Lisa Frankenstein
Darsteller: Kathryn Newton, Liza Soberano, Cole Sprouse, Henry Eikenberry
Regie: Zelda Williams
Dauer: 101 Minuten
FSK: freigegeben ab 16 Jahren
Website: www.upig.de/micro/lisa-frankenstein
Facebook: facebook.com/Focus.Features.DE
Kinostart: 22. Februar 2024
Eine Horrorkomödie ist immer ein hoch sensibles Projekt, das mit der falschen Art von Humor jederzeit Gefahr läuft, komplett vor die Wand zu fahren. Kombiniert man das heikle Genre zusätzlich mit einer typisch amerikanischen Teenager-Highschool-Geschichte, wie es Zelda Williams mit ihrem Erstling „Lisa Frankenstein“ tut, dann steigt dieser Risikofaktor des Scheiterns noch auf ein Vielfaches an und macht die Produktion so zu einer ungemein ambitionierten Aufgabe. Mangelnde Courage kann man der Tochter der viel zu früh verstorbenen Schauspielikone Robin Williams also nicht vorwerfen, wenn sie sich mit ihrem Debüt gleich auf sehr dünnes Eis begibt und uns dabei tief in die 80er Jahre entführt.
Da führt die 17-jährige Außenseiterin Lisa (Kathryn Newton) das klassische Schülerleben zwischen Familienproblemen und Schwärmerei für den Jungen ihrer Träume. Allerdings fällt das bei ihr wie eigentlich alles andere auch etwas außergewöhnlich aus, ist sie doch dadurch vorbelastet, dass sie vor einiger Zeit mitansehen musste, wie ihre Mutter Opfer eines durchgeknallten Axtmörders wurde. Nun hängt die eigenwillige Einzelgängerin anders als ihre neue beliebte Cheerleader-Stiefschwester Taffy (Liza Soberano) statt mit ihren Freundinnen viel lieber allein auf dem örtlichen Friedhof ab und sehnt sich dabei wie so viele Mädchen nach einer romantischen Beziehung zu einem jungen Mann. Nur wurde ihr Objekt der Begierde vor über 150 Jahren vom Blitz erschlagen, und sein Grab ist jetzt immer wieder ihr Zufluchtsort vor dem allzu nervenden Alltag.
So weit so gut erdacht ist das Schicksal des Sonderlings Lisa von Drehbuchautorin Diablo Cody („Juno“, „Tully“), welches uns Jungspund Williams – Zeit der Handlung ist exakt ihr Geburtsjahr 1989 – ausgerechnet in 80er-Jahre-Retroausstattung präsentiert und damit von Anfang an gewaltig fremdelt. Wie aber jetzt die Kurve kriegen zu dem Horrorplot, den Cody eigentlich für ihre skurrile Komödie im Hinterkopf hatte? Ihre Lösung ist genauso billig wie beknackt, denn Lisas begehrter viktorianischer Jüngling (Cole Sprouse) wird in einer Mischung aus Beschwörung und Fügung während eines nächtlichen Gewitters vom Blitz wieder zum Leben erweckt und steht als muffiger Zombie plötzlich bei ihr in der Bude. Witzig ist bei dem laienspielartigen Auftritt des Untoten jedoch allenfalls sein unartikuliertes Gestöhne, wenn sich die beiden trotz Lisas anfänglichem Abscheu langsam annähern und einen mörderischen Plan schmieden. Leider fehlen dem damals tragisch Verschiedenen nämlich diverse Körperteile, die es nun aufzutreiben gilt, um sein äußeres Erscheinungsbild wieder etwas attraktiver zu gestalten.
Abgesehen von der zugrundeliegenden Erweckung eigentlich gar keine so schlechte Ausgangsposition für Williams‘ Film, aus dem durchaus die titelgebende, schwarzhumorige Frankensteinparodie hätte werden können. Doch der eingangs erwähnte Grat des feinen Humors erweist sich hier ein ums andere Mal als zu schmal für die Debütantin, fehlt es ihren Szenen insgesamt an Stimmigkeit, die ständig zwischen ärgerlichen Plattheiten und fast peinlich berührenden Zoten schwanken. Und doch gibt sich zumindest Kathryn Newton alle Mühe, ihrem Goth-Girl Lisa inmitten aller flachen, sämtliche dämlichen Stereotypen verkörpernden Charaktere ein wenig Leben einzuhauchen, wenn die sich aus ihrem schwierigen Teenagerleben in eine bizarre Romanze flüchtet. Die hat allerdings nur bei erfolgreicher Jagd nach Körperteilen – unausstehliche Ersatzteillager bieten sich im Bekanntenkreis genügend an – Aussicht auf einen guten Ausgang, mit denen die versierte Näherin Lisa anschließend ihren Zombie-Prinzen versieht.
Das Ganze aber ist zu wenig Splatter, um sarkastisch zu sein, und viel zu viel dümmlicher Slapstick, um wirklich mal richtig Spaß zu machen. Warum die Geschichte obendrein in den 80ern angesiedelt ist, deren Flair hier kaum einmal zur Geltung kommt, bleibt das Geheimnis des Regie-/Autorinnenduos, die sich damit unnötigerweise eine weitere Aufgabe gestellt haben. Wenigstens aber bleibt deswegen der Soundtrack von „When in Rome“ bis „REO Speedwagon“ hängen, der Williams‘ Fehltritt noch halbwegs erträglich macht. Hoffentlich dreht sich Daddy jetzt nicht im Grabe um…
Trailer:
Bewertung: 3 von 10 Punkten