Home MusikInterviews The Bates zu ihrem Album “intra Venus” (04/98)

The Bates zu ihrem Album “intra Venus” (04/98)

Autor: Tobi

Vor zehn Jahren gründeten Zimbl (Gesang, Baß), Pogo (Gitarre), Reb (Gitarre) und Klube (Drums) ihre band namens The Bates, durch einige Hits heute nicht mehr wegzudenken aus Deutschlands Musikszene. Die Punks veröffentlichten vier Alben bei Indie-Labels, bevor sie 1993 von Virgin unter Vertrag genommen wurden. Es folgten drei Studioalben mit Erfolgssingles wie “Say It Isn’t So” und “It’s Getting Dark” oder den noch mehr beachteten Coverversionen “Hello (Turn Your Radio On)” und “Billy Jean” und eine Livescheibe, die ihre Qualitäten, gezeigt auf weit mehr als 500 Konzerten, dokumentierte.

Dann wurde es ruhig um die Jungs, bedingt durch einen Zustand der Ausgelaugtheit, aber auch durch Drogenprobleme Zimbls, die er selbst im Info des Labels so beschreibt: “Ich bin von der letzten Tour nicht wieder nach Hause gekommen. Ich war total lebensuntüchtig, bekam überhaupt nichts mehr geregelt. Außerdem hatte sich während der letzten Tournee mein Konsum an Alkohol und … ähm … nennen wir’s mal … ähm … Medikamenten dermaßen gesteigert, daß ich von diesem Trip gar nicht mehr runterkam. Zuhause fehlte mir dieses Medikament, so daß ich am Ende als Ersatz bis zu drei Flaschen Korn am Tag soff, was natürlich katastrophale Folgen hatte. Es war massiv lebensbedrohend, mit nächtlichen Krämpfen und völliger Desorientierung. Natürlich ging es so nicht mehr weiter. Zumal ich das gar nicht überlebt hätte.

Aber ein Leben ohne die Bates? Schwer vorstellbar! Wichtig war es vor allem, den Spaß und das ursprüngliche Gefühl, daß im Punk musikalisch wirklich alles erlaubt ist, wieder zu finden. Plus: mich vollständig zu entgiften.” Ende 1997 erschien als erstes Lebenszeichen der regenerierten Bates die Single “Independent Love Song”, wieder eine Coverversion, nun endlich ist auch das neue Album “Intra Venus” zu haben. Über dieses und mehr unterhielt ich mich mit Zimbl und Klube bei einigen alkoholfreien Bierchen.

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“Also es gibt viele Groupies, eigentlich zu viele Groupies. Ja, das kann einem schon in die Quere kommen, dadurch ist auch meine Freundin jetzt meine Ex-Freundin.”

MUM: Wie fühlt man sich nach zehn Jahren Bandgeschichte?

Klube: Gute, sehr gut!

MUM: Habt Ihr schon gefeiert?

Klube: Nein, aber das machen wir noch, im Sommer wahrscheinlich. Ein Jubiläumskonzert wollen wir geben, in Eschwege, für umsonst, aber nicht so groß drauf rumreiten (würden wir doch nie tun!!!).

MUM: Ihr seid aber alle gesundheitlich wieder voll auf dem Posten?

Zimbl: Achso, keine Fragen über Drogen!

Klube: Wir haben einfach mal eine Pause gebraucht, waren ein bißchen ausgepowert. Wir haben das nach der letzten Tour gemerkt, da mußten wir mal wieder auftanken, wir haben aber nur eine Konzertpause gemacht, es heißt nicht, daß wir garnichts gemacht haben, wir haben schon weietr an Songs gearbeitet. Ende des Jahres ging es dann wieder richtig los, September, Oktober haben wir wieder angefangen zu üben, haben komponiert und musiziert, im Dezember sind wir dann ins Studio gegangen. Aber die Pause reicht jetzt auch, wir freuen uns schon, wenn es wieder losgeht.

MUM: Wie kam es, daß die erste Single schon so früh erschienen ist?

Klube: Das war ein politisches Ding, weil in der Zeitung immer öfter Gerüchte umgegangen sind, die Band gäbe es nicht mehr, die Jungs hätten sich totgesoffen oder sonstwie abgekackt, das hat uns dann schon ein bißchen gewurmt, und so haben wir gesagt, daß wir bereits ein viertel Jahr vor der neuen LP ein Lebenszeichen von uns geben wollen, um zu sagen: “Hallo, da sind wir wieder!”.

MUM: Geht es Euch eigentlich auf den Nerv, wenn die Leute immer darauf rumreiten, daß ihr so viele Coverversionen macht und damit Erfolg habt?

Klube: Nö. Wir werden da zwar immer wieder drauf angesprochen…

Zimbl: Die Leute wissen, daß wir covern, und wir werden immer weiter covern. Es gibt ja auch viele Leute, denen das richtig gut gefällt.

Klube: Fans, die uns mögen, die können sich die Bates ohne Coverversionen gar nicht vorstellen, und wir werden das auch weiterhin machen.

MUM: Nach welchen Prinzipien wählt Ihr die Songs dafür aus?

Zimbl: Eigener Geschmack.

Klube: Irgendeiner von uns kommt an und hat eine Idee, und wenn wir das gut finden, dann spielen wir das mal an, und wenn das dann funktioniert, dann wird es gemacht, wenn wir uns wohl fühlen dabei. Das ist eine sponatne Geschichte aus dem Bauch raus.

MUM: Kommt denn jetzt noch eine neue Single raus?

Klube: Das ist noch nicht klar, wir wüßten aber auch momentan nicht, welcher Song genau es sein würde. Wir bringen jetzt erstmal die Platte raus und lassen das dann auf uns zukommen.

MUM: Hat Euch das jetzt richtig Spaß gemacht, auch mal mit anderen Instrumenten zu experimentieren?

Klube: Absolut. Wir hatten ja nun viel zeit, uns Gedanken zu machen über das neue Album, und ich hatte dann mal die Idee, zu “She Won’t Come Back” Streicher einzusetzen, und dann haben wir drüber gesprochen und alle waren einverstanden, etwas Neues auszuprobieren. Wir haben dann ein Mädel zu uns eingeladen, die kann ganz gut Orgeln, die hat dann auf meiner alten Hammond-Orgel gespielt. Wir haben uns da etwas mehr ausgelebt, wäre es scheiße gewesen, dann hätten wir es weggelassen, aber da es uns gefallen hat, ist es so, wie es ist.

MUM: Wie spielt Ihr die Songs live?

Klube: Wissen wir noch nicht. Wir können aber alle Songs, die wir aufgenommen haben, auch live spielen, andererseits bringen wir ja nicht die ganze neue Platte, wir spielen ein Sammelsurium aus allem, was wir bisher gemacht haben, plus ein paar neuen Songs. Wenn wir nur neue Sachen spielen würden, dann würden uns die Fans den Schädel abdrehen. Ein paar Sachen haben sich als Klassiker herauskristallisiert, das ist wie bei den ramones, ohne “Blitzkrieg Bop” können die auch nicht auftreten. Wir schreiben gerade unser Liveset, mal sehen, worauf wir Böcke haben.

MUM: Werden die Hosen wieder runtergelassen?

Klube: Das machen wir alles ganz spontan.

MUM: Geht Ihr mit Support auf Tour?

Klube: Wir haben den Sänger von Throw That Beat… als Solokünstler mit dabei, die sind gerade ausgepowert, da macht er was alleine, malt Comics und spielt live mit der Akustikklampfe, das macht den Leuten sicher auch viel Spaß, man muß ja nicht immer eine Combo mitnehmen. Die letzten Jahre haben wir immer aus unserer Stadt Kumpelbands mitgenommen, daß sie die Chance haben, sich großem Publikum zu zeigen, das hat immer viel Spaß gemacht, aber die haben wir jetzt auch alle durch. Aber das wird so auch klasse, auch relaxter, da hast Du nicht den technischen Aufwand wie bei einer Band. Und wenn die Leute gut drauf sind und uns noch sehen wollen…

MUM: Warum sollten sie nicht?

Klube: Das ist schon etwas spannend für uns, da wir noch nie so eine lange Pause hatten, irgendwie schon ein neues Gefühl. Darum auch erstmal eine kleinere Tour. Dann machen wir noch Österreich und Schweiz hinterher, dann Festivals, und dann fahre ich zur Fußball-WM. Vielleicht machen wir im Herbst dann noch ein paar Auftritte, mal sehen.

MUM: Fahrt Ihr zusammen zur WM?

Klube: Nein, mit zwei Kumpels.

MUM: Ich dachte, so wie die Hosen damals nach Italien, mit dazugehörigem Song.

Klube: Auf so eine Aktion hätte ich ja mal richtig Bock, aber die Jungs interessiert Fußball nicht so. Pogo ist St. Pauli-Fan, aber der will nicht mit.

MUM: Was bist Du für ein Fan?

Klube: Na Eintracht Frankfurt, hör mal, Eintracht! Die kommen wieder, steigen wieder auf.

MUM: Wir Berliner haben ja vorgemacht, wie das so geht.

Klube: Ja toi toi toi, über die Hertha freue ich mich super. Die spielen ja auch guten Fußball. Den haben sie auch gespielt, als sie unten standen, den gönne ich das voll.

MUM: Das macht ja auch Spaß, wenn gegen Rostock 71000 kommen.

Klube: Boah, super, das ist echt ein Hammer. Hier steckt soviel Potential drin, wenn das so weitergeht, kann das ein richtig großes Team werden, und das wäre auch gut. ich bin absoluter Berlin-Fan, nicht Hertha-Fan, aber Hertha-Sympathisant, und finde, nach Berlin gehört eine große Truppe.

MUM: Hast Du denn Champions-League geguckt?

Klube: Nee, wir waren unterwegs auf der Autobahn, haben das nur im Radio gehört. Ich hoffe mal, daß die Bayern in Dortmund richtig einen auf den sack kriegen, denn gönne ich das, mit ihrem arroganten Gehabe. Fußball ist was für’s Volk, was Bodenständiges, nicht so was Abgehobenes.

MUM: Zurück zur Musik. Was wollt Ihr mit Euren Texten erreichen?

Zimbl: Mädchen wollen wir erreichen. Ach Quatsch! Wir wollen bestimmte Stimmungen ausdrücken, Lebenslagen, Freuen, Traurigsein … aber erreichen? Nichts, wir haben keine Botschaft.

MUM: Gibt es denn eigentlich noch die guten alten Groupies? Die Terrorgruppe hat mir ja erzählt, es gibt keine mehr.

Zimbl: Waaaas? Vielleicht haben die keine. (Allgemeines Gelächter!)

Klube: Das ist aber ein schönes Thema jetzt.

Zimbl: Haben die das wirklich gesagt? Also es gibt viele Groupies, eigentlich zu viele Groupies. Ja, das kann einem schon in die Quere kommen, dadurch ist auch meine Freundin jetzt meine Ex-Freundin.

MUM: Erzähl mal.

Zimbl: Es sind da irgendwie viele Geschichten rausgekommen, u.a. eine Sache, da war ein Mädchen schwanger von mir, das war unschön, ja, und dadurch sind auch noch viele andere Sachen rausgekommen.

MUM: Aber Du bist kein Papi geworden.

Zimbl: Nein, Gott sei dank nicht, aber da hatte ich schon mächtig Schiß, so eine Scheiße!

MUM: Jetzt seid Ihr aber vorsichtiger.

Zimbl: Ja, also ich nehme auf jeden Fall immer einen Gummi.

MUM: Sind noch mehr Eurer Beziehungen daran zerbrochen oder nur Deine?

Zimbl: Klube hat jetzt auch keine mehr, wir wollen erstmal auch nicht mehr. Das war auch scheiße, also ich habe das Mädchen ziemlich runtergerissen, das war nicht so schön, was ich da alles angestellt habe. Damit das nicht wieder vorkommt, gehen wir jetzt erst einmal alles locker an, ich habe genug Freundinnen, so eine richtig feste brauche ich eigentlich momentan nicht, die werden alle unglücklich, das ist echt scheiße! Ich wollte das ja so wirklich nicht, niemanden unglücklich machen, aber Du bist oft weit weg und kommst irgendwie nicht drum rum. Und da hat die Terrorgruppe gesagt, es gibt keine Groupies mehr?

Klube: Das muß aber ja auch nicht stimmen, was die sagen. Wir haben da irgendwie andere Erfahrungen.

Zimbl: Also wenn wir alle Mädchen, die zu uns rein wollen, wirklich rein lassen würden…

Klube: …dann könnten wir die Halle als Backstageraum nehmen.

MUM: Habt Ihr denn mehr Mädels im Publikum?

Zimbl: Neee, das hält sich die Waage.

Klube: Die jungen Mädchen, die rumkreischen, das sind eben die, die auffallen. Man meint dann immer, die Bates seien eine richtige Teeniecombo, da gehen nur Mädels hin, die vorne “Zimbl, ich liebe Dich” schreien, aber es gibt noch viele andere Leute, die kommen, die beschäftigen sich dann mehr mit Pogotanzen oder stehen hinten in der Ecke und trinken ein Bier. Das ist eine gesund ausgewogene Sache, vom Alter und vom geschlecht her, und so gefällt uns das auch.

MUM: Gab es denn mal so ein absolut bestes Konzert?

Zimbl: Willst Du? Dann erzähl ich’s, also: wir waren vor zwei Jahren auf einem Festival in Budapest eingeladen, sollten dort als Headliner spielen. Da waren 35000 Leute auf dem Platz, und vor uns hat die angesagteste Indie-Band aus Ungarn gespielt, das ging richtig gut zur Sache. Die haben so abgeräumt, daß wir dachten, wir wären keine Headliner, sondern nur noch Rausschmeißer. Klube hat auch schon gesagt: “Ach du Scheiße, jetzt kommt der große Frust!”. Wir sind rausgegangen und dachten, unsere Augen drehen durch. Die Leute sind total ausgerastet, haben uns bejubelt, sind total abgegangen, noch mehr als davor, wo wir schon dachten, das ginge gar nicht. Wir haben dann ein super Set gespielt, und es war ein grandioser Abend. Das war sowas von geil!

Klube: Da sind wir alle von der Bühne runter und waren total baff, konnten es kaum glauben, was gerade passiert war.

Zimbl: Die haben auch alles gekannt, alles mitgesungen, das war einfach Wahnsinn.

Klube: Dabei haben wir nicht nur die Coverversionen gespielt, nein, die kannten alles. Irre! Aber wir haben oft gute Konzerte. Von zehn Gigs ist vielleicht einer scheiße, zwei oder drei mittelmäßig, der Rest echt gut.

MUM: Lebt Ihr eigentlich von der Musik?

Klube: Ja. Wir haben natürlich auch so angefangen, daß wir nebenher noch Schuften waren. Aber seitdem wir bei Virgin sind, da konzentrieren wir uns voll auf die Musik. Wir sind jetzt nicht unbedingt reich, aber was ist schon reich? Wir sind glücklich und zufrieden mit dem, wie wir leben, das ist okay. Ich kann ein Bier trinken, wann ich will, man kommt eben gut zurecht. Man muß ja auch keine großen Ansprüche haben, ich brauche keinen Mercedes vor der Tür. Zimbl hat ein Zimmer, ich habe ein Zimmer, das reicht, vielleicht noch ein Klo, das genügt. Wir sind zufrieden.

MUM: Macht man sich als Musiker denn auch Gedanken über später, was man hinterher machen will?

Zimbl: Neee, das nicht.

Klube: Ich glaube auch, das sollte man nicht machen, da nimmt man sich Energie, die sollte lieber in die Musik reinfließen. Die Bates sind noch angesagt und wich denke, daß das auch noch eine zeit lang so bleiben wird. Vielleicht denkt man da in ein paar Jahren auch anders drüber, aber zur Zeit nicht.

MUM: Seht Ihr Euch denn noch als Indieband?

Zimbl: Eigentlich schon, auch wenn man das ja nicht so richtig sagen kann, wenn man bei einem Major-Label ist. Aber wir machen das, was wir wollen, und quatscht keiner rein, das ist schon indie.

Klube: Wir produzieren uns selber, da redet keiner rein. Man läßt uns ins Studio gehen und wir liefern dann das fertige Band ab.

Zimbl: Das ist so, wie wir es wollen, das war damals beim Indie-Label eher anders herum, da haben sie mehr reingeredet, weil ja auch nicht viel Geld da war und wir schnell fertig werden sollten.

Klube: Da sind Abordnungen der Labels ins Studio gekommen und haben uns zugeschaut, das ist total scheiße, da kannst Du nicht richtig arbeiten. Das war auch eine Voraussetzung für uns, bei Virgin zu unterschreiben, und die wollten das auch nicht anders. Die wollten die Bates, wie sie sind. Es macht sehr viel Spaß, mit Virgin zu arbeiten, da gibt es keine Arschlöcher, alle sind nett und arbeiten gut. Natürlich erwarten sie das auch von uns, wenn Promosachen zu machen sind oder Konzerte, aber das ist ja selbstverständlich.

MUM: Habt Ihr denn eigentlich auch manchmal richtig Streit in der Band, bei einer so langen zeit zusammen ist das doch nicht zu vermeiden?

Zimbl: Ja, schon, wir haben uns schon einige Male geprügelt, aber das ist selten. Bei uns beiden war das am schlimmsten, als Klube mir ein Bier gestohlen hatte damals, das ging richtig rund.

Klube: Ich habe das Bier nicht genommen… (beide lachen)

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MUM: Mucke und mehr

 

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