Home MusikKonzertberichte Eels – Kritik des Konzerts in Köln am 26. Juni 2018

Eels – Kritik des Konzerts in Köln am 26. Juni 2018

Autor: Tobi
Eels-Mastermind Mark Oliver Everett alias E (© GusBlack © E-Works-PIAS)

Eels-Mastermind Mark Oliver Everett alias E (© GusBlack © E-Works-PIAS)

Nachdem die Eels mit ihrem zwölften Studioalbum “The Deconstruction” (lies auch unsere CD-Rezension) nach vier Jahren Pause mit Platz 4 der deutschen Albumcharts ihr bestes Ergebnis überhaupt einfahren konnten, war es nicht überraschend, dass das Kölner E-Werk am Abend des 26. Juni 2018 mit knapp 2000 Besuchern ausverkauft war – auch weil die Band um Mastermind E (wo könnte er also passender platziert sein als im E-Werk) für ihre tollen Liveauftritte bekannt ist.

Bevor allerdings die Eels spielten, bescherten sie uns noch einen Leckerbissen als Support-Act. The 1 Guy musiziert schon seit 2000 mit eigenen Instrumenten. Hier stand Mike Silverman, wie er eigentlich heißt, alleine mit seiner Magic Pipe auf der Bühne – und diese hat es in sich. Das von ihm selbst entwickelte und gefertigte, über zwei Meter große Instrument in verlängerter Galgenform besteht aus galvanisierten Metallrohren, dazu auch Saiten und diversen Elementen, die Klänge erzeugen. Was The 1 Guy, optisch eher wie ein Druide daher kommend, dann mit Fingern zupfend, den Bogen schwingend oder auch mal mit Füßen bedienend an Musik zwischen Indie-Pop, Rock und EBM-Wave aus dem faszinierenden Gerät heraus holte, zu der er auch sang, war für alle verblüffend, die ihn noch nie gesehen hatten, und so heimste er für seine 30 Minuten, die auch noch mit kleinen Gags und Zaubertricks bereichert wurden, jede Menge berechtigten Applaus ein. Ein absoluter Hingucker und perfekt als Eröffnung eines tollen Konzertabends – und im Endeffekt wirklich einer der faszinierendsten Support-Acts, die ich je gesehen habe.

Um kurz nach 21 Uhr betraten die Eels dann zum Theme aus “Rocky” die Bühne. Mastermind E wurde von Langzeit-Bandmitglied The Chet an der Gitarre begleitet, außerdem waren Big Al am Bass, der ja auch immer wieder mal zur Combo gehört, und in Vertretung des kranken Knuckles als Drummer Little Joe dabei. Auch wenn E immer wieder mal andere Musiker um sich schart, wurde schnell klar, dass die Vier bestens zusammen funktionieren, musikalisch überzeugend und auch die Chemie stimmte, so dass sie sich vom Start weg spielfreudig präsentierten.

Rockig ging es los, und die Eels wären nicht die Eels, wenn sie nicht immer wieder mal Überraschungen im Gepäck hätten. Eine hiervon war, dass mit “Out In The Street” von The Who und “Raspberry Beret” von Prince gleich zwei Coverversionen den Abend eröffneten. Mit “Bone Dry” vom aktuellen Album und den Klassikern “Flyswatter” und “Dog Faced Boy” wurde weiter mächtig abgerockt und nicht nur den Fans mächtig eingeheizt, so dass E feststellte “It’s hot as shit up here”, verbunden mit der Aufforderung, besser das Smartphone zu zücken, da er gleich abnippeln würde, und das sollte man dann doch auf YouTube sehen können.

Ja, E war gut drauf und interagierte auch immer wieder mit dem Publikum, ob er nun mehrfach das anscheinend lieb gewonnene Wort “Schatzi” nutzte, humorvolle Ansagen parat hatte, irgendwann kurz feststellte, dass man inkl. Band einen “room full of bad asses” habe, oder die Vorstellung der Bandmitglieder sehr witzig gestaltete. Dies gipfelte darin, dass Ersatz-Drummer Little Joe sich sogar mit einem eigenen Song vorstellen durfte, der sehr viel Spaß bereitete.

Noch mehr Freude bereitete natürlich die tolle Musik der Eels. Zu “From Which I Came/A Magic World” vom 2005er-Album “Blinking Lights And Other Revelations” als sechstem Song des Abends griff E, der vorher nur Percussion-Instrumente bediente, selbst auch zur Gitarre – nun wurden erst einmal ein paar Soft-Rock-Songs verabreicht, von denen besonders das live eher rare “That Look You Give That Guy” wunderbar anzuhören war. Besonders emotional sollte es später dann noch mit “I’m Going To Stop Pretending That I Didn’t Break Your Heart” und “I Like The Way This Is Going” werden.

Ansonsten wurde mächtig abgerockt, auch weil viele Stücke flotter und druckvoller gespielt wurden als von den Alben gewohnt. So gab es “I Like Birds” in einer punkrockigen Version, “Today Is The Day” ließ die Fans abtanzen, “Prizefighter” wurde zum Soul-Rock-Brett, und “Souljacker, Part I” kennt man je sowieso fetzig. Der Klassiker “Novocaine For The Soul” kam hingegen in einer etwas schleppenderen, aber starken Version daher, die auch stark vom Album abwich. In jedem Fall ein sehr abwechslungsreicher Abend.

Als erste Zugabe spielten Mark Oliver Everett und seine Mannen dann mit “When You Were Mine” noch ein Prince-Cover, um schließlich mit “Mr. E’s Beautiful Blues”, “Fresh Blood” und einer Kombination aus den Stücken “Love And Mercy”, “Blinking Lights (For Me)” und “Wonderful, Glorious” ein erneut hervorragendes Konzert nach 105 Minuten abzuschließen.

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Links:
www.eelstheband.com
that1guy.com
Website des E-Werk Köln

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