Home Film “Alle die du bist” – das gut gemachte Drama visualisiert verschiedene Wesenszüge ideenreich

“Alle die du bist” – das gut gemachte Drama visualisiert verschiedene Wesenszüge ideenreich

Autor: Tobi

"Alle die du bist" Filmplakat (© Port au Prince Pictures)

Alle die du bist

Darsteller: Aenne Schwarz, Carlo Ljubek, Sara Fazilat, Youness Aabazz
Regie: Michael Fetter Nathansky
Dauer: 108 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: port-prince.de/projekt/alle-die-du-bist
Facebook: facebook.com/PORTAUPRINCEfilms
Kinostart: 30. Mai 2024


Mit “Alle die du bist” legt Michael Fetter Nathansky einen Kino-Debütfilm vor, bei dem er nicht nur Regie geführt, sondern auch das Drehbuch verfasst hat – wie schon bei seinem Spielfilmdebüt “Sag du es mir” aus dem Jahr 2019, der 2022 im Ersten ausgestrahlt wurde. In diesem auf nationalen Festivals mehrfach preisgekrönten, überzeugenden Film (lies unsere Filmkritik hier) sorgte die Perspektive dreier ProtagonistInnen auf einen unfreiwilligen Brückensturz und seine Hintergründe für ganz neue Bewertungen. Mit “Alle die du bist” zeigt er nun einen andere Facette und visualisiert Wesenszüge eines Partners ideenreich und gut gemacht durch verschiedene DarstellerInnen.

Im Mittelpunkt des Geschehens steht die alleinerziehende Mutter Nadine (Aenne Schwarz), die mit 24 Jahren und ihrem fünfjährigen Sohn Mica ihre brandenburgische Heimat verlassen hat, um in einer Kohle-Fabrik bei Köln zu arbeiten. Hier lernt sie Paul kennen, erst als Kollegen, dann als Freund und schließlich als festen Partner. Mit seiner Impulsivität steht er sich manchmal selbst im Weg, was auch zum Verlust des Jobs führt, obwohl Nadine, die später in eine Gruppen leitende Funktion aufgestiegen ist, sich für ihn einsetzt.

Um mit der Situation, die inmitten einer immer schwieriger werdenden Zeit für die Braunkohleindustrie noch andere Herausforderungen bietet, zu meistern, beginnt sie bewusst, Paul wieder in verschiedenen Gestalten zu sehen, was ihr nach ihrem Zuzug auch schon dabei geholfen hat, sich in ihn zu verlieben. So ist Paul für sie nicht immer der schnell aufgebrachte, aber privat doch auch so liebevolle und witzige Mann (Carlo Ljubek), sondern auch mal ein wütender, sich in die Enge getrieben fühlender Stier (von einem solchen verkörpert), ein entdeckender älterer Teenager (Youness Aabbaz), ein naives, nach Liebe und Geborgenheit suchendes Kind (Sammy Schrein) oder auch mal eine erfahrene alte Frau (Jule Nebel-Linnenbaum). So gelingt es Nadine, die Liebe und Hoffnung am Leben zu halten und Paul in den verschiedenen Situationen – wie einem für ihn sehr fordernden Vorstellungsgespräch, das aus dem Ruder läuft – zur Seite zu stehen, ohne dabei selbst in die Knie zu gehen.

"Alle die du bist" Szenenbild (© Contando Films / Studio Zentral / Network Movie)

(© Contando Films / Studio Zentral / Network Movie)

Auch mit seinem zweiten Film “Alle die du bist” weiß Michael Fetter Nathansky wieder zu überzeugen. Die Idee der Verkörperung Pauls durch verschiedene Personen bis hin zum Stier geht voll auf und man fühlt mit Nadine, die durch diese Wesensbilder ihre langsam verblassende und auch Kraft zehrende Liebe aufrecht zu erhalten versucht, gegen alle Hindernisse, mit viel Geduld und Hingabe. In verschiedenen Bildformaten sehen wir hin und her springend, wie Nadine Paul einst kennen lernte und sich mehr und mehr in ihn verliebte, und wie sie nun sieben Jahre später viel investiert, um diese Liebe zu retten – gespickt mit starken Dialogen.

Aenne Schwarz spielt großartig und das ganze Ensemble des Paul sehr gut, vor allem Carlo Ljubek, ebenso wie Sara Fazilat als Nadines gefrustete Arbeitskollegin und Freundin Ajda, die in der wirtschaftlich wie hierdurch auch stimmungstechnisch dem Abgrund entgegenblickenden Kohlefabrik aber auch nichts Positives mehr bewirken kann, wenn es darum geht, Paul die Stelle zu erhalten. So muss er, der für Mica eine Art Vaterrolle zu übernehmen versucht, sich also neu bewerben – was ihm weit leichter fällt als eine Vorstellung vor Ort, bei der dann so einiges schief geht. In dieser sehr menschlichen, ans Herz gehenden Geschichte wird an verschiedenen Fronten gekämpft – für das Gute, was gar nicht immer leicht ist.

Trailer:

Bewertung: 8 von 10 Punkten

 

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