Home Film “Spielmacher” – wenn die Wettmafia in den Amateurfußball grätscht

“Spielmacher” – wenn die Wettmafia in den Amateurfußball grätscht

Autor: Tobi

"Spielmacher" Filmplakat

Spielmacher

Darsteller: Frederick Lau, Oliver Masucci, Antje Traue, Mateo Wansing Lorrio
Regie: Timon Modersohn
Dauer: 100 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.warnerbros.de/kino/spielmacher.html
Facebook: facebook.com/WarnerBrosDrama


Als der Deutsch-Kroate Ivo (Frederick Lau) aus dem Gefängnis frei kommt, wartet niemand auf ihn. Einsam startet er also zurück ins normale Leben, und das spielt sich im Pott ab, in Essen. Tagsüber versucht sich Ivo, mit irgendwelchen Jobs über Wasser zu halten, bis es ihn bald auch wieder zu seinem alten Fußballverein Union 03 zieht. Hier hat er mal als großes Talent gespielt, hier hat er noch eine gute Beziehung zum fast väterlichen Jugendtrainer Brunner (Paul Faßnacht).

Während er mit diesem über alte Zeiten und neue Probleme philosophiert, fällt ihm beim Training der talentierte Lukas (Mateo Wansing Lorrio) auf. Als Spielmacher des Teams erinnert er Ivo an dessen beste Tage, und doch reicht es für Lukas nicht zum erhofften Probetraining in höherer Liga, was ihn sehr frustriert. Ivo macht Lukas Mut und lernt so auch dessen Mutter Vera (Antje Traue) kennen, deren lockere und witzige Art ihm genauso gefällt wie ihre äußere Erscheinung. Auch wenn Ivo sich zurückhaltend gibt, bald kommt es zur Liebelei der beiden.

So gut es bei der zwischenmenschlichen Resozialisierung läuft, so holprig geht die Jobsuche vonstatten, denn Ivo will sich nirgendwo ausnutzen lassen und verliert so den einen oder anderen Job schnell wieder, während er mit seiner kriminellen Vergangenheit für einige gar nicht erst in Erwägung gezogen wird. So kommt es, dass er in einem zwielichtigen Wettbüro auf Fußballspiele wettet, und dank seines Wissens in diesem Metier auch erfolgreich.

Dejan (Oliver Masucci) und Ivo (Frederick Lau) in "Spielmacher" (© 2018 Warner Bros. Ent)

Dejan (Oliver Masucci) und Ivo (Frederick Lau) in “Spielmacher” (© 2018 Warner Bros. Ent)

Das fällt dem dortigen Boss Dejan (Oliver Masucci) auf, der über der Spelunke auch noch ein gut laufendes, kroatisches Restaurant betreibt und dem es offensichtlich finanziell sehr gut geht. Angezogen vom Geruch des Erfolgs im Umkreis des charmanten Lebemanns lernen sich beide kennen und bald schon erledigt Ivo gegen gute Entlohnung kleine Kurier-Jobs für Dejan. Hierbei wird ihm dann klar, dass Dejan vor allem mit illegalen Machenschaften im Fußballsport sein Geld macht, bei denen über China riesige Summen auf Spiele in unteren deutschen Ligen gesetzt und hier entsprechend Spieler oder Schiedsrichter bestochen werden, um die Kohle einzustreichen.

Das gefällt Ivo wenig, da auch er mal in einen ähnlichen Fall verwickelt war, was widerum Dejan nicht bekannt ist. Da Ivo nun aber zu viel weiß, gehört er zu Dejans Clan, aus dem es auch kein Entrinnen gibt. Und dass Dejan und seine Mannen wenig zimperlich mit denen umgehen, die ihn hintergehen, davon kann sich Ivo auch bald überzeugen. Während er versucht, zu Vera und Lukas ein von Liebe und Freundschaft geprägtes Verhältnis aufzubauen, wird Ivo immer weiter in den illegalen Sumpf hinein gezogen und ist bald schon selbst in großer Gefahr.

Nachdem er bislang nur zwei Kurzfilme zu verantworten hatte, legt Timon Modersohn mit “Spielmacher” sein Debüt im Regiestuhl eines Spielfilms vor. Der Streifen ist ihm gut gelungen, kommt spannend und mit dichter Atmosphäre daher. Das von Christian Brecht geschriebene Drehbuch, an dem Modersohn auch noch mitarbeitete, liefert eine interessante und gradlinig servierte Geschichte, die alles andere als unreell wirkt – schließlich weiß man ja, um welche Summen es im Fußball geht und was schon alles an Betrügereien ans Licht kam. Dass dies nur die Spitze des Eisbergs war, kann man sich denken.

Frederick Lau ist die optimale Besetzung für Ivo und liefert eine seiner besten Leistungen ab. Dies gilt auch für Oliver Masucci, der hier noch weit überzeugender agiert als beim in Kürze startenden “HERRliche Zeiten”. Beide bekommen sie den Spagat von charmanten Szenen bis zur kompromisslosen Härte wunderbar hin, was für die Glaubwürdigkeit des Streifens mit entscheidend ist. Ein Film zwischen Drama und Thriller, der nicht nur für Fußball-Liebhaber interessant ist.

Bewertung: 8 von 10 Punkten

 

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