Home Film “Bob Marley: One Love” – ein heldenhaft gezeichnetes Biopic der Reggae-Ikone

“Bob Marley: One Love” – ein heldenhaft gezeichnetes Biopic der Reggae-Ikone

Autor: Tobi

"Bob Marley: One Love" Filmplakat (© Paramount Pictures)

Bob Marley: One Love

Darsteller: Kingsley Ben-Adir, Lashana Lynch, James Norton, Tosin Cole
Regie: Reinaldo Marcus Green
Dauer: 105 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: paramount.de/bobmarley-onelove
Facebook: facebook.com/Paramount.Pictures.Germany.Kino
Kinostart: 15. Februar 2024


Nachdem der US-amerikanische Regisseur Reinaldo Marcus Green mit seinem Langfilm-Debüt “Monsters and Men” 2018 ein vom Versterben Eric Garners bei einem Polizeieinsatz inspiriertes Drama bot, dann mit “Good Joe Bell” 2020 eine wahre Geschichte verfilmte und zuletzt 2021 mit dem als “Bester Film” Oscar®-nominierten “King Richard” ein vielbeachtetes Biopic vorlegte (bei dem wir uns alle lebhaft daran erinnern, wie Will Smith für seine Darstellung als Vater der zu Tennis-Stars gemachten Williams-Schwestern die Trophäe als “Bester Hauptdarsteller” und dank seiner Backpfeife für den fies über seine Frau lästernden Chris Rock ein Imageproblem mit nach Hause nahm), bleibt er der Realität treu und widmet sich in “Bob Marley: One Love” der titelgebenden Reggae-Ikone.

Gemeinsam mit Zach Baylin (“Creed III”) und Frank E. Flowers (“Shooting Stars”) schrieb Green auch das Drehbuch, und dieses zeigt uns nicht den Werdegang des 1945 geborenen Robert Nesta Marley zum Starruhm, zu dem er und seine Band The Wailers es bereits spätestens 1973 mit dem Album “Burnin'” und Songs wie “Get Up, Stand Up” oder “I Shot The Sheriff” geschafft hatten – auch wenn es bis zum ersten internationalen Single-Hit “No Woman, No Cry (Live ’75)” als Platz 8 in Großbritannien noch zwei Jahre dauern sollte, bis zum ersten Top-Ten-Album “Rastaman Vibration” (Rang 8 in den USA) noch drei. Gerade in seiner jamaikanischen Heimat aber war Bob Marley längst eine Musikgröße, hatte mit der Vorgängerband The Wailing Wailers, zu der auch der große Peter Tosh gehörte, und dem Ska-Song “Simmer Down” 1964 bereits einen Nummer-Eins-Hit gelandet. Tosh gehörte auch zu den engen Freunden, die mit Marley, der eigentlich katholisch geprägt aufgewachsen war, drei Jahre später zum Rastafari-Glauben wechselten. 1974 lösten sich The Wailers auf, wobei Bob Marley weiter mit dem Namenszusatz “& The Wailers” voran ging, auch wenn es sich nun um andere Mitmusiker handelte. Hinzu kamen als Frauenstimmen-Trio die “I Threes”, zu denen auch Bobs Frau Rita gehörte.

Etwas später setzt der Film ein, als im Dezember 1976 das kostenfrei zugängliche “Smile Jamaica”-Konzert angesetzt ist, organisiert vom jamaikanischen Premierminister Michael Manley in der Hoffnung, vor den anstehenden Wahlen die gewachsenen Anspannungen zwischen den zwei konkurrierenden politischen Hauptgruppen herunterzukühlen, herrschen doch bereits fast bürgerkriegsähnliche Zustände im Land. Bob Marley (Kingsley Ben-Adir), der sich politisch neutral sieht, steht ganz oben auf dem Programm und ist eigentlich guter Dinge, bis zwei Tage vor dem Event einige Bewaffnete in sein Haus eindringen und um sich schießen, wobei nicht nur er leicht verletzt wird, sondern weit schwerer auch seine Frau Rita (Lashana Lynch) und sein Manager Don Taylor (Anthony Welsh).

Auf Grund der unsicheren Situation in Jamaika entschwindet Marley nach seinem Auftritt, den er durchaus unter Angst mit zusammengewürfelten MusikerInnen trotzdem noch zum Teil stemmt, bis die Bedrohungslage zu groß scheint, nach London. Hier darf er sich mit dem heimischen Armenviertel Trenchtown im Herzen nicht nur über die komplette Genesung von Rita freuen, sondern arbeitet auch an seiner Musik, wobei er sich stilistisch weiterentwickelt, weg vom Tempo und hin zu mehr Intensität, auch dank eines neuen Gitarristen, der eine Prise mehr Rock-Appeal einbringt. Hier nimmt er sein neues Album “Exodus” auf und kehrt dann fast schon triumphal in die Karibik zurück, um in Kingston im April 1978 mit den Wailers beim “One Love Peace Concert” auf der Bühne zu stehen, wo er nicht nur von ca. 32.000 BesucherInnen umjubelt wird, sondern es auch zu einer mit Handschlag besiegelten Versöhnung der Vorsitzenden der vorher verfeindeten Parteien kommt, Michael Manley von der regierenden People’s National Party und Edward Seaga von der Jamaica Labour Party.

"Bob Marley: One Love" Szenenbild (© Paramount Pictures)

(© Paramount Pictures)

Dass “Bob Marley: One Love” uns den legendären Musiker sehr heldenhaft als genialen Künstler sowie mutigen, nachdenklichen, kaum eigensinnigen Menschen präsentiert und hierbei jegliche Kritik ausspart, das liegt wohl vor allem daran, dass die Familie der 1981 mit nur 36 Jahren an Krebs verstorbenen Reggae-Ikone maßgeblich am Film beteiligt war, gehören doch Ziggy Marley, Rita Marley und Cedella Marley (wie übrigens auch Brad Pitt) zu den ProduzentInnen, Orly Marley zu den ausführenden Produzenten.

Familienmitglieder hat er ja genug, denn nachdem Bob 1966 seine kubanische Jugendfreundin Rita Anderson geheiratet hatte, schenkten die beiden nicht nur vier leiblichen Kindern das Leben und adoptierten ihre erste Tochter aus der Zeit davor, der Musiker brachte es nach der Hochzeit auch noch auf nicht weniger als sieben uneheliche Kinder mit sieben verschiedenen Frauen. Diese offensichtlich andauernde Untreue wird im Film gefühlt nur in einem Nebensatz bei einem Disput zwischen Rita und Bob abgehandelt, während ansonsten große Liebe gezeigt wird. Dies wirkt etwas heuchlerisch, aber gut, geht es doch vor allem um den Musiker und seine Lieder.

Von seinen fraglos tollen Stücken erleben wir einige im Film, und manche von ihnen laufen sogar über mehrere Minuten mit deutscher Übersetzung der Texte als Untertitel. Wenn man sich noch nicht im Detail mit den Songs beschäftigt hat, ist dies durchaus sinnvoll, eröffnen sie doch einen neuen Zugang zu den Inhalten, die sich um sein Land und die Armut der Menschen drehen, um politische Missstände, um die Sehnsucht nach Frieden und um die Liebe. Im wahrsten Sinne des Wortes nebulös bleibt das Ganze dann aber, wenn es um die Rastafari-Religion und das damit verbundene Marihuana-Rauchen geht – hierzu hätte man gerne noch mehr verstanden, aber auch sein ausschweifendes Kiffen wird größtenteils ausgespart. Das legendäre Album “Exodus” nimmt mit seiner Produktion – und einigen netten Szenen in London beim Joggen im Snobviertel oder beim Besuch eines Punkkonzerts – einen wichtigen Teil ein, wobei wir sehen, wie Marley einen Teil der Songs schlicht aus dem Ärmel schüttelt in verschiedenen Situationen, wie der Verantwortliche der Plattenfirma das Cover für zu schlicht hält oder wie bei vielen außer Bob Unsicherheit herrscht, ob die Stilveränderung angenommen werden würde.

Kingsley Ben-Adir verkörpert den Kultmusiker gut, sieht mit fetten Dreadlocks versehen aber doch wie eine weit schönere Hollywood-Version des echten Marley aus. Lashana Lynch überzeugt als seine Frau, dazu sehen wir solide Darstellungen seiner Musiker wie Tosin Cole als Keyboarder Tyrone Downie, Hector Donald Lewis als Schlagzeuger Carlton Barrett oder Aston Barrett Jr. als sein Vater, den Bassisten Aston Barrett. Auch wenn das Porträt etwas geschönt daher kommt, “Bob Marley: One Love” ist für Fans der Legende und des Reggae sicherlich reizvoll und bietet natürlich viele von Marleys tollen Songs, die nach wie vor zu begeistern wissen.

Trailer:

Bewertung: 6 von 10 Punkten

 

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