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Songwriter und Produzent Michael Falk veröffentlicht als Touching ein interessantes zweites Album

Autor: Tobi

Touching "littleworlds"

Touching

“littleworlds”

(CD, The Instrument Village, 2021)

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Hinter dem Pseudonym Touching verbirgt sich Songwriter und Produzent Michael Falk, der von seinem Zuhause im kanadischen Winnipeg aus früher Festivals organisierte, ein Studio betrieb und ein Plattenlabel führte, außerdem als Künstler mit renommierten Bands wie Les Jupes, The Liptonians und dem Rapper und ABC-Moderator Ismaila Alfa auf Tournee war. Dann wurde er Vater und richtete seinen Fokus neu darauf aus, selbst Musik zu machen.

Mit “Isolation Blues” veröffentlichte er als Touching im Juli 2020 ein nur allzu gut in die Pandemie passendes Album – resultierend aus zehn über einen Zeitraum von zehn Wochen im allerersten Corona-Lockdown veröffentlichten Stücken, jeweils mit einem One-Shot-Video ausgestattet.

Thematisch ging es dementsprechend auch nicht um lustige Ausgelassenheit, Reisen oder sonstige von sozialer Gemeinschaft und Freiheit geprägten Dinge, sondern um Einsamkeit, Depression und Trennung. Nun folgt mit “littleworlds” ein zweites Album, das den Positivismus zurück bringen möchte.

Touching (© Sam Katz)

(© Sam Katz)

Auch wenn die zwölf Songs auf 40 Minuten zur gleichen Zeit geschrieben und erarbeitet wurden wie die des Vorgängers, stehen nun Hoffnung und freudige Momente mehr im Fokus, und auch die ihm bekannte Vorfreude und zugleich Angst, ein Elternteil zu werden.

“Letztes Jahr hatte ich den Tiefpunkt erreicht und den Wunsch, meinen eigenen Weg der Selbstverwirklichung wiederzufinden”, erklärt Falk. “Die einzige Möglichkeit, meinem Sohn ein Vorbild zu sein, bestand darin, ihm zu zeigen, dass ich weiß, wie man den Weg geht, indem ich das Leben lebe, das ich leben möchte. Man kann Kindern erzählen, was man will, aber am Ende werden sie zu dem aufschauen, was man tatsächlich tut.”

In seinem Kellerstudio hat Falk interessante Nummern erarbeitet, die allesamt von seiner Bariton-Stimme geprägt sind, stilistisch ansonsten klar im Indie-Bereich angesiedelt sind, mit rockigen Elementen ebenso wie poppigeren und elektronischen Momenten. Mit dieser Kombination erinnert das Ganze natürlich automatisch an eine Formation wie die Editors, aber das ist ja erst einmal nichts Schlechtes, kann man Touching doch kein Abkupfern vorwerfen.

Die Single “Tony Called The Muscle” über das dramatische Ende einer engen kreativen Partnerschaft kam als erster Vorbote energetisch und treibend daher. “Einen Kunden zu verlieren? Das kommt vor”, sagt Falk. “Jemanden zu verlieren, mit dem man künstlerisch und persönlich tief verbunden ist? Das ist hart. ‘Tony Called The Muscle’ spricht die universellen Themen des Bruchs und der Aufarbeitung an, die das neue Album durchziehen.”

Die zweite Single “Caught In The Middle” erkundete getragen und atmosphärischer die komplexen Gefühle, die mit der Geburt des ersten Kindes aufkommen – ausgestattet mit Teil zwei einer kleinen Trilogie von Videos, die sich um einen Boxring drehen. “Während der Song geschrieben wurde, bevor ich Vater wurde, ist dieses Video entstanden, nachdem ich nun schon ein paar Jahre Papa geworden bin. Ich wollte eine Geschichte über das ‘Kaputt machen und das Reparieren’ erzählen, durch das Vertrauen und Beziehungen wie Muskeln wachsen können. Kinder stoßen ihre Eltern weg und ziehen sie an sich. Die Emotionen können heiß laufen, und Kinder sind die ultimativen Wahrheitsverkünder. Das ist demütigend und schön. Manchmal müssen Eltern schmunzeln und es einfach hinnehmen – die Aufnahme von Christa, die mit den Zähnen knirscht, während Sophie sich auf den Bauch schlägt, ist eine ziemlich universelle Erfahrung und trifft mich jedes Mal” erklärt Michael den Song und das Video.

Den Abschluss bildete die dritte, im Midtempo dahin fließende Single “All I Need” über den letzten Arbeitstag in einer Fabrik. Der Song stellt die Frage nach dem Wert eines Lebens, das man damit verbringt, an Dingen zu arbeiten, die die Menschen nicht zu schätzen scheinen, während man versucht, sich mit dem zu verbinden, was wirklich zählt. Falk erklärt: “Die Hauptfigur des Songs verlässt an seinem letzten Arbeitstag eine Fabrik, starrt zurück ins Leere und fragt sich, ob das Leben, für das er geschuftet hat, am Ende etwas wert war. Hat irgendjemand davon profitiert oder sich darum gekümmert? Ist die Welt ein besserer Ort? Für das Video haben wir diese Figur als den jungen Boxer aus dem Tony-Video eingesetzt, der jetzt alt und der Hausmeister in seinem Boxclub ist. Er kann einfach nicht vom Ring loslassen, und seine Beziehungen leiden darunter. Erst vor kurzem habe ich begriffen, dass es sich dabei um mein Unterbewusstsein handeln könnte, das meine eigenen Ängste als Künstler herausfordert und mich fragt, ob es überhaupt einen Sinn hat, weiterhin Kunst zu machen? Oder ob ich tatsächlich vor allem Künstler sein will und alles andere beiseite schieben muss, um Kunst zu machen? Existenzielle Krise! Ha. Alasdair und ich haben dieses Stück zusammen geschrieben – unser erstes gemeinsames Stück. Es fing damit an, dass er ein paar Ideen für eine Basslinie hatte und ich dazu sagte: ‘Hey, das ist toll – lass uns das verwenden!’ Texte und Melodien über harmonische Strukturen zu schreiben, die anders sind als das, was ich normalerweise selbst schreiben würde, ist ein lustiger Lernprozess und eine willkommene Herausforderung.”

Ansonsten gibt es mehr auf fließende Klänge und Atmosphäre setzende Stücke wie den ansprechenden Opener “Still Slow” oder das elektronischere “Diamond In The Light”, treibender angelegtes Material wie “Spark” und “Two Solitudes”, oder doch auch düsterer anmutende Songs mit “The Same Way” und dem abschließenden “Unbelievable”.

Mit “Nothing Can Change Your Mind” ist nur eine Nummer zu finden, die eher langweilig vor sich hin plätschert, ansonsten lässt sich die Scheibe durchaus gut anhören, auch wenn im nicht ausbleibenden Vergleich mit den Editors weit weniger Faszination erzeugt werden kann.

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Bewertung: 6 von 10 Punkten

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