Home Film “The Lost King” – eine interessante wahre Geschichte unterhaltsam erzählt

“The Lost King” – eine interessante wahre Geschichte unterhaltsam erzählt

Autor: Tobi


"The Lost King" Filmplakat (© X Verleih AG)

The Lost King

Darsteller: Sally Hawkins, Steve Coogan, Harry Lloyd, Mark Addy
Regie: Stephen Frears
Dauer: 109 Minuten
FSK: freigegeben ab 6 Jahren
Website: www.x-verleih.de/filme/the-lost-king
Facebook: facebook.com/wildbunch.filmlounge.de
Kinostart: 5. Oktober 2023


Am 22. August 1485 starb der englische König Richard III. im Alter von nur 32 Jahren in der Schlacht von Bosworth im britischen Leicestershire. Lange hieß es, seine Leiche wäre damals in den nahen Fluss Soar geworfen worden und zudem galt er als brutal, skrupellos und Hochverräter, auch durch Shakespeares 1597 verfasstes Drama “Tragödie von König Richard III.”, das ihn äußerst negativ darstellte. Dies alles änderte sich, als Philippa Langley, die weder Historikerin noch Archäologin war, sich der Richtigstellung des Ansehens ebenso verschrieb wie dem Auffinden des Leichnams, der schließlich auf ihr Bemühen hin 2012 unter einem Parkplatz in Leicester wiederentdeckt wurde. Von dieser fast schon unglaublichen, aber so interessanten Geschichte erzählt uns Regisseur Stephen Frears in seinem neuen Film “The Lost King”, der schon alleine dadurch reizvoll daher kommt, dass mit Sally Hawkins und Steve Coogan zwei DarstellerInnen verpflichtet werden konnten, die schon so oft zu überzeugen wussten – wobei Coogan für das Projekt wohl eh gesetzt gewesen sein dürfte, hat er doch mit Jeff Pope zusammen das Drehbuch verfasst und auch mitproduziert.

Hawkins sehen wir in der Hauptrolle der Philippa Langley, die geschockt durch eine Theateraufführung von Shakespeares Stück inspiriert wird, mehr über Richard III. zu erfahren. Ihr scheint es fragwürdig, warum der selbstverliebt herrisch dargestellte Herrscher den Tod seiner beiden Neffen als Prinzen im Tower verantwortet haben oder auch sonstige Greueltaten vollbracht haben sollte. Um heraus zu finden, ob die nach Richard an die Macht gelangten Tudors hier nicht absichtlich ein rein negatives Bild erzeugt hatten, beginnt sie Nachforschungen.

Die Kombination daraus, dass Philippa von ihrem Agenturjob gefrustet ist, wo sie sich in der männerdominierten Welt gerade mal wieder zu Unrecht übergangen sieht, sie sich im Prozess der Scheidung von ihrem Mann John (Coogan) befindet, mit dem sie sich aber immer noch gut versteht, und die gemeinsamen Söhne das heimische Nest immer weniger in Anspruch nehmen, wirkt als Katalysator. So stürzt sie sich regelrecht in das Abenteuer als Hobby-Historikerin und -Ärchäologin und setzt sich zum Ziel, die verschollenen sterblichen Überreste des umstrittenen Monarchen zu finden, wobei sie – zumindest in ihrer Einbildung – plötzlich auch immer wieder mal auf den Richard III. (Harry Lloyd) trifft, den sie im Theater sah, der ihr nun aber umso mehr Bestätigung gibt, doch eigentlich ein recht netter Kerl zu sein.

"The Lost King" Szenenbild (© X Verleih AG)

Richard III (Harry Lloyd) inspiriert Philippa (Sally Hawkins) zu einem außergewöhnlichen Abenteuer
(© X Verleih AG)

Auch wenn die Geschichte der Entdeckung des Skeletts von Richard III. durch Philippa Langley auf wahren Begebenheiten beruht, ist das mehrfache Zusammentreffen mit dem imaginären Richard III. natürlich ein hinzu gedichtetes Element, welches den Film von Stephen Frears (“Die Queen”, “High Fidelity”) aber noch unterhaltsamer macht und welches daher einfach nur als ideenreich und bereichernd angesehen werden muss, auch weil es hier zu sehr witzigen Momenten kommt.

Die ruhig erzählte Handlung besticht durch ihren Charme und die mal wieder großartige Sally Hawkins (“Shape of Water – Das Flüstern des Wassers”, “Blue Jasmine”) verkörpert die unscheinbare, aber so motivierte und durchsetzungsfähige Langley einfach wundervoll, auch im Zusammenspiel mit dem starken Steve Coogan (“Philomena”, “Stan & Ollie”) und Harry Lloyd als zuerst im Theater gesehenen, dann in sehr real wirkenden Einbildungen getroffenen König.

Wichtig für den Effekt, den der Film erzielt, ist aber auch, dass Philippa nicht einfach nur die Knochen von Richard III. finden wollte, die sie bald schon auf dem Gelände der ehemaligen Greyfriars Church in Leicester vermutete, welches aber alles andere als leicht in der Gegenwart zu finden war – es ging ihr auch darum, das viel zu negative Ansehen des Monarchen in der Öffentlichkeit zurecht zu rücken. So erreichte sie tatsächlich, dass dieser weit posthum im März 2015 dann doch noch feierlich zu Grabe getragen wurde und unter der Anteilnahme tausender Menschen inkl. Angehöriger der königlichen Familie und diverser Prominenz in der Kathedrale von Leicester seine letzte Ruhe fand. Was für eine Geschichte, nun wunderbar filmisch aufbereitet.

Trailer:

Bewertung: 9 von 10 Punkten

 

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