Home MusikKonzertberichte Goldfrapp – Kritik des Konzerts in Köln am 15. Mai 2003

Goldfrapp – Kritik des Konzerts in Köln am 15. Mai 2003

Autor: Tobi

Nachdem Goldfrapp endlich mit “Black Cherry” einen Nachfolger zum überragenden “Felt Mountain” veröffentlicht haben, sind sie endlich auch wieder live zu sehen. Irgendwie stimmt dies allerdings so nicht ganz, besteht die Band doch im Studio aus Will Gregory und Alison Goldfrapp, die beide zusammen die Songs erarbeiten. Da sie aber nicht nur die Stimme ist, sondern auch das Gesicht und der Name der Band, hat er vielleicht keine Lust, live in Erscheinung zu treten – oder aus irgend einem anderen Grund, jedenfalls ist Will nicht mit von der Partie. Vermissen tut man ihn allerdings auch nicht, liefern die vier Mit-Musiker auf der Bühne doch tolle Arbeit ab. Neben einer Keyboarderin und einem Bassisten gibt es einen Drummer, der ab und an in ruhigen Songs ohne Rhythmen auch mal zur Violine greift, und einen sehr starken Mann an der E-Geige, der seinerseits hier und dort auch mal zusätzliche Tasten bedient. Im Zentrum des Abends aber steht natürlich Alison Goldfrapp. Gab sie sich zu Zeiten von “Felt Mountain” noch eher als kühle Diva, ist sie inzwischen zu einer Mischung aus Betty Boo und einem 60er Pin-Up-Girl mutiert – nicht nur im Video und auf dem CD-Cover, auch live kommt sie in Netzstrümpfen und kurzem, schwarzen Lederrock erotisch daher. Dass ihre Stimme eigentlich ja schon genug Erotik in sich trägt, brauche ich wohl keinem zu sagen, der “Felt Mountain” kennt. Auf dem neuen Album “Black Cherry” ist dies nicht mehr durchgehend so, sind viele Tracks doch weitaus progressiver und lauter.

Das Konzert beginnt trotzdem eher ruhig. Zur Eröffnung spielen Goldfrapp zwar mit “Crystalline Green” einen Midtempo-Song vom neuen Album, dann aber nehmen sie das Publikum in der etwa halbvollen Live Music Hall mit bezaubernden, träumerischen Stücken gefangen. Die altbekannten und nach wie vor heiß geliebten “Lovely Head”, “Human” und “Utopia” werden mit neuen Stücken wie “Black Cherry”, “Deep Honey” und “Hairy Trees” abgewechselt, die Besucher des Konzertes sind hin und weg – von den tollen Songs einerseits, und von deren sehr gut gelungener Liveumsetzung samt passender Lightshow, vor allem aber von Alison Goldfrapp. Was diese Frau stimmlich zu bieten hat, ist einfach nur überragend, ob erotisch hauchend, normal singend oder in hohen Operntönen aufgehend. Ebenfalls beeindruckend ist die Verwendung von Effekten, mit denen Instrumente und Stimme teilweise verändert werden, so dass Alison ab und an sogar Passagen singt, die man von Instrumenten gespielt erwartet hätte. Klasse! Die letzten vier Songs vor dem ersten Bühnenabgang läuten die Partyphase des Konzertes ein – nun wird es tanzbar und spürbar lauter. Der Sound im Saal ist prima, fette Elektroklänge und knackige Beats gehen einem in Bauch und Glieder. “Train”, “Tiptoe”, “Twist” und “Strict Machine” bringen Bewegung in den Saal. Nach den ersten elf Stücken folgen zweimal zwei Zugaben, wobei vor allem das vorletzte Stück spannend ist. Gab es auf der Tour zum Debütalbum als Coverversion noch Olivia Newton-Johns “Physical” zu hören, hat man sich nun “Yes Sir, I Can Boogie” von Baccara vorgeknöpft und den Oldie zu einer hämmernden Elektroversion umgebaut, die gut gelungen ist, treibend tanzbar und völlig anders als das Original. Mit “Pilots” wird schließlich ein Konzert abgeschlossen, das begeistert hat und das vom Publikum nicht umsonst mit Kommentaren wie “Wow”, “Großartig”, “Geil” oder “Der Hammer” verlassen wird.

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