ereignissen der Pandemie geschrieben wurde, passen einige der Stücke gut zur derzeitigen Ausnahmesituation, nicht nur “Is Everybody Going Crazy”. Eigentlich aber handelt es sich vielmehr um eine Scheibe, auf der Themen wie Klimawandel, die Auswirkung sozialer Medien und unsere Gesellschaft textlich verarbeitet werden.

“‘Moral Panic’ war manchmal ein schwieriger Prozess”, erklärt die Band. “Es ist in vielerlei Hinsicht ein politisches Album, aber wir wollten es nicht so direkt machen. Das Album bezieht sich darauf, wie sich der Druck der modernen Welt und das Informationszeitalter auf uns auswirken. Es geht um Menschen. Die Songs liegen irgendwo zwischen Wut und Resignation. Wir müssen ständig gegeneinander in einen Wettbewerb treten. Unsere Ängste werden benutzt, um Werbeeinnahmen zu generieren. Die aktuelle Debatte fordert uns auf, anzunehmen, dass jeder, der auf irgendeiner Ebene nicht mit uns übereinstimmt, eine Ansicht vertritt, die unserer völlig widerspricht. Meine Wahrheit ist nicht deine Wahrheit und deine Wahrheit macht dich zu Abschaum.”

Im Juni ließen Conor Mason (Gesang, Gitarre), Joe Langridge-Brown (Gitarre), Dominic Craik (Gitarre, Keyboard), Philip Blake (Bass) und James Price (Schlagzeug) mit “Real Love Song” eine gradlinigere Midtempo-Rocknummer folgen, die klanglich opulent und eingängig daher kommend den Begriff Stadionrock in den Kopf schießen lässt.

Das im August veröffentlichte, treibende “Unperson” eröffnet den Longplayer mit wütender Kraft, und hier nutzt Mason seine Stimme auch so vielfältig wie auf keiner anderen Nummer, von ruhigen Tönen bis zu Schreien.

Beim sehr interessanten “Can You Afford To Be An Individual?” bieten die Jungs eine starke Mischung aus verschiedenen Tempi, Intensitäten und Klängen, und zum Song erklären sie: “Wir existieren in Online-Stämmen. Manchmal ist dies der einzige Weg, durch den Tag zu kommen. Manchmal liegt es daran, dass wir gerne Schmerzen verursachen. Wo finden wir Hoffnung oder Erleichterung? Haben wir noch eine Wahl? Kann man es sich leisten, ein Individuum zu sein?”

Der Titelsong kommt eher seicht und poppig ausgerichtet daher, und das gilt auch für das auch auf akustische Gitarrenklänge setzende, emotionale “There Was The Sun” und das erst in seiner zweiten Hälfte rockiger anmutende “Free If We Want It”. Mit “Before We Drift Away” schließt eine mit Streicherklängen bereicherte Power-Ballade den gelungenen Longplayer ab, und auch die schöne, Mitte September veröffentlichte Midtempo-Nummer “Impossible” wurde schon durch orchestrale Töne bereichert – wenn auch nicht so prominent wie in der hier zu sehenden “Orchestral Version” live aus den Abbey Road Studios.

Nothing But Thieves wollten ursprünglich 2020 international auf Tour gehen. Die Tour wird nun im Herbst 2021 nachgeholt, darunter ihre bis dato größte Headliner-Show in der Londoner O2 Arena. Auch fünf Konzerte in Deutschland stehen auf dem Programm. Hier die Daten – Tickets gibt es z.B. hier bei Eventim (Partnerlink).

24.10.2021 Wiesbaden, Schlachthof
26.10.2021 Leizig, Täubchenthal
28.10.2021 Berlin, Columbiahalle
02.11.2021 München, Tonhalle
11.11.2021 Köln, Palladium

www.nbthieves.com
facebook.com/NothingButThieves

Bewertung: 8 von 10 Punkten

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