Home MusikKonzertberichte The Pogues – Kritik des Konzerts in London am 21. Dezember 2001

The Pogues – Kritik des Konzerts in London am 21. Dezember 2001

Autor: Dirk Bredlow

Laaaaange ist es her, genauer gesagt zehn Jahre, dass man die Möglichkeit hatte, die legendären Pogues in bester Besetzung live zu sehen, sprich mit dem aufgrund seiner Alkoholeskapaden 1991 aus der Band geworfenen Frontmann Shane MacGowan. Nun war es wieder soweit, für eine kleine Vorweihnachtstour ließen Jem Finer, Andrew Rankin, Spider Stacey, Darryl Hunt, Philip Chevron, Terry Woods und James Fearnley Gnade gelten und machten die Fans der Band – zumindestens in England und Irland – mit der Reaktivierung von Shane als ihrem Sänger glücklich. Im Februar erscheint dessen neues Album “Across The Broad Atlantic”, und auch sonst gab es durchaus Gerüchte, sein Alkoholismus und sonstige Eskapaden hätten ein Ende gefunden.

Nun ja, der Auftritt in London demonstrierte, dass dem wohl nicht so ist. Die 4000 Fans in der lange ausverkauften Brixton Academy erlebten einen tollen Abend und ein großartiges Konzert einer immer noch herausragenden Band, jedoch gab es auch Kleinigkeiten, die einen etwas nachdenklich machten. Eigentlich ging es hierbei nur um Shane, der keinesfalls geheilt daher kam, sondern eigentlich durchgehend mit Bier und Zigarette auf der Bühne stand. Er sang immer noch in seiner unnachahmlichen Weise, die so gut wie keine andere zu den Pogues passt, aber doch war zu merken, dass zwischen dem rest der Band und ihm Distanz liegt, eine zweite Verbrüderung war nicht zu erkennen. Shane humpelte über die Bühne und stellte das Wrack dar, das er wohl leider ist, und trotzdem ist er so unersetzlich für die Band. Alle drei oder vier Lieder verließ er die Bühne und machte das Mikro anderen frei – und schon sackte das Stimmungsbarometer offensichtlich ab.

In knapp über 100 Minuten spielten die Pogues ein starkes Set aus ihren Klassikern wie z.B. “Sally MacLennane” und “Dirty Old Town”, und die durchweg friedlichen Fans waren begeistert, hüpften, sangen, fühlten sich zurückversetzt in alte Tage – schließlich war der Altersdurchschnitt hier merklich höher als bei Rockkonzerten für die heutige Jugend. “Fairytale Of New York” wurde natürlich zu einer Hommage an die 2000 verstorbene Kirsty MacColl, deren Gesangspart eine andere Künstlerin übernahm, die sie allerdings nicht annähernd ersetzen konnte – im Walzerschritt mit Shane wurde Kirsty gedacht. Fazit: für flotten Irish Folk der besonderen Art sind die Pogues nicht zu überbieten, allerdings scheint es doch eher unwahrscheinlich, dass aus dieser kleinen Wiedervereinigungs-Tour mehr wird, dafür ist der Graben zwischen Shane und dem Rest der Band wohl leider, leider zu groß. Das Konzert war trotzdem wunderbar.

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