Home MusikCD-Rezensionen 80er-Jahre-Ikone Howard Jones kehrt zu seinen Elektropop-Wurzeln zurück

80er-Jahre-Ikone Howard Jones kehrt zu seinen Elektropop-Wurzeln zurück

Autor: Tobi

Howard Jones "Transform"

Howard Jones

“Transform”

(CD, Big Lake Music, 2019)

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Wer sich in den 80er-Jahren für Musik interessierte, dem ist Howard Jones in jedem Fall ein Begriff. Der sympathische Brite landete 1984 mit seiner zweiten Single “What Is Love?” einen riesigen Hit, und auch auch das Debütalbum “Human’s Lib” verkaufte sich bestens, erreichte in Großbritannien Platz 1 der Charts, bei uns Rang 8. Neben dem Ohrwurm bot der rundum gelungene Erstling weitere Highlights wie die Debütsingle “New Song”, das packende “Pearl In The Shell” oder die wundervolle Ballade “Hide And Seek”.

Jones war über Nacht zum Star geworden, blieb hierbei in menschlicher Hinsicht aber immer sehr bodenständig und sympathisch. Auch musikalisch blieb er am Ball und ließ 1985 bereits das Album “Dream Into Action” folgen, mit dem er weitere Erfolge landen konnte. Mit “Things Can Only Get Better” erreichte er in UK und auch den USA die Top Ten, und auch “Look Mama”, “Like To Get To Know You Well” und die als Single noch einmal von Jones mit Hilfe von Phil Collins neu arrangierte Version von “No One Is To Blame” wurden Hits. Dass Howard massiv populär war, untermauerte auch sein Auftritt beim “Live Aid”-Benefizkonzert im Juli 1985.

Mit dem Longplayer “One To One” ebbte der Erfolg etwas ab, auch wenn noch Platz 10 der UK-Charts errreicht werden konnte. Auch die Singles wie “All I Want” und “You Know I love You … Don’t You?” brachten nicht mehr die große Rotation, so dass HoJo, wie seine Fans ihn nannten, nach einer Welttournee erst einmal eine Pause einlegte. Diese beendete er 1989 mit dem Album “Cross That Line”, das größtenteils eine Abkehr von elektronischen Klängen bedeutete. Mit der groovigen Single “Everlasting Love” erklomm er zwar in den USA Platz 12 und Kanada Rang 3, in Europa aber blieb das Album ziemlich unbeachtet, auch wenn es weitere gute Songs wie den Opener “The Prisoner” oder die traurige Ballade “Last Supper” enthielt.

Howard Jones ließ sich nicht vom eingeschlagenen Weg abbringen und veröffentlichte 1992 mit “In The Running” ein Album, das auf souligen Pop setzte und bei dem Pianoklänge im Vorderdrund standen. Erfolge blieben nun komplett aus, die Masse wollte anscheinend Stücke wie das schmissige “Two Souls”, die großartige Ballade “One Last Try” oder den getragenen “City Song” nicht hören – oder wusste nichts von ihnen, wurden doch nun vom Label Elektra auch nicht mehr die großen Gelder in Promotion für Howard Jones investiert.

Die Trennung vom Label war die logische Konsequenz, und so erschien “Working In The Backroom” 1994 beim eigens gegründeten Dtox Records. Machen wir es kurz, diese Scheibe wurden ebenso wenig beachtet wie “Angels & Lovers” (1997), “People” (1998) und “Piano Solos (For Friends And Loved Ones)” (2003). Mit “Revolution Of The Heart” kehrte Jones 2005 zurück zu elektronischen Klängen, allerdings nicht ansprechend, lagen die Songs doch mal zu nah am Dance-Pop mit platten Beats, mal waren unpassende Gitarrenriffs eingebunden. Erfolge blieben diesmal also völlig zu Recht aus, und so produzierte Jones “Ordinary Heroes” (2009) wieder abseits der Elektronik, was sich dann trotz geringer Verkaufszahlen gleich wieder viel besser anhören ließ.

Nach längerer Pause folgte 2015 dann mit “Engage” trotzdem wieder ein elektronisches Album, als Teil eines größer angelegten Multimedia-Projekts, in dessen Rahmen auch interaktive Live-Shows gespielt wurden. Im Gegensatz zum ersten Elektro-Comeback-Versuch 2005 ließen sich die nun viel sphärischer angerichteten, strukturell spannenden sowie klanglich modernen und gut produzierten Tracks prima anhören, Erfolge des Albums blieben aber trotzdem aus.

Wir schreiben das Jahr 2019, und mit “Transform” kehrt Howard Jones zurück zu seinen Wurzeln, und diese liegen nun einmal im Elektropop. Während “Revolution Of The Heart” mit nervigen Dance-Bestrebungen zu Recht floppte und “Engage” vielleicht zuviel modernen Electronica- und Experimentier-Anspruch hatte, um Erfolge zu verbuchen, fokussiert sich der inzwischen 64-jährige Musiker auf melodische Synthiepop-Nummern.

Für die Scheibe griff Howard Jones auf einen Teil seines frühen Synthesizer-Arsenals (Roland, Moog, Simmons, Emulator Keyboards) zurück, setzte aber auch neue Geräte ein. Jones erklärt: “Ich habe viele Alben aufgenommen, auf denen ich neue Dinge ausprobiert habe, aber es fühlt sich gut an, wieder nur mit Synthesizern zu arbeiten. Meine Fans haben sich gewünscht, dass ich wieder ein Synthie-Album mache, und ich glaube, dass ich unbewusst diesem Wunsch nachgekommen bin und es hat mir unglaublich viel Spaß gemacht.”

Die zehn Songs auf 45 Minuten hat HoJo mit seinem langjährigen Weggefährten Robbie Bronnimann produziert, und drei der Stücke hat er zusammen mit dem amerikanischen Elektronik-Tüftler BT erarbeitet. Der Opener “The One To Love You” ist eine dieser Nummern und weiß im gemütlichen Midtempo ebenso zu gefallen wie das ähnlich anglegte Titelstück und das sphärische, ruhige “At The Speed Of Love”. Die Zusammenarbeit mit BT hat also durchaus gefruchtet.

Was den anderen Stücken aber fehlt sind packende Elemente, ob in puncto Klangwahl oder Rhythmen, und auch wenn Howards Melodien gewohnt eingängig daher kommen, sind keine Ohrwürmer zu finden. Die erste Single “Hero In Your Eyes” ist ein bestes Beispiel hierfür, denn sie lässt sich nett anhören und man freut sich, weil es HoJo ist, mehr aber eben auch nicht. Das ist inzwischen ja irgendwie völlig okay und gilt auch für den “Tin Man Song”, “Take Us Higher” lässt als zweites Stück der Scheibe aber schon Befürchtungen aufkommen, dass es hier auch wieder gewöhnlicher werden könnte als erhofft.

Einige Stücke wie “Beating Mr. Neg”, “Eagle Will Fly Again” und trotz seiner groovigen Hooks auch “Stay With Me” klingen dann leider auch schon wieder zu viel nach schnödem Dance-Pop, der vor sich hin plätschert. Schade. Mit “Mother” ist zudem wieder eine Piano-basierte Ballade zu finden, und diese kann Jones ja immer gut – trotzdem hat man auch hier schon diverse ruhige Stücke im Laufe seiner Karriere geboten bekommen, die einen emotional mehr ergriffen haben. Da kann man HoJo noch so lieben – die Scheibe bleibt in der Summe im Mittelmaß stecken.

www.howardjones.com
facebook.com/howardjones

Bewertung: 6 von 10 Punkten

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