Home Film “Die Liebe in ungleichen Zeiten” – das Liebesdrama in Kolonialzeiten hält seltsam auf Distanz

“Die Liebe in ungleichen Zeiten” – das Liebesdrama in Kolonialzeiten hält seltsam auf Distanz

Autor: Mick

"Die Liebe in ungleichen Zeiten" Filmplakat (© jip film & verleih)

Die Liebe in ungleichen Zeiten

Darsteller: Gudrun Columbus Mwanyika, Ikhlas Gafur Vora, Siti Amina, Nick Reding
Regie: Amil Shivji
Dauer: 92 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: jip-film.de/die-liebe-in-ungleichen-zeiten
Facebook: facebook.com/jipfilm
Kinostart: 18. April 2024


Was wissen wir eigentlich von der „Gewürzinsel“ Sansibar vor der Ostküste Afrikas? Höchste Zeit also, dass dieser weiße Fleck auch cineastisch endlich getilgt wird. Das dachte sich wohl auch der tansanische Regisseur Amil Shivji und nimmt sich mit seinem auf einem Roman Adam Shafis basierenden Drama „Die Liebe in ungleichen Zeiten“ einen wichtigen historischen Abschnitt seiner Heimat in den 50er Jahren kurz vor Ende der britischen Kolonialherrschaft vor. Darin präsentiert er uns eine tragische Liebesgeschichte, die in den Wirren revolutionärer Bewegungen unterzugehen droht, noch bevor sie richtig begonnen hat.

Der revolutionäre Anführer ist hier der Freiheitskämpfer Denge (Gudrun Columbus Mwanyika), der mit seinen Freunden auf Sansibar Ende der Fünfziger regelmäßig die Tanzabende der privilegierten weißen Gesellschaft sprengt und damit schnell in den Fokus der britischen Kolonialherren und deren kollaborierenden Polizeiapparat gerät. Schon lange haben sie ihn im Verdacht, kommunistische Propaganda vom Festland Tansanias auf die Insel zu schmuggeln und dort das Volk aufzuwiegeln. War er schon vorher äußerst vorsichtig, ist es jetzt höchste Zeit für ihn unterzutauchen und bei seiner Bekannten, der Sängerin Mwajuma (Siti Amina), im Schwarzenviertel Unterschlupf zu suchen.

Parallel dazu lernen wir die junge, indischstämmige Yasmin (Ikhlas Gafur Vora) kennen, die aus ihrer Zwangsehe mit einem viel älteren, arabischen und obendrein gewalttätigen Mann flieht. Auch ihr drohen unangenehme Konsequenzen, sollte sie aufgegriffen und zu ihrem Ehemann zurückgebracht werden. Wie der Zufall es will, kommt sie bei ihrer alten Freundin Mwajuma unter und lernt dort den eigenwilligen Aktivisten Denge kennen. Irgendwie ist es Liebe auf den ersten Blick, macht der selbstbewusste, unabhängige Denge sofort enormen Eindruck auf sie, und verzaubert die exotische Inderin ihn im Gegenzug genauso.

"Die Liebe in ungleichen Zeiten" Szenenbild (© jip film & verleih)

(© jip film & verleih)

Regisseur Shivji setzt bei seiner schleppenden Erzählung der Ereignisse von Anfang an auf fast poetische Bilder, die die melancholische Atmosphäre der Insel im indischen Ozean bestens einfangen. Richtig packen kann uns sein von ihm selbst als Revolutionsdrama bezeichneter Film damit aber nicht, zu oberflächlich schildert er uns Denges Motivation, endlich die Kolonialherrschaft der Briten zu beenden und zur selbstverantwortlichen afrikanischen Gesellschaft zurückzukehren, wie uns Denge in einer einzigen, leidenschaftlichen Diskussion einmal wissen lässt. Zuviel Fragezeichen hinterlässt der Streifen außerdem, als dass er uns in den unbestritten unruhigen Zeiten Sansibars mitnehmen könnte mit den Einzelschicksalen seiner Figuren.

Die bleiben insgesamt viel zu blass und unnahbar, nie kann man nachvollziehen, wie Denge zur kommunistischen Indoktrination in die Sowjetunion kam, während seine Klassenkameraden ihren Frieden mit ihrem einfachen Leben als Fischer gemacht haben. Genauso wenig ist in der Bevölkerung eine revolutionäre Stimmung auszumachen, die doch überwiegend, ebenso wie Lebenskünstler Denge übrigens, an die Vergnügungen des nächsten Tanzabends denkt, statt empfänglich für seine kommunistischen Thesen zu sein, da kann es noch so oft bildgewaltig Flugblätter regnen. Tragisch wird die Geschichte auch erst, als Denge dann doch vom britischen Inspektor Wright (Nick Reding) und seinen afrikanischen Kollaborateuren festgesetzt wird. Zu Feldarbeit verurteilt, ist es nun an Yasmin Denges Arbeit fortzusetzen und sich voll in die Arbeit seiner subversiven Kreise zu stürzen.

Informativ leistet das Drama durchaus Aufklärungsarbeit, macht uns mit dem multikulturellen Sultanat Sansibar vertraut, in dem unter britischer Aufsicht Schwarzafrikaner, Inder und Araber nebeneinander leben und regt noch dazu zu weitergehender Recherche an. Berühren kann uns der Streifen aber allenfalls mit seinen fast meditativen Momenten der Zweisamkeit seiner Liebenden. Insgesamt jedoch fehlt es ihm vor allem an einer stringenten Handlung, die auch mal die Oberfläche seiner schönen Bildkompositionen durchbricht.

Trailer:

Bewertung: 4 von 10 Punkten

 

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