Home MusikKonzertberichte Biffy Clyro – Kritik des Konzerts in Düsseldorf am 1. Dezember 2013

Biffy Clyro – Kritik des Konzerts in Düsseldorf am 1. Dezember 2013

Autor: Tobi

Kühl und ungemütlich ist er, der Start in den Dezember mit dem ersten Advent – jedoch von einem Highlight geschmückt, denn Biffy Clyro stehen in Düsseldorf auf dem Programm. Nachdem die Schotten mit dem aktuellen Album “Opposites” und umjubelten Festivalauftritten auch hierzulande endlich den Durchbruch geschafft haben, der ihnen mit dem ebenfalls großartigen “Only Revolutions” 2009 noch verwährt blieb, ist die Mitsubishi Electric Halle dann auch mit ungefähr 7500 Fans amtlich gefüllt.

Los geht es um 19 Uhr mit den britischen Newcomern von Arcane Roots, die 35 Minuten lang Songs aus ihrem im Mai erschienenen Debütalbum “Blood & Chemistry” präsentieren. Mit diesen wissen sie durchaus zu überzeugen. Energetischer und melodischer Rock wird geboten, teilweise mit brachialen Passagen, aber auch funky und mit bemerkenswerten Effekten versehen. Die Songs sind immer interessant dank ideenreichen Strukturen. Allerdings merkt man den Jungs noch an, dass sie noch nicht über jahrelange Bühnenerfahrung verfügen, wirken vor allem die Bewegungen des durchaus agilen Bassisten doch noch etwas hölzern – und rein oberflächlich betrachtet sehen die Drei eher aus wie Bänker als wie angehende Rockstars. Das schmälert aber nicht den guten Eindruck, den die Musik der Arcane Roots hinterlässt.

Mit 19:56 Uhr haben sich die nachfolgenden Walking Papers eine ungewöhnlich krumme Startzeit ausgesucht, wollen aber vermutlich keine Minute verschenken, sich einem so großen Publikum zu präsentieren. Die vier Musiker aus Seattle/Washington haben ebenfalls erst ein Album veröffentlicht, weisen aber trotzdem schon mehr Erfahrung auf, was man ihnen auch anmerkt, denn sie sehen nicht nur aus wie Rocker, sie strahlen dies auch aus. Sänger und Gitarrist Jeff Angell spielte vorher ebenso wie Keyboarder Benjamin Anderson in der Band The Missionary Position. Hinzu kommen mit Drummer Barrett Martin, früher bei den Screaming Trees, und vor allem dem von Guns N’ Roses bestens bekannten Bassisten Duff McKagan (der mit Sonnenbrille auf der Bühne steht) zwei erfahrene Musiker. Zusammen präsentieren sie, in lila, blaues oder rotes Licht getaucht und allesamt in schwarze Kleidung gehüllt, dem Düsseldorfer Publikum Songs aus dem selbstbetitelten Debütalbum, die sich gut anhören lassen. Musikalisch kommen sie allerdings nicht so abwechslungsreich daher wie Arcane Roots, sondern setzen eher auf bluesig angehauchten Hard Rock mit rauhem und monotoner progressivem Gesang, teilweise etwas an The Doors erinnernd, nicht nur durch Orgeltöne in einigen Songs. Beim fünften Song, den sie als “for the romantics” ankündigen, ist auch mal Country-Einfluss heraus zu hören – wirklich romantisch kommt aber eigentlich nur die als siebenter Song abschließende, starke Ballade daher. Vom Publikum artig beklatscht verlassen die Walking Papers um 20:30 Uhr die Bühne.

Der Rest des Abends gehört Biffy Clyro, und diese zeigen mal wieder, wie man den Saal zum Kochen bringt. Um kurz nach 21 Uhr gehen die Lichter aus, und nachdem überraschend erstmal “We Are Family” von Sister Sledge eingespielt wird, geht es dann doch bald mit “Different People” richtig zur Sache. Sänger und Gitarrist Simon Neil, Bassist James Johnston und Drummer Ben Johnston heben sich gut von den beiden Ergänzungsmusikern am Keyboard und an einer zweiten Gitarre ab, weil sie natürlich mal wieder direkt von Beginn an “oben ohne” spielen. Neben Songs vom aktuellen Album “Opposites” spielen die Schotten natürlich auch Highlights aus ihrer Karriere, wie die riesig gefeierten “Bubbles”, “Mountains” und “The Captain” oder die Ballade “God And Satan” (und mehr) aus besagtem Vorgänger “Only Revolutions”, “Who’s Got A Match?” oder “Living Is A Problem Because Everything Dies” aus “Puzzle” (2007), “Glitter And Trauma” aus “Infinity Land” (2004) oder “57” aus dem 2002er-Debütalbum “Blackened Sky”. Der ideenreiche und äußerst interessant gemachte, melodische wie auch krachige Rock der Jungs aus Glasgow kommt fett daher und die Show untermauert das Ganze – sehr kraftvoll, mit viel Bewegung auf der Bühne und einer hervorragenden Lightshow. Die meisten Songs halten sich an die Album-Arrangements, was das Mitfeiern einfach macht (wobei einem schon der nicht selten von der Norm abweichende Takt das Tanzen erschwert), allerdings kommen einige Stücke ein wenig flotter oder klanglich etwas anders daher, z.B. kommen “Spanish Radio” auch ohne Bläser und “Stingin’ Belle” ohne Dudelsackklänge zurecht. In der Mitte des Sets wird es kurzzeitig ruhig, als Simon Neil gegen 22 Uhr alleine mit Gitarre die Stücke “The Rain” und “Folding Stars” spielt. Als Biffy Clyro um 22:45 Uhr das Konzert beenden, sind wohl alle im Saal zufrieden, einen tollen Gig einer der besten Livebands unserer Tage gesehen zu haben.

Die komplette Setlist:
Different People
That Golden Rule
Who’s Got A Match?
Sounds Like Balloons
Biblical
Accident Without Emergency
God And Satan
Glitter And Trauma
Bubbles
Spanish Radio
The Rain
Folding Stars
Living Is A Problem Because Everything Dies
57
Many Of Horror
Modern Magic Formula
Black Chandelier
Woo Woo
The Captain
—————–
Opposite
Stingin’ Belle
Mountains

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Links:
Website von Biffy Clyro
Website von Walking Papers
Website von Arcane Roots
Website der Mitsubishi Electric Halle

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