Home Film Stephen Kings “Doctor Sleeps Erwachen” – die “Shining”-Fortsetzung besitzt durchaus ihren Reiz

Stephen Kings “Doctor Sleeps Erwachen” – die “Shining”-Fortsetzung besitzt durchaus ihren Reiz

Autor: Tobi

"Doctor Sleeps Erwachen" Filmplakat (© 2019 Warner Bros. Entertainment Inc.)

Doctor Sleeps Erwachen

Darsteller: Ewan McGregor, Rebecca Ferguson, Kyliegh Curran, Carl Lumbly
Regie: Mike Flanagan
Dauer: 152 Minuten
FSK: freigegeben ab 16 Jahren
Website: www.warnerbros.de/kino/stephen_kings_doctor_sleeps_erwachen.html
Facebook: facebook.com/WarnerBrosHorror


Fast 40 Jahre ist es her, dass Regisseur Stanley Kubrick mit “The Shining” – bei uns oft ohne das “The” benannt – Stephen Kings gleichnamigen Roman aus dem Jahr 1977 verfilmte, und trotz gespaltener Kritiken und wenig Begeisterung beim Autor war der Horror-Thriller trotzdem ein Erfolg, blieb vor allem mit Jack Nicholsons tollem Schauspiel in Erinnerung.

2013 veröffentlichte Stephen King mit “Doctor Sleep” eine Fortsetzung, nachdem er im Dezember 2009 über seine Website die Fans hatte abstimmen lassen, ob er hieran arbeiten solle oder an dem nächsten Buch seiner “Der Dunkle Turm”-Reihe. Nachdem der Mega-Erfolg von “Es” 2017 bewies, dass man mit Stephen-King-Verfilmungen doch wieder richtig Kasse machen kann, und dessen Fortsetzung “Es Kapitel 2” dies ebenso untermauerte wie die Neuadaption von “Friedhof der Kuscheltiere”, ist es nicht verwunderlich, dass nun auch “Doctor Sleeps Erwachen” ins Kino kommt.

31 Jahre nach seinem Aufenthalt im Overlook Hotel leidet Dan Torrance (Ewan McGregor) immer noch unter den furchtbaren Erlebnissen von damals, und das Trauma sowie sein weiterhin vorhandenes “Shining” als übersinnliche Kraft haben ihn zu einem mentalen Wrack werden lassen, so dass er sich oft dem Alkohol aus Ausflucht hingibt, übermäßig aggressiv ist und nach dem Krebstod seiner Mutter ziellos ohne wirkliche Freunde oder Familie vor sich hin lebt.

Gut, dass sein Mentor Dick Hallorann (Carl Lumbly) ihm damals im Kindesalter noch einen Trick gezeigt hat, um Angst einflößende Geister in imaginären, abschließbaren Schatullen einzusperren. Auf der Suche nach innerem Frieden verschlägt es Dan in die Kleinstadt Frazier, wo Billy Freemann (Cliff Curtis) sich seiner annimmt, ihn zu den Anonymen Alkoholikern bringt und ihm einen Job in einem Hospiz verschafft. Auch wenn er dies nicht geplant hatte, gelingt es Dan durch seine Kräfte hier, den Sterbenden in ihren letzten Minuten den Abschied leichter zu machen, was ihm den Spitznamen “Doctor Sleep” einbringt. Lediglich telepathisch empfangene Nachrichten der jungen Abra Stone bringen noch so richtig Unruhe in Dans Leben. Diese scheint auch über das “Shining” zu verfügen und sucht einen Verbündeten.

Weitere acht Jahre später geht es Dan eigentlich gut, er scheint gefestigt im Leben zu stehen und hat dem Alkohol abgeschworen. Dann kontaktiert Abra (Kyliegh Curran) ihn erneut und berichtet vom Mord einer “Der Wahre Knoten” genannten Sekte am jungen Bradley (Jacob Tremblay). Schon seit Jahren bezieht die kommunenartig aufgebaute, diabolische Gruppe unter der Leitung von Rose (Rebecca Ferguson) in ihrem Streben nach Unsterblichkeit ihre Kraft daraus, Menschen zu quälen und deren Ängste und Schmerzen in sich aufzusaugen oder diese sogar in Metallflaschen zu konservieren.

Bestärkt von Abras Mut und Kraft, ihr “Shining” für etwas Gutes einzusetzen, möchte Dan heraus finden, ob sie Recht hat, und fährt mit Billy dorthin, wo laut ihr der Leichnam von Bradley verscharrt sein soll. Die beiden finden den Jungen und Dan spürt, dass er sich zusammen mit Abra ans Werk machen muss, um den Wahren Knoten zu stoppen.

"Doctor Sleeps Erwachen" Szenenbild (© 2019 Warner Bros. Entertainment Inc.)

Ewan McGregor als Danny Torrance in Warner Bros. Pictures’ “Doctor Sleeps Erwachen”, a Warner Bros. Pictures release. (© 2019 Warner Bros. Entertainment Inc.)

Um “Doctor Sleeps Erwachen” für all diejenigen sinnvoll umzusetzen, die den Filmklassiker “Shining” kennen, hat Regisseur und Drehbuchautor Mike Flanagan die literarische Vorlage in einigen Punkten geändert, um an Stanley Kubrick anzuschließen. Da zum Beispiel im Streifen aus dem Jahr 1980 das Overlook Hotel nicht wie im Buch zerstört wurde, nutzt er die Chance, den morbiden Charme dieses abgelegenen Orts wieder mit einzubringen. Das macht aus filmischer Sicht durchaus Sinn und bietet tolle Bilder.

Ansonsten wird eine Fortsetzung geboten, die sehr solide daher kommt. Lediglich wer “Shining” nicht kennt, ist ziemlich aufgeschmissen, baut der Film doch massiv auf seinem Vorgänger auf. Die Handlung ist durchaus gut gestrickt, jedoch verliert der Film durch seine lange Spieldauer an dichter Atmosphäre und Spannung, hier wäre eine Straffung doch weit gewinnbringender gewesen.

In puncto Schauspiel weiß vor allem Newcomerin Kyliegh Curran zu überzeugen, aber auch Ewan McGregor spielt gut, und Rebecca Ferguson versteht es, attraktiv und teuflisch zugleich zu agieren, und das mit einer Mischung aus Charme und Kälte, mal ohne die Horror-üblichen Grimassen und Gesichtsverrenkungen.

Ob Stephen King diesmal zufriedener ist, das wird man vermutlich bald lesen können. Fans seiner Romane und generellen Gruselfreunden mit vorausgesetzter Vorgänger-Kenntnis wird hier aber durchaus solide Kost verabreicht, die zwar nicht annähernd an den Thrill und die Diabolik von “Es” heran reicht und auch die Wirkung von “Shining” nicht zu reproduzieren vermag, aber immer noch weit reizvoller ist als das “Friedhof der Kuscheltiere”-Remake. Gerade die Szenen im Overlook Hotel wirken und sind mehr als nur Fanservice, hier hat Mike Flanagan zusammen mit Kameramann Michael Fimognari, Produktionsdesigner Maher Ahmad und Elizabeth Boller sowie Kostümdesigner Terry Anderson gute Arbeit geleistet.

Trailer:

Bewertung: 7 von 10 Punkten

 

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