Home Film “Egal was kommt” – Christian Vogel dokumentiert für uns ungefiltert seine Weltumrundung per Motorrad

“Egal was kommt” – Christian Vogel dokumentiert für uns ungefiltert seine Weltumrundung per Motorrad

Autor: Mick

"Egal was kommt"

Egal was kommt

Dokumentation
Regie:
Christian Vogel
Dauer:
121 Minuten
FSK:
freigegeben ab 6 Jahren
Website:
egalwaskommt-derfilm.de
Facebook:
facebook.com/egalwaskommt


Man kann schon aus den ersten Einstellungen von „Egal was kommt“ ermessen, was es für Christian Vogel bedeutet haben muss, sich endlich seinen seit Jugendzeiten gehegten Lebenstraum zu erfüllen und das geregelte Leben ein ganzes Jahr lang hinter sich zu lassen. In denen vermittelt er nämlich einen Eindruck seiner akribischen, einjährigen Vorbereitung, die er zwar mit seinem Off-Kommentar tiefstaplerisch zu relativieren versucht, die aber den Erwerb zumindest grober Kenntnisse in allen Bereichen umfasst, die sich auf einer Motorradtour rund um die Erde einmal als nützlich erweisen könnten.

Und damit gelingt ihm dramaturgisch schon mal ein recht guter Einstieg in seine Dokumentation, die fast ausschließlich aus mit einer GoPro selbstgedrehtem Filmmaterial besteht und ihm somit außer Schnitt und zusätzlichen Bemerkungen keine weiteren filmischen Einflusswerkzeuge bereitstellt. Dafür aber transportiert er seine sich zum Start der Reise hin steigernde Aufregung in mit Handkamera eingefangenen Einstellungen optimal: Christian beim mühseligen Reifenwechsel in der Werkstatt, Christian bei der umfangreichen Modifikation seines Motorrads und vielleicht am beeindruckendsten: Christian beim Üben des Nähens von Wunden.

Das alles macht den zurückhaltenden Reporter und Redakteur trotz aller Selbstinszenierung überaus sympathisch, lässt einen in den Dialogen mit seinen Helfern und seinen teils angenehm ironischen Off-Kommentaren teilhaben an seiner keinesfalls, und wenn dann wirklich sehr gut, gespielten gehörigen Unsicherheit. Und das ist eigentlich schon die halbe Miete für das Gelingen seiner Dokumentation, denn wen interessiert schon das persönliche Abenteuer eines Kerls, mit dem man so gar nichts anfangen kann.

Was dann folgt, ist die chronologische Nacherzählung seines Trips, der ihn in 333 Tagen beeindruckende 50000 Kilometer immer Richtung Westen rund um die Erde führte. Wie man sich denken kann, gibt es dabei eine Menge vorhersehbarer und unvorhergesehener Zwischenfälle, die ihn vor mehr oder weniger große Probleme stellen, aber auch nicht verhindern können, dass mitunter trotz aller unbekannter Regionen – die GoPro kommt bei den Landschaftsaufnahmen dann doch an ihre Grenzen – ein wenig Langeweile aufkommt. Da kann auch das explizite Einfangen von Problemsituationen (denkt man beim im Wüstensand versenkten Motorrad tatsächlich als erstes an den besten Kamerawinkel?) und die eingesponnene Geschichte vom Zurücklassen seiner frischen Liebe inklusive natürlich aufkommenden Trennungsschmerzes keine schnelle Abhilfe leisten.

Schön aber, dass Vogel den Bekanntschaften großen Platz einräumt, die er als Alleinreisender schon seit seinen ersten Stopps immer wieder macht und die sowohl seine Tour als auch den Film außerordentlich bereichern. Richtig dramatisch jedoch wird es erst, als nach einem Unfall in Indien dem gesamten Herzensprojekt der Abbruch droht, und er seine Reise nur durch den uneigennützigen Einsatz seiner Freunde fortsetzen kann. Gerade das aber rundet den Film ab und verbreitet bei allen Gefahren, die auf der Welt lauern, die positive Botschaft, dass man sich in welchem Kulturkreis auch immer letztendlich immer auf seine Mitmenschen verlassen kann. Und wenn der Kinobesuch darüber hinaus eines erzeugt, dann ist es Lust auf die nächste Fernreise.

Trailer:

Bewertung: 6 von 10 Punkten

 

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