Home MusikKonzertberichte Sebastian Hämer – Kritik des Konzerts in Köln am 12. Dezember 2006

Sebastian Hämer – Kritik des Konzerts in Köln am 12. Dezember 2006

Autor: Tobi

Sebastian Hämer ist einer der Aufsteiger des Jahres, hatte mit seiner ersten Single “Sommer unseres Lebens” gleich einen Top-Ten-Hit, und seine zweite Single “Nur mit dir” wurde gerade zur Werbemelodie der Neu.de-Fernsehspots gemacht. Eine der neuen deutschen Stimmen des Jahres ist er in jedem Fall, wobei das neu fraglich ist, wenn doch die meisten ihn mit “der, der wie Xavier Naidoo klingt” beschreiben. Nun also ein Konzert im Kölner Underground – hmm, für einen Top-Ten-Künstler eigentlich eine zu kleine Location, dachte man zumindest. Andererseits wusste man natürlich auch nicht, was das Konzert eines Künstlers bringen würde, der erst ein Album mit 58 Minuten veröffentlicht hat und ohne Vorband an den Start geht – vermutlich ein kurzer Abend, dachte man zumindest.

Zweimal gedacht, zweimal falsch. Das Underground war nicht überfüllt, sondern hatte eine angenehme Fülle erreicht, allerdings muss man dazu sagen, dass hierfür gerade mal geschätzte 200 Fans ausreichten. “Ganz schön voll hier” sollte Sebastian Hämer später zufrieden befinden. Und kurz wurde es auch nicht, aber fangen wir vorne an.

20.40 Uhr – Sebastian Hämer betrat mit seiner Band die Bühne. Wie man im späteren Verlauf des Konzerts erfahren sollte, handelte es sich hierbei um Dennis am Bass (optisch ein Gil-Ofarim-Verschnitt), Tobi am Schlagzeug (wenig beleuchtet in einer dunklen Bühnenecke vor sich hin trommelnd), Markus von 3p am Keyboard (anfangs mit überflüssiger Bauschkragen-Winterjacke einen auf cool machend) und Julia als Backroundsängerin. Wie auf dem Album “Der fliegende Mann” legte Sebastian Hämer mit “Erste Hilfe” los, und es wurde schnell deutlich, dass seine Stimme auch live klasse ist. Während der ersten Songs lächelten sich Basti (wie sich der Hauptdarsteller des Abends selbst gegenüber seinen Fans abkürzt) und Julia auffällig oft schmachtend an, so dass wohl jeder im Publikum dachte: “Hey, da geht noch was!”. Merkwürdigerweise lächelte Dennis teilweise mit, als dürfe er die Videos bei eventuellen Liebeleien drehen. Okay, zurück von Einbildungen zur Realität.

Basti hatte offensichtlich beste Laune und bot sein gesamtes Album, dazu die “Nur mit dir”-Bonustrack “Komm mit mir” und zwei neue gute Songs, “Nicht nur weil es regnet” hieß eine Midtempo-Nummer mit Mitsing-Part am Schluss, “Jetzt bist du da” (oder ähnlich) eine Ballade für ein Neugeborenes. Zusätzlich bekam Julia, die wohl im Februar ihre erste Single veröffentlicht, die Chance, selbige zu singen – der eher mittelmäßige Song heißt wohl “Jetzt kommt die Zeit”, sie als Künstlerin Julia Liebe oder Julia Lidl (bin nicht sicher), und gegen Bastis tolle Stimme wirkte die sympathisch zurückhaltende Julia doch reichlich unspektakulär. Zwischen den Songs wandte sich Basti immer wieder mal auf nette Art und Weise an sein Publikum – während sich Markus etwas rebellischer zeigte. Zum einen ließ er mehrfach verlauten, dass die Kölner Fans nicht laut genug seien, zum anderen fragte er, wie denn der FC Köln am Wochenende gespielt habe … und das nach der bitteren zweiten Niederlage unter Christoph Daum. Als er dann “Viva Colonia” anstimmte, erfuhr er, wie laut das Publikum mitsingen kann. Außerdem hätte er sich als Hesse vielleicht eher zurück halten sollen in puncto Fußball, denn die Frankfurter Eintracht hatte sich beim 2:6-Heimdebakel gegen Werder ja auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Aber leider kam niemand darauf, Markus hieran zu erinnern – auch ich nicht, Mist!

Musikalisch war die Band in jedem Fall gut eingespielt, dazu gab es noch die vom Album bekannten ergänzenden Samples vom Band. Dennis und Tobi hatten auch eine kurze Battle-Sternstunde im Rampenlicht, blieben sonst eher unauffällig. Im Mittelpunkt stand klar Basti mit seinen starken Songs, die live fast noch mehr Spaß bereitet haben als von CD. Die Balladen kamen sehr gefühlvoll, die Midtemposongs sorgten mit ihrem Groove für Bewegung im Saal, und Bastis Gesang war stets bester Güte. Mit “Mein Dank” nur zu Markus Begleitung wurde der Abend um 22.20 Uhr abgeschlossen. Man freut sich schon auf mehr Material von Basti.

Ein mit 100 Minuten überraschend langes, überzeugendes und für um die 20 Euro absolut lohnendes Konzert – als Fan sollte man unbedingt hingehen.

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Links:
Homepage von Sebastian Hämer
Homepage von 3p Records
Homepage des Undergound Köln

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