Home Film „Anemone“ – für das Regiedebüt seines Sohnes kehrt Daniel Day-Lewis erneut überzeugend zurück

„Anemone“ – für das Regiedebüt seines Sohnes kehrt Daniel Day-Lewis erneut überzeugend zurück

Autor: Tobi

"Anemone" Filmplakat (© Universal Pictures)

Anemone

Darsteller: Daniel Day-Lewis, Sean Bean, Samuel Bottomley, Samantha Morton
Regie: Ronan Day-Lewis
Dauer: 126 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.upig.de/micro/anemone
Facebook: facebook.com/focus.features.de
Instagram: instagram.com/universalpicturesde
Kinostart: 27. November 2025


Wenn Kinder von bekannten RegisseurInnen oder SchauspielerInnen sich im Filmgeschäft auf dem Regiestuhl versuchen, dann haben wir schon einige gute Resultate zu sehen bekommen, wie etwa bei Sofia Coppola („The Virgin Suicides“, „Lost in Translation“, „Die Verführten“), Jason Reitman („Ghostbusters: Legacy„, „Der Spitzenkandidat„) oder kürzlich erst Osgood Perkins („Longlegs„, „The Monkey„), manchmal sind ihre Inszenierungen aber auch durchwachsen wie bei Ishana Night Shyamalans Debüt „They See You“ oder schlichtweg mies wie bei Jordan Scotts zweitem Streifen „Berlin Nobody„. Mit „Anemone“ nun legt Ronan Day-Lewis seine erste Regiearbeit vor, und mit dieser bringt er seinen Vater, den großen Daniel Day-Lewis, acht Jahre nach seinem verkündeten Abschied von der Schauspielkarriere doch wieder zurück auf die große Leinwand, der dem Filius auch als Co-Autor des von ihm geschriebenen Drehbuchs und ausführender Produzent (neben Brad Pitt) unter die Arme gegriffen hat.

Daniel Day-Lewis sehen wir als Ray Stoker, der seit 20 Jahren in einer einsamen Hütte in den Wäldern von Yorkshire lebt und schon seit langem keinen Kontakte mehr zu seiner Frau Nessa (Samantha Morton) oder auch seinem Bruder Jem (Sean Bean) pflegt. Die einleitend aneinandergereihten, kindlichen Buntstiftzeichnungen lassen schon erahnen, dass es in der Vergangenheit der Brüder ebenso düstere Zeiten gab wie für das irische Volk generell. Als Jem dann unerwartet bei Ray auftaucht, braucht es eine ganze Weile, ehe sie überhaupt wieder ins Gespräch kommen.

Rückblicke auf die schwierige Jugend der Jungs mit gewaltausübend strengem und religiös fanatischem Vater bringen etwas Aufklärung, vor allem geht es Jem nun aber um Rays Sohn Brian (Samuel Bottomley), den er nie kennen lernte und der vom Militär suspendiert wurde nach einem gewaltsamen Übergriff. Mutter Nessa ist überfordert und ratlos am Ende, und da Jem sich inzwischen um sie kümmert, sucht er nun den Kontakt zu Ray, der selbst einst nach einem traumatischen Vorfall aus der Irisch-Republikanischen Armee ausstieg, seine schwangere Frau verließ und nun am besten mit seinem Sohn sprechen soll – vielleicht käme er ja an ihn heran.

"Anemone" Szenenbild (© 2025 Focus Features LLC. All Rights Reserved.)

Sean Bean als Jem und Daniel Day-Lewis als Ray
(© 2025 Focus Features LLC. All Rights Reserved.)

Die schauspielerische Extraklasse von Daniel Day-Lewis ist nicht nur dadurch belegt, dass er als bislang einziger männlicher Akteur drei Mal den Oscar® als „Bester Hauptdarsteller“ mit nach Hause nehmen konnte, für „Mein linker Fuß“ (1989), „There Will Be Blood“ (2007) und „Lincoln“ (2012) – drei weitere Nominierungen kamen hinzu. Auch in „Anemone“ weiß er wieder zu glänzen und verkörpert Ray sehr glaubwürdig und ausdrucksstark, gekrönt von zwei atemberaubend starken Monologen. Alleine hierfür schon muss man seinem Sohn und dem Film danken, dass der seit April 68-Jährige sich hierfür aus seiner schauspielerischen Rente noch einal heraus begeben hat.

Auch Sean Bean spielt stark in einem Film, der durch gute, atmosphärische Bilder und auch tolles Sounddesign zu bestechen weiß. In puncto Handlung allerdings geht es doch etwas schmal zu und es passiert eigentlich zu wenig, um mehr als zwei Stunden hiermit dauerhaft reizvoll zu füllen. So ist das Regiedebüt des momentan 27-jährigen Ronan Day-Lewis vor allem Schauspielkino und als solches ebenso wie in beeindruckenden, fast poetischen eingefangenen Naturaufnahmen sehr ansehnlich, besitzt aber auch seine Längen.

Trailer:

Bewertung: 6 von 10 Punkten

 

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