Home Film “Contra” – Sönke Wortmanns Remake funktioniert auch dank tollen Schauspiels bestens

“Contra” – Sönke Wortmanns Remake funktioniert auch dank tollen Schauspiels bestens

Autor: Tobi

"Contra" Filmplakat (© Constantin Film)

Contra

Darsteller: Nilam Farooq, Christoph Maria Herbst, Hassan Akkouch, Ernst Stötzner
Regie: Sönke Wortmann
Dauer: 103 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.constantin-film.de/kino/contra
Facebook: facebook.com/constantinfilm


Nachdem Regisseur Sönke Wortmann (“Der bewegte Mann”, “Das Wunder von Bern”) mit “Der Vorname” 2018 bereits ein erfolgreiches Remake eines französischen Films vorlegte, dem nächstes Jahr nun sogar “Der Nachname” als Fortsetzung folgen soll, hat er sich mit “Le Brio” erneut eines Films unserer Nachbarn angenommen. Die Tragikomödie von Yvan Attal aus dem Jahr 2017 war bei uns unter dem Titel “Die brillante Mademoiselle Neïla” im Kino zu sehen und wird nun als “Contra” vielleicht noch mehr Zuschauer anlocken, ist die Umsetzung doch gut gelungen.

Nachdem zu Hause nicht immer alles so einfach ist, erscheint Naima Hamid (Nilam Farooq) am allerersten Studientag an der Uni Frankfurt zu spät zu ihrer Jura-Vorlesung. Professor Richard Pohl (Christoph Maria Herbst) ignoriert das allerdings nicht und belässt es auch nicht bei einem Kommentar, er macht die offensichtlich fremdländische Wurzeln besitzende Studentin mit diversen, auch fremdenfeindlichen Bemerkungen deftig herunter und scheint sich dabei noch toll und überlegen zu fühlen.

Nun ist Pohl zwar einige Jahre älter und sicherlich kein Digital Native, eigentlich aber ja schlau genug, um zu wissen, dass heutzutage das Smartphone im vollen Lesesaal schnell gezückt ist – und so macht nur allzu bald ein Video mit seinen Entgleisungen im Netz die Runde. Die Souveränität verliert Pohl, als Universitätspräsident Alexander Lambrecht (Ernst Stötzner) seinem alten Weggefährten klar macht, dass er ihn wohl seiner Aufgaben entbinden müsse, um das Gesicht der Bildungsstätte zu wahren – es sei denn, Pohl poliert sein Ansehen schleunigst wieder damit auf, Naima für den bevorstehenden, bundesweiten Debattier-Wettbewerb zu trainieren und dort Erfolge vorzuweisen, was den Disziplinarausschuss gütig stimmen könnte.

Hierauf hat Pohl keine Lust, aber auch keine andere Chance, und so biedert er sich bei Naima an, die ihrerseits auch wenig Interesse hat, andererseits aber nebenjobtechnisch jede Hilfe und Referenz gebrauchen könnte, nachdem sie bisher – vmtl. auch auf Grund ihres nichtdeutschen Namens – nur Absagen von Kanzleien erhalten hat. Also bilden die beiden eine Zweckgemeinschaft und Pohl führt Naima in die Kunst der Rhetorik ein, was bald erste Erfolge nach sich zieht, kombiniert die Studentin doch das Gelernte geschickt mit persönlichen Themen und weiß so zu punkten.

"Contra" Szenenbild (© 2020 Constantin Film Verleih GmbH)

Prof. Dr. Richard Pohl (Christoph Maria Herbst, r.) ermutigt Naima (Nilam Farroq, l.) vor ihrem ersten Debattierwettbewerb. (© 2020 Constantin Film Verleih GmbH)

Mit “Contra” bietet Sönke Wortmann ein Remake, das bestens funktioniert. Drehbuchautor Doron Wisotzky (“Schlussmacher”, “What A Man”) hat “Le Brio” optimal für das deutsche Kino adaptiert und die Handlung nach Frankfurt verlegt, wo uns Naima mit in einen sozial nicht zwingend bevorteilten Häuserblock nimmt, dessen Probleme wir unterlegt mit HipHop als Milieuschilderung gezeigt bekommen. Hierbei wird die dortige Bevölkerung aber nicht stereotyp abgehandelt, neben problembehafteten Charakteren wie Naimas von der richtigen Bahn gerade abdriftenden Bruder gibt es nämlich auch herzlich engagierte Menschen wie ihren guten Kumpel Mo (Hassan Akkouch), und statt Illegales zu planen sitzt dieser mit den besten Kumpels und ihr dann auch gerne mal auf einem Kinderspielplatz und diskutiert in einer Partie des intelligenten Werwolf-Spiels.

Vor allem aber lebt Wortmanns Umsetzung vom tollen Schauspiel seines Hauptrollen-Duos, das viel vom Film miteinander bestreitet. Nilam Farooq und Christoph Maria Herbst haben hierbei nicht nur eine tolle Chemie zueinander entwickelt, sie füllen ihre Rollen ganz hervorragend aus und geben den Figuren Farbe und Charakter. Nilam Farooq glänzt als Mädchen aus dem Block, das mehr erreichen möchte und daher ehrgeizig ihren Weg geht, soweit ihr familiäres, nicht einfaches Umfeld das zulässt. Christoph Maria Herbst zeigt seine ganze Klasse als Professor, dessen zynische und ausländerfeindliche Entgleisungen ihn schnell zum veritablen Arschloch werden lassen, der dann aber auch nette Züge aufweist. Dass hierfür dann noch ein persönlicher Schicksalsschlag in die ansonsten nahe am französischen Original liegende Adaption mit eingeflochten wurde, war nicht einmal nötig, stattet er Pohl doch auch mit gewissem Charme aus, so dass er einem bei seinen ungelenken Anbiederungsversuchen an Naima oder dann auch im Kampf gegen die innewohnenden Fiesheiten fast leid tun kann. Die Charakterstudien mit starkem Zusammenspiel sorgen für viel Unterhaltung, bei der auch der ebenfalls überzeugend agierende Hassan Akkouch nicht vergessen werden soll. Ein Film, der Spaß bereitet und bei dem man zusätzlich sogar noch einiges in puncto Rhetorik lernen kann.

Trailer:

Bewertung: 8 von 10 Punkten

 

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