Home Film “Ghostbusters: Legacy” – das Franchise lebt als nostalgisches Familien-Abenteuer wieder auf

“Ghostbusters: Legacy” – das Franchise lebt als nostalgisches Familien-Abenteuer wieder auf

Autor: Tobi

"Ghostbusters: Legacy" Filmplakat (© 2019 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH)

Ghostbusters: Legacy

Darsteller: Finn Wolfhard, Mckenna Grace, Carrie Coon, Paul Rudd
Regie: Jason Reitman
Dauer: 124 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.GhostbustersLegacy.de
Facebook: facebook.com/GhostbustersDE


Nachdem die Action-Komödie “Ghostbusters – Die Geisterjäger” von Regisseur und Produzent Ivan Reitman 1984 jede Menge Spaß für die ganze Familie bereitete, mit ihren Spezialeffekten für damalige Verhältnisse in Erstaunen versetzte und an den Kinokassen ihr Budget mit einem Einspielergebnis von 295 Millionen US-Dollar zehnfach wieder zurückfließen ließ, war klar, dass es eine Fortsetzung geben würde.

“Ghostbusters II” setzte auf das gleiche Team mit Reitman als Regisseur und Produzent sowie den beiden zusammen mit Bill Murray und Ernie Hudson zu den Hauptdarstellern gehörenden Harold Ramis und Dan Aykroyd als Drehbuchschreibern – und auch Sigourney Weaver, Rick Moranis und Annie Potts waren als AkteurInnen wieder mit am Start. Der Film konnte zwar 215 Millionen US-Dollar eingespielen und war somit durchaus ein Erfolg, der große Hype blieb aber diesmal aus.

Mit “The Real Ghostbusters” wurde von 1986 bis 1991 eine Zeichentrickserie produziert, im Kino ging es für die Geisterjäger aber erst einmal nicht weiter. Ein dritter Kinofilm war zwar immer wieder mal mehr als im Gespräch und sowohl Dan Aykroyd in den 90ern als auch die Drehbuchschreiber Lee Eisenberg und Gene Stupnitsky in der ersten Dekade des neuen Jahrtausends sowie später Etan Cohen arbeiteten konkret an ihm, die Projekte scheiterten aber allesamt. Erst als Bill Murray, Dan Aykroyd, Harold Ramis und Ivan Reitman ihre Anteile der Rechte an Mitinhaber Sony verkauften, wurde ein Wiederaufleben des Franchises möglich. Die Idee von Regisseur und Drehbuch-Mitautor Paul Feig aber, mit Kristen Wiig, Melissa McCarthy, Kate McKinnon und Leslie Jones ein weibliches Hauptdarstellerinnen-Quartett ins Feld zu schicken und einen Reboot vorzulegen, führte nicht zum Erfolg. Der 2016 schlicht “Ghostbusters” betitelte Streifen konnte zwar knapp 230 Millionen US-Dollar eingespielen, bei einem Budget von 144 Millionen US-Dollar und sehr hohen Marketingausgaben sorgte dies aber trotzdem für ein Minus.

Umso überraschender ist es daher, dass das Franchise mit “Ghostbusters: Legacy” nun doch weiter geführt wird. Hierbei ist die Ausrichtung allerdings eine völlig andere, und das ist auch gut so, denn diesmal macht sich eine Riege von Teenagern daran, Geister zu jagen – wieder anknüpfend an die ersten beiden Filme. Im Regiestuhl sitzt dann auch wieder ein Reitman, mit Jason Reitman allerdings der Sohn von Ivan, der als Produzent aber wieder beteiligt ist – das Ganze ist also nicht nur ein Familienfilm, sondern auch ein Familienprojekt, und dieses greift die Historie dann auch geschickt auf.

Als die alleinerziehende Mutter Callie (Carrie Coon) mit ihrem 15-jährigen Sohn Trevor (Finn Wolfhard) und ihrer 12-jährigen Tochter Phoebe (Mckenna Grace) auf Grund finanzieller Probleme aus ihrer Wohnung in Chicago geworfen wird, flüchten sie sich nach Summerville/Oklahoma ins leerstehende Farm-Haus ihres verstorbenen Vaters. Zu diesem hatte sie zuletzt überhaupt keine Beziehung mehr, und wie sich heraus stellen soll weiß sie auch nicht viel über sein früheres Leben.

Trevor ist zuerst nur genervt vom Land, wo noch nicht einmal der Handyempfang funktioniert, aber es gibt ja einiges zu entdecken. In der Scheune steht ein abgedecktes, altes Auto mit einem Geisterjäger-Logo, dazu finden sie merkwürdige Waffen und andere technische Gerätschaften. Die Wissenschafts-versessene, forsche Phoebe zeigt sich begeistert, und auch die neuen Freunde Podcast (Logan Kim) und Lucky (Celeste O’Connor), in die Trevor rasch verschossen ist, wollen mehr heraus finden.

Durch den netten, witzigen Lehrer Mr. Grooberson (Paul Rudd), der seinerseits Gefallen an Callie findet, erhalten sie den erleuchtenden Hinweis: Callies Vater war kein Geringerer als Egon Spengler, einer der einst für ihre Arbeit in New York berühmten Ghostbusters (in den ersten beiden Kinofilmen vom 2014 verstorbenen Harold Ramis gespielt). Bald schon gibt es unerklärliche Erdbeben und es wird klar, dass es nicht nur damals in Manhattan Geister gab – da bleibt nur zu hoffen, dass das alte Equipment noch funktioniert.

"Ghostbusters: Legacy" Szenenbild (© 2021 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH)

Der Ecto-1 verfolgt Muncher in Sony Pictures’ “Ghostbusters: Legacy” (© 2021 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH)

Es mutet zwar etwas befremdlich an, dass “Ghostbusters: Legacy” bei uns mit einem englischsprachigen Titel daher kommt, obwohl er eigentlich “Ghostbusters: Afterlife” heißt und man sowohl Afterlife als auch Legacy durchaus übersetzen kann, aber das schmälert den Spaß natürlich nicht. Und diesen hat man diesmal tatsächlich wieder, auch weil der neue Film ganz im Stile von 80er-Abenteuerstreifen mit viel Nostalgie und Wärme daher kommt.

Die Handlung ist gut dank eines einfallsreichen Drehbuchs von Jason Reitman und Gil Kenan, dessen neuester Streifen als Regisseur mit “Ein Junge namens Weihnacht” (lies unsere Filmkritik hier) übrigens am gleichen Tag bei uns in den Lichtspielhäusern startet. Hier verbinden sie ein Teenager-Abenteuer, das mit Frust, Begeisterung, Neugier, Spannung und Verliebtsein typische Themen bedient, mit rasanter Geisterjagd.

Damit diese genau den richtigen Anstrich erhält wurden mit Special Effects Supervisor Elia Popov (“Mission Impossible: Rogue Nation”, “Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings”, “Wir”) und Maskenbildner Arjen Tuiten (“Pans Labyrinth”, “Maleficent – Die dunkle Fee”) erfahrene Kräfte mit ins Boot geholt, und so weiß das Ganze dann optisch auch zu gefallen mit der richtigen Mischung aus modernen Effekten und Althergebrachtem.

Zunächst aber spielen die Geister überraschend lang gar keine Rolle und der Film nimmt sich umso mehr Zeit, seine allesamt sympathischen Charaktere wunderbar auszugestalten, vom voll in der Pubertät steckenden Trevor über die vorlaute, schlechte Witze reißende Phoebe und den zunächst leicht nervigen Podcast bis zum lässigen Mr. Grooberson, der seine Klasse mit Horrorfilmen aus den 80ern genauso schockt wie ruhig stellt.

Dann irgendwann aber sind die übernatürlichen Wesen da, und es bereitet Freude, mit anzuschauen, wie Muncher als Metall-mampfender Verwandter des ehemaligen Slimer ebenso an alte Zeiten erinnert wie Mini-Marshmallow-Männer, die zunächste sehr putzig wirken, bald aber ihre Fiesheit auch aneinander ausspielen.

Die junge Darstellerriege weiß ebenso zu überzeugen wie Paul Rudd und Carrie Coon, und von früher ist auch das eine oder andere Gesicht noch mit dabei. Um hier dann alles richtig zu begreifen, und auch um jeden der Gags im Rahmen einer durchaus wieder ordentlich humorvollen Handlung zu verstehen, sollte man zumindest den 1984er-Film allerdings am besten kennen. Aber auch falls nicht hat man Spaß an diesem rasanten Wiederaufleben des Franchises für die ganze Familie.

Trailer:

Bewertung: 8 von 10 Punkten

 

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