Home MusikInterviews Indecent Behavior im Interview zu ihrem starken dritten Album “Therapy in Melody” (05/23 – mit Rezension)

Indecent Behavior im Interview zu ihrem starken dritten Album “Therapy in Melody” (05/23 – mit Rezension)

Autor: Tobi
Indecent Behavior (© Simon Volz)

(© Simon Volz)

Am 12. Mai 2023 haben Indecent Behavior mit “Therapy in Melody” ein starkes drittes Album veröffentlicht. Seit 2013 spielen Henrik Bergmann (Gesang), Christian Noß (Gitarre), Denis Selzer (Bass) und Florian Heintz (Schlagzeug) zusammen, und nach einer eigenen Konzertreihe, unzähligen Shows in den Jugendzentren der Republik sowie zwei EPs erschien 2018 dann mit “Outnumbered” ihr erstes Album. Angetrieben hiervon tourten die Jungs aus Saarbrücken 2019 als Support für Saltatio Mortis durch Deutschland und spielten 13 Konzerte in Hallen wie dem E-Werk in Köln oder dem Pier2 in Bremen.

Shows mit Bands wie ZSK und Ignite fogten, dann aber leider eben auch die Pandemie. Auch wenn ihr zweiter Longplayer Anfang 2020 “Bright Days” betitelt war, waren die Tage bald nicht mehr so hell und freudig, Livekonzerte erst einmal nicht mehr möglich. Stilistisch waren sie ihrem melodischen Hardcore treu geblieben und hatten erneut alles in eigener Hand erarbeitet. Dies änderte sich nun für ihr drittes Album, das das Quartett in Zusammenarbeit mit dem britischen Produzenten Phil Gornell realisierte, der in Sheffield (UK) und Los Angeles (US) unter anderem für All Time Low, Hot Milk und Bring me the Horizon tätig ist.

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Die zwölf Songs auf den 40 Minuten von “Therapy in Melody” wissen dann auch klanglich, wo sie sehr amtlich ausproduziert wurden, weit mehr zu überzeugen als frühere Nummern, und nicht nur in dieser Hinsicht. Die Songs bieten energetische Elemente wie fette Riffs, treibende Basslinien und knackige Rhythmen, aber Indecent Behavior haben auch noch mehr auf gute Melodien gesetzt, für die zum einen die nun verstärkt eingeflochtenen Synthieklänge sorgen, zum anderen die Vocals von Henrik, der zwischen sauberen Gesangslinien und Shouten jede Menge überzeugend aufbietet.

Schon der Opener “Hide From The Truth” gibt hier die Richtung vor, der einen flott ebenso krachig wie eingängig abholt, und mit dieser Ausrichtung wissen auch Songs wie “Twice As Good”, “To Hell And Back” oder “White Lies // Black Tattoos” zu packen. Bei Stücken wie den auch mit Videos ausgestatteten “Too Close” oder “Animal” sowie auch “Like Any Other Morning” geht es zwar auch kraftvoll zu, das Tempo wird hier aber nicht ganz so hoch gehalten, dafür geht es umso hymnischer zu und die Lieder bieten alleine in sich schon einiges an Abwechslung.

Mit “Show Me What You Got” und “Fire In The Attic” gibt es weitere treibende Nummern, und nachdem kurz vor Schluss mit “I Love Goodbyes” noch einmal etwas traditioneller mit weniger Synthieklängen abgerockt wird, bildet die einzige Ballade “A Life Turned Into Art” ein feines Finale. Die neue Scheibe ist abwechslungsreich, macht Spaß und weiß einen druckvoll treibend mit knackigem Punkrock und guten Melodien zu packen. Die Chance, mit solch einem Album den erhofften Label-Deal zu ergattern, sollte für Indecent Behavior groß sein, denn ihre Musik hätte es definitv verdient, weit größere Mengen zu erreichen.

Über die Scheibe und einiges mehr führten wir ein Interview mit Sänger Henrik.

“Ich denke wir sind ein Stück weit erwachsener geworden und haben im Vergleich zu damals eine deutlich klarere Richtung für uns gefunden.”

MUM: Ihr bezeichnet eure Musik als “Kick-Ass Heavy Pop Punk”. Seht ihr die poppigen Elemente im immer mehr hörbaren Bestreben, gute und eingängige Melodien zu bringen, was euch bestens gelungen ist, oder wo ist der Pop noch versteckt?

HB: Zum einen natürlich in den Melodien, zum anderen aber auch in den Synthies und musikalischen Elementen, die wir zu dem klassischen Band-Setup noch dazu packen. Wir haben bei unserer neuen Platte recht viel experimentiert und dann schließlich auch den Sound gefunden, mit dem wir alle super glücklich sind.

MUM: 2018 habt ihr euer Debüt-Album “Outnumbered” veröffentlicht, 2020 folgte mit “Bright Days” ein zweites, und nun gibt es “Therapy in Melody”. Wo seht ihr Unterschiede zu den ersten beiden Scheiben neben verstärktem Fokus auf Melodik?

HB: Wir haben uns seit “Outnumbered” ordentlich weiterentwickelt. Das merkt man natürlich im Songwriting und auch in den Texten. Wir hatten in den letzten zwei Jahren sehr viel Zeit, uns mit uns selbst zu beschäftigen, und genau das hört man auch auf der neuen Platte. Ich denke wir sind ein Stück weit erwachsener geworden und haben im Vergleich zu damals eine deutlich klarere Richtung für uns gefunden.

MUM: Welche Bands haben euch stilistisch inspiriert, gerade zu diesem Album?

HB: Natürlich die ganzen 2000er Pop Punk Bands wie Blink 182 oder Sum 41. Aber auch Bands wie A Day To Remember und Co. haben uns definitiv zu dem gemacht, was wir heute sind.

MUM: “Therapy in Melody” – wirken feine Melodien befreiend, oder wie ist der Titel der neuen Scheibe gemeint?

HB: Ich hatte psychisch sehr mit den ganzen Konzertabsagen und dem Lockdown zu kämpfen. Ich habe mich in der Zeit sehr viel mit mir selbst beschäftigt und meine Gedanken und Gefühle aufgeschrieben – einfach alles, was mir in den Kopf kam. Irgendwie habe ich dadurch auch Ansätze gefunden, die mir geholfen haben, mit der Situation klarzukommen. So sind dann die Songs entstanden, die jetzt zusammen die neue Platte bilden. Es war wie eine Art Therapie für mich, dieses Album zu schreiben. Deshalb haben wir ihm auch den Namen “Therapy in Melody” gegeben, weil es auch genau das ist.

MUM: Gibt es sonst eine besondere Message, die ihr mit euren Songs transportieren möchtet?

HB: Ich denke, es geht ganz vielen Menschen da draußen so, wie es mir in der Zeit ging und wie es mir manchmal auch noch immer geht. Wenn die Songs mir helfen konnten, habe ich auch ein wenig die Hoffnung, dass sie anderen Menschen genauso helfen können.

MUM: Das Album kommt klanglich erwachsen daher und kann mit namhaften Bands durchaus mithalten. Ist dies das Ergebnis eines eigenen Reifeprozesses gepaart mit der Arbeit eures Produzenten Phil Gornell, oder habt ihr auch in puncto Songwriting oder Equipment Neues ausprobiert?

HB: Vielen Dank erstmal dafür! Wir haben super viel Neues ausprobiert. Wir haben uns wirklich eingeschlossen und ganz viel mit Sounds etc. probiert. Phil hat natürlich dem Ganzen noch das Sahnehäubchen aufgesetzt. Wir sind auch super happy, dass es mit Phil und uns so gut gematched hat. Wir sind aber auch ständig am rumprobieren und schauen, wie wir unserer Musik noch den letzten Kick geben können.

MUM: Die Scheibe ist abwechslungsreich, macht Spaß und weiß einen druckvoll treibend mit knackigem Punkrock und guten Melodien zu packen. Wäret ihr mit dieser Kurzbeschreibung einverstanden?

HB: Haha, wenn das so rüberkommt, dann freut uns das sehr – wären wir natürlich mit einverstanden.

MUM: Welches ist dein Lieblingsstück des Albums, und warum?

HB: “To Hell And Back” – der Song handelt von meiner früh entdeckten Liebe zur Musik. Musik begleitet mich schon, seit ich denken kann. Es ist so ein großer Teil in meinem Leben, der mir schon so viel ermöglicht hat und mit dem ich so viele Erinnerungen verbinde. Beim ersten Spielen im Proberaum hat der Song auch super viel Bock gemacht. Definitiv ein Highlight für mich.

MUM: Ihr habt noch keinen Labeldeal und könnt momentan auch noch nicht von der Musik leben. Dies mit dem neuen Album zu erreichen ist vermutlich euer erklärtes Ziel, oder welche habt ihr euch sonst noch gesteckt, wo liegen die Hoffnungen?

HB: Das wäre natürlich der Wahnsinn! Ein Labeldeal ist auch definitiv eines unserer nächsten Ziele. Von der Musik leben zu können ist langfristig auf jeden Fall auch eines unserer Ziele. Aktuell schauen wir aber erstmal auf unsere anstehende Tour und hoffen auf viele bekannte und neue Gesichter.

MUM: Wenn ihr euch zwei oder drei Bands aussuchen dürftet, die ihr als Support auf Tour begleitet, welche wären dies – und welches Festival wollt ihr unbedingt mal spielen?

HB: Blink 182 in Originalbesetzung, Sum 41, auch wenn das vermutlich nicht mehr möglich sein wird, und Rise Against. Ein Festival, das schon ewig auf meiner Wanna-Do-Liste steht, spielen wir sogar dieses Jahr – das Open Flair. Eins meiner persönlichen Lebensziele ist auch einmal Rock Am Ring. Außerdem wären Southside und Hurricane auch der absolute Wahnsinn.

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HB: Henrik Bergmann, Sänger von Indecent Behavior
MUM: Mucke und mehr

Hier sind Indecent Behavior live zu erleben:

26.05.2023 Saarbrücken, Studio 30
01.06.2023 Köln, Helios 37
02.06.2023 Hamburg, Astra Stube
08.06.2023 Frankfurt, Ponyhof
09.06.2023 Erfurt, Klanggerüst
10.06.2023 Leipzig, Neues Schauspiel

Hinzu kommen folgende Festivals:

22.07.2023 Heartbeat Festival, Lauenförde-Meinbrexen
28./29.07.2023 Riez Open Air, Bausendorf
29.07.2023 Beller Freibad Open Air, Horn-Bad Meinberg
05.08.2023 Fährmannsfest, Hannover
09.-13.08.2023 Open Flair, Eschwege

Mehr Informationen zu Indecent Behavior findet man auf indecent-behavior.com und facebook.com/IndecentBehavior.

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