Home MusikKonzertberichte Duke Special & Maximilian Hecker – Kritik des Konzerts in Köln am 12. März 2007

Duke Special & Maximilian Hecker – Kritik des Konzerts in Köln am 12. März 2007

Autor: Tobi

Das nenne ich Glück. Eher durch Zufall war ich eine Woche zu vor darauf gestoßen, dass Maximilian Hecker in Köln spielt, zusammen mit einem gewissen Duke Special, den ich nicht kannte. Wer hier Headliner und wer Vorband ist, das wusste ich nicht, als ich am für diese Jahreszeit angenehm milden Abend des 12. März zum Gebäude 9 in Köln fuhr. Um 20 Uhr öffneten sich die Tore – im Gebäude 9 heißt dies, dass die Garderobenfrau ganz langsam ihren Raum eröffnet, während zwei Kollegen die Empfangsrezeption eher unsensibel von der Wand nach vorne ziehen (wobei viele der Gebäude 9 Flyer auf dem Boden landen) – beobachtet von sechs auf Einlass wartenden Individuen, darunter auch ich. Okay, ich war viel zu früh da, aber ich wollte nichts verpassen, und so schlürfte ich dann im Bar-Raum des Gebäude 9 noch ein paar überteuerte Biere, bevor sich um 20.45 Uhr die Tür zum Konzertsaal öffnete. Die nicht vorhandene Masse strömte direkt hinein – und es blieb sehr übersichtlich im Saal. 100, vielleicht 150 Leute waren gekommen, um sich die beiden Acts anzuschauen. Auf Grund der Tatsache, dass im Gebäude 9 nur Duke Special angekündigt war, rätselte ich schon längst nicht mehr, wer Headliner sein würde, nippte lieber weiter an meinem immernoch für überteuert befundenen Bier.

Um 21 Uhr kam Maximilian Hecker auf die Bühne, wobei ihm nur etwa drei Quadratmeter von dieser gehörten, auf der er sich zusammen mit seinem Kumpel Philipp Neumann in vorderster Front entfalten konnte. Die beiden rotierten munter an den Instrumenten, wobei Hecker zumeist Keyboard-Piano oder Gitarre spielte, Neumann startete am Bass, war aber dann auch an Gitarre und den Tasten aktiv. Maximilian Hecker spielte zumeist ruhige, getragene, melodische und gerne auch melancholische Songs typischer Liedermacher-Manier, durch seinen zerbrechlichen Säusel-Gesang jedoch sehr typisch gestaltet. Gute Songs hatte er im Gepäck, wie man sie von ihm gewohnt ist – jedoch entfalteten sie in dieser Unplugged-Variante nicht den vollen Reiz dessen, wie man sie von CD kennt, von elektronische Flächen und softe Drums für den vollen Genuss sorgen. Trotzdem ein durchaus gelungener Auftritt, wobei bemerkenswert war, dass der Name Maximilian Hecker nicht ein Mal fiel – einige im Publikum wussten also wahrscheinlich gar nicht, wer ihnen denn hier gerade diverse Ständchen sang. Beinahe demütig erwähnte Hecker dafür ein ums andere Mal, dass er ja nur die Vorband sei, “Duke Ordinary sozusagen”, und dass der große Duke Special ja gleich kommen würde. Man war nicht sicher, ob er bei diesem ersten der gemeinsamen Abende enttäuscht war, nicht mal auf den Aushängen genannt zu werden, den Zustand also sarkastisch aufarbeitete, oder nur witzig sein wollte. In jedem Fall brachte Hecker 45 Minuten guter Musik, etwas eintönig in dieser Instrumentierung vielleicht, da nur wenige Songs mal ein kraftvollen Aufwecker enthielten, aber schön anzuhören.

Nach schlanken 15 Minuten Umbaupause folgte dann kurz nach 22 Uhr Duke Special. Meine Erwartungshaltung war nicht existent, einfach weil ich mich diesmal völlig überraschen lassen wollte. Wenn die Musik schlecht wäre, dann würde ich halt gehen und hätte zumindest Maximilian Hecker gesehen. Drei Songs später war ich froh, dass es so dunkel war, dass man die Schamesröte auf meinem Gesicht nicht sehen konnte – wie konnte ich nur Duke Special nicht kennen? Vom ersten Stück an bis zum letzten – ja, ich blieb natürlich – wusste dieser Mann komplett zu überzeugen, wenn nicht sogar zu begeistern. Dass Optik nicht zur Musik passen muss, war längst klar. Mit schwarz umrandeten Augen schaute Duke Special oft drein wie ein junger Robert Smith, hatte dazu eine wilde Frisur mit hängenden Dreadlocks zu bieten, als würde er eher Punk oder Metal-Crossover zelebrieren – spielte aber sehr melodische Musik mit ganz klarem Gesang. Dieser war nicht nur klar, er war schlicht überwältigend fehlerfrei trotz etlicher Schwierigkeitsgrade samt typischem Tremolo – am Ende des Abends war klar, dass aus diesem Mund gar kein schiefer Ton kommen könnte, geht nicht, niemals. Großes Gesangskino traf auf großes Musikkino – zusammen mit einem auch optisch routinierten Drummers/Percussionisten Chip Bailey, der bei weitem nicht nur im Schatten stand, einem Gitarristen und einem Saxophonisten, der auch andere Blasinstrumente oder Tasten spielte, legte Duke Special ein großes Konzert hin. Er selbst agierte zumeist am Piano, wo er stehend zielsicher stets den richtigen Ton traf. Die Songs erinnerten mal an 60er-Rock a la Beatles, mal an Irish Rock a la Waterboys, mal an Keane, mal an Pulp, Blur oder Ben Folds – und doch kamen sie stets eigenständig. Mal melodisch und sanfter, mal getragen, mal rockig und laut, wobei keine Gitarrenriffs das Klangbild prägten, sondern vor allem dann laut angeschlagenes Piano und Drums zusammen mit dieser unglaublichen Stimme. Peter Wilson heißt er eigentlich, dieser Duke Special, doch er musiziert doch klar eher wie ein Duke und extrem special, und genau deshalb ist er in seiner Heimat Irland auch längst kein Unbekannter mehr. Viele der Songs wussten auch in diesem Konzert zu begeistern, eigentlich sogar das Konzert als Ganzes, die eigenen Songs, die Van-Morrison-Coverversion, die wunderbare erste Zugabe nur mit Duke am Piano, bis zur abschließenden Nummer, die die vier Jungs inmitten der Besucher stehend zelebrierten. Wer die Chance hat, sollte sich Duke Special live anschauen!

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Links:
Homepage von Duke Special
Homepage von Maximilian Hecker
Homepage des Labels V2 Records

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