Home MusikInterviews Jens Streifling zu seinem ersten Soloalbum “Hurricane” (03/03)

Jens Streifling zu seinem ersten Soloalbum “Hurricane” (03/03)

Autor: Tobi

Streifling

Jens Streifling kennt man vielleicht als Musiker von BAP, bei denen er seit 1997 Blasinstrumente, aber auch mal Gitarre spielt, für andere Musiker wie Udo Lindenberg oder Guildo Horn war er allerdings auch schon häufig aktiv. Der gebürtige Leipziger und seit der Maueröffnung Kölner veröffentlicht nun mit “Hurricane” sein erstes Soloalbum, das er komplett alleine eingespielt hat. Vorab gab es mit “Julie” bereits einen gemütlichen Popsong als Maxi-CD, melodisch und nett anzuhören. Genau so verhält es sich auch mit dem gesamten Album – melodischer Gitarrenpop alter Schule, bei dem der Fokus klar auf guten melodien liegt anstatt auf pompöser Produktion. Wie gut, dass Streiflings Melodien wirklich zu gefallen wissen, sie sind sehr eingängig und machen gute Laune. Etwas dramatischer ist der Titelsong “Hurricane” arrangiert, rauher, rockiger und doch sehr schön. Insgesamt ein lockeres Scheibchen mit vielen sehr anständigen Popsongs, über die wir mit Jens Streifling sprachen.

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“Ich hatte schon seit drei Jahren vor, ein Soloalbum zu machen.”

MUM: Dich kennt man bislang ja vor allem als Musiker von BAP in den letzten fünf Jahren. Wie kam es zu der Entscheidung, eine Soloplatte aufzunehmen?

S: Ich hatte schon seit drei Jahren vor, ein Soloalbum zu machen. Da ich ständig mit BAP, Udo Lindenberg und Guildo Horn unterwegs war, fehlte mir die Zeit. Dann hatte ich eine sehr kreative Zeit, in der ich in Hotelzimmern pro Tag einen Song auf Minidisc brachte. So viele Songs hätte ich niemals auf BAP-Scheiben untergebracht. Also wurde mir klar: Die erste Solo-CD muss her.

MUM: Stimmt es, dass du alle Instrumente selbst eingespielt hast für das Album? Falls ja, warum dieser Eifer, wo du doch sicher einige Kollegen kennst, die dich hier gerne unterstützt hätten?

S: Natürlich haben einige befreundete Musiker sofort gesagt: “Wenn du Hilfe brauchst, ruf mich an!” Aber erstmal wollte ich sehen, wie weit ich alleine komme. Am Ende war ich mit meinen Drums nicht zufrieden. Jürgen Zöller spielte auf “First Love” und Thomas Fischer, mit dem ich oft bei Guildo gespielt habe, ist dann drei Tage vorbei gekommen und hat dem ganzen Werk noch mehr Leben eingehaucht. Danny Müller (Horn) kam auch für einige Piano- und Hammondparts vorbei. Nicht zu vergessen auf “Caroline” und “Sweet Dreams” am Bass Werner Kopal (BAP). Sheryl, die eigentlich nur kontrollieren sollte, ob ich ihre Texte (“Julie” und “So Glad”) richtig ausspreche, habe ich dann für drei Stücke Backgroundchor begeistern können.

MUM: Wieso veröffentlichst du mit “Julie” gerade einen der beiden Songs des Albums, deren Text nicht von dir geschrieben wurde, als Single?

S: Ich habe eigentlich nur zwei Texte auf der gesamten CD betextet. Meine Texte waren zu sehr Schülerenglisch. Dafür habe ich mir dann die Profis Sheryl Hackett und Ken Taylor (Maffay) geholt.

MUM: Das Album bietet eingängigen, melodischen Pop, teilweise auch rockig. Haben dir die lockeren oder die etwas progressiveren Stücke mehr Spaß bereitet beim Aufnehmen?

S: Beide. Ich habe mich in jeden Song so lange reingekniet, bis ich zufrieden war. Und das hat so ca. zwei Jahre gedauert.

MUM: Welche Bands haben dich beeinflusst? Die im Platteninfo genannten Beatles werden ja nicht die einzigen gewesen sein.

S: Nein, auf keinen Fall. Begleitet haben mich Coldplay, Travis, Robbie Williams, U2, Wallflowers und Sheryl Crow, denen ich sehr für ihre Inspiration danke.

MUM: Welche Ziele hast du mit dem Soloalbum? Ist es für dich eher ein Zwischenspiel als Bonbon, bevor es dann wieder mit BAP weiter geht, oder willst du in Zukunft weiter auch alleine Musik machen?

S: Ich wollte einfach mal probieren, wie weit man mit eigener Plattenfirma (Streifzugrecords) und Verlag (Electroartist) kommt. Dabei habe ich ‘ne Menge neue Sachen über das Musikbusiness gelernt. Wichtig war mir, eine vernünftige Grundlage für weitere Projekte aufzubauen. So werde ich mich in den nächsten Jahren sehr viel um den musikalischen Nachwuchs kümmern. Den Kids gehört die Zukunft und ich werde versuchen, meine Erfahrung weiter zu geben. Also all ihr jungen Bands, schickt eure Demos an mich (die Kontaktadresse findet man auf www.streifling.com). Mit BAP geht’s ab September ins Studio. Die ersten sieben Songs sind schon fertig.

MUM: Kannst du dir vorstellen, mal als Streifling im Vorprogramm von BAP aufzutreten?

S: Auf keinen Fall. Das würde nur zu Verwirrung führen. BAP ist BAP, und da habe ich drei Stunden Fulltime-Job.

MUM: Hast du schon Feedback von deinen BAP-Kollegen zum Album erhalten? Wie finden sie es?

S: Ich glaube, sie sind begeistert.

MUM: Es wäre für dich sicher ein Leichtes gewesen, ein Duett mit Wolfgang Niedecken einzuspielen und hiermit als Single mehr Resonanz auf Anhieb einzufahren. Warum hast dies es nicht getan?

S: Manchmal muss man seine Wege alleine gehen. Viel besser ist doch, wenn man ohne Nametroping Erfolg hat.

MUM: Du spielst ja so gut wie alle Instrumente. Was macht dir am meisten Spaß?

S: Meine Lieblingsinstrumente sind nach wie vor Saxophon und Gitarre.

MUM: Fühlst du dich noch als Leipziger oder inzwischen als Rheinländer, der lieber Kölsch als Pils trinkt und weiß, dass et kütt, wie et kütt?

S: Also ich fühle mich hier im Rheinland sehr wohl. Mit Bornheim habe ich eine neue Heimat gefunden, die ich nicht mehr missen möchte – vor allem wegen der netten Leute.

MUM: Im April gehst du auf Clubtour. Was kann man live von dir erwarten?

S: Live wird man mit mir eine fantastische Band erleben: Werner Kopal (BAP) am Bass, Thomas Fischer (Guildo) an den Drums, Danny Müller (Guildo) an den Keybords und Ole Rausch (Laith Al-Deen) an der Gitarre. Wir werden zwei Stunden losrocken und ich werde versuchen, alle Register zu ziehen, um das Puplikum mitzureißen.

MUM: Was meinst du, wie deine Karriere verlaufen wäre, wenn dich Niedecken nicht zu BAP geholt hätte?

S: Dann wäre ich vielleicht bei Bruce Springsteen gelandet – kleiner Scherz. Auf jeden Fall würde ich, egal mit wem, Musik machen.

MUM: Du hast schon mit vielen Musikern gespielt – welches war für dich das Highlight?

S: Natürlich die Leoparden, denn das war richtig Rock ‘n’ Roll, und die Udo Lindenberg-Tour Belcanto mit dem Babelsberger Filmorchester.

MUM: Welches ist dein Lieblingsstück auf deinem Album, und welches dein Lieblingssong aller Zeiten?

S: “Hurricane”, das ist einfach eine gute Rockballade mit Tiefe. Lieblingssongs aller Zeiten gibt’s bei mir so viele. Wenn ich mich entscheiden soll, dann würde ich sagen “New Year’s Day” von U2, der hat mein ganzes Musikverständnis verändert.

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MUM: Mucke und mehr
S: Jens Streifling

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