Home Film “Maigret” – der berühmte Ermittler in einer behäbigen Romanadaption

“Maigret” – der berühmte Ermittler in einer behäbigen Romanadaption

Autor: Mick

"Maigret" Filmplakat (© PLAION Pictures)

Maigret

Darsteller: Gérard Depardieu, Jade Labeste, Clara Antoons, Aurore Clement
Regie: Patrice Leconte
Dauer: 89 Minuten
FSK: freigegeben ab 6 Jahren
Facebook: facebook.com/PLAION.PICTURES


Der Pariser Kommissar Maigret ist neben Sherlock Holmes und Hercule Poirot wohl die bekannteste Ermittlerfigur der Literaturgeschichte und ließ seinen belgischen Erfinder Georges Simenon mit seinen Kriminalromanen Weltruhm erlangen. Diverse Verfilmungen seiner 75 Maigret-Bücher waren die Folge, steigerten nicht nur seinen Bekanntheitsgrad sondern sorgten gleichzeitig dafür, dass wohl jeder schon mal einen Film mit dem berühmten Polizisten, verkörpert von den unterschiedlichsten Schauspielern von Jean Gabin bis zuletzt sogar Rowan Atkinson, gesehen hat. Mit seiner ganz einfach „Maigret“ betitelten Adaption des Simenon-Romans „Maigret und die junge Tote“ wagt sich nun der Franzose Patrice Leconte („Ridicule“, „Der Mann der Friseuse“) zum wiederholten Mal an einen Stoff des renommierten Schriftstellers und lässt uns an den Nachforschungen seines Protagonisten teilhaben.

Den spielt hier zurückhaltend Gérard Depardieu und verleiht seiner Figur von Anfang an ein natürliches Phlegma, das zwar nicht per se nachteilig sein muss, hier jedoch dem sowieso schon etwas schleppend in Gang kommenden Plot nicht gerade Tempo verleiht. Es geht um den Tod eines Mädchens im Paris der 50er Jahre, das eines Abends mit mehreren Messerstichen versehen aufgefunden wird. Maigret wird hinzugezogen und wirkt sofort merkwürdig angefasst, scheint der Mord irgendwie schmerzvolle Erinnerungen zu wecken und alte Wunden in ihm aufzureißen. Das, muss man zugeben, transportiert Depardieu mit all seiner Routine und Gelassenheit überaus ausdrucksstark und bringt mit dem persönlichen Bezug des Kommissars zum Fall eine zusätzliche Dimension ins Spiel. Wie er sich aber im weiteren Verlauf dickleibig und schwer schnaufend durch das triste Grau des fast menschenleeren Paris schleppt, weckt eher Mitleid und erzeugt eine bleierne Behäbigkeit, die sich durch die gesamte Handlung ziehen soll.

Überhaupt hat man den Eindruck, dass sich der französische Star in letzter Zeit vermehrt selbst spielt, körperlich schon mal in deutlich besserer Verfassung war und deshalb seine Figuren auch dementsprechend anlegt. So hat dann auch sein Maigret hier allerdings vom Drehbuch ganz offiziell eingeräumte gesundheitliche Probleme, soll auf Anraten seines Leibarztes beruflich kürzertreten und vor allem aufhören zu rauchen, was dem passionierten Pfeifenfreund selbstredend geradezu unmöglich erscheint. Gerade der neue, ihn selbst so berührende Mordfall macht ihm zusätzlich das Kürzertreten alles andere als leicht, und so stürzt er sich augenblicklich in die Nachforschungen im Milieu des jungen Opfers Louise (Clara Antoons).

"Maigret" Szenenbild (© PLAION Pictures)

Der messerscharfe Blick von Maigret (Gérard Depardieu) dringt bis zu den kleinsten Details vor. (© PLAION Pictures)

Die ist offensichtlich einst mit großen Schauspielambitionen aus der Provinz gekommen, hielt sich irgendwie mehr schlecht als recht über Wasser und ging dennoch in der Pariser Bohème ein und aus. Schon nach ersten Befragungen fällt Maigrets Verdacht auf das gutsituierte Ehepaar Clermont-Valois (Aurore Clément, Pierre Moure), auf deren pompösen Empfang Louise am Mordabend zu Gast war. Sehr viel mehr hat dann der Plot der biederen Kriminalgeschichte auch nicht zu bieten, hält sich mit falschen Fährten dezent zurück und konzentriert sich viel mehr auf die melancholische Atmosphäre, in der der angeschlagene Kommissar seine Ermittlungen zum Hintergrund des toten Mädchens fortsetzt. Bei denen trifft der kurze Zeit später auf die ebenfalls unter prekären Verhältnissen lebende und der Toten auffallend ähnliche Betty (Jade Labeste). Deren Geschichte weist erstaunliche Parallelen zu der des Opfers auf, und so zögert Maigret auch nicht lange, sie für die Lösung seines Falls einzuspannen.

Regisseur Leconte setzt mit seiner Romanadaption weniger auf die stringente Entwicklung seiner Kriminalgeschichte als auf den Aufbau einer deprimierenden Stimmung, die er rund um den trägen Ermittler erzeugt. Der blickt dabei zwar immer wieder in die dunklen Abgründe der menschlichen Seele, ein deutlicher Spannungsbogen aber ist bei seinen Nachforschungen nicht erkennbar und macht damit eine emotionale Bindung zum Thema schwierig. So driftet der Streifen nahezu ereignislos seinem enttäuschenden Ende entgegen und macht den Fall des berühmten Kommissars Maigret zu einer durchaus zähen Angelegenheit.

Trailer:

Bewertung: 4 von 10 Punkten

 

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