Home MusikCD-Rezensionen Dikka beschert auf seinem Debüt tollen Kinder-Rap

Dikka beschert auf seinem Debüt tollen Kinder-Rap

Autor: Tobi

Dikka "Oh Yeah!"

Dikka

“Oh Yeah!”

(CD, Karussell, 2021)

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Viele Eltern genießen die Zeit, in der ihre Kleinen noch wahre Kindermusik lieben, denn hier gibt es doch sehr schöne Lieder für die jungen Hörer. Manchmal allerdings kann dies auch anstrengend werden, wenn die Kids zum Beispiel im Auto herum nörgeln und sich dann nur mit Kindermusik beruhigen lassen, die man als Erwachsener zwar mal gerne mithört, aber nicht über viele Stunden. Abhilfe schaffen seit einigen Jahren glücklicherweise modern angerichtete Kinderlieder, wie man sie auf Compilations wie “Unter meinem Bett” oder “Milchsalon” findet, oder auch Bands wie D!e Gäng, Muckemacher oder Deine Freunde.

Nun gesellt sich Dikka dazu und bietet genau die richtige Musik für die Kleinen, die Rap als Stil mögen, aber (zum Glück) noch nicht in den selten Kinderohr-tauglichen Kosmos des Erwachsenen-Raps eintauchen wollen … oder dürfen. Hinter dem Projekt steckt mit Sera Finale einer der erfolgreichsten deutschen Songwriter. Als Autor feierte er erste Erfolge mit dem dreifach vergoldeten Album “Schöne Neue Welt” von Culcha Candela sowie dem Hit “Monsta”. Insgesamt erhielt er für seine Arbeit bis heute über 30 Gold- und 20 Platin-Schallplatten für diverse Singles, Alben und Best-Of-Alben. Als Co-Autor war Finale außerdem an Nummer−1-Hits wie “Je Ne Parle Pas Francais” von Namika und “Astronaut” von Sido und Andreas Bourani beteiligt. Für Letztere wurde er 2017 und 2019 mit dem Deutschen Musikautorenpreis für das erfolgreichste Werk ausgezeichnet. Darüber hinaus wirkte er in den letzten Jahren an den Songs und Alben von Künstlern wie Udo Lindenberg, Helene Fischer, Mark Forster, Deichkind, Lea, Adel Tawil, Shirin David, Johannes Oerding oder Wincent Weiss mit.

Nun also widmet er sich Kinderrap und veröffentlicht mit “Oh Yeah!” nach einigen Singles ein erstes Album. Dieses ist mit 30 Minuten nicht lang, was aber irgendwie auch Sinn macht, denn die Aufmerksamkeitsspanne der Kleinen ist nicht allzu groß und die Belastung für zum Mithören gezwungene Eltern somit limitiert. Wobei – man muss schon als Erwachsener dem Rap völlig abgeneigt sein, um hier nicht auch Spaß zu haben. Und vielleicht sind es ja dann sogar Mama oder Papa, die hier auf “Repeat” drücken.

Das Ganze kommt mit Konzept daher. Anstatt sich selbst ins Rampenlicht zu stellen, präsentiert Sera Finale uns Dikka als rappendes Rhinozeros, was dann auch immer wieder mal in die Texte mit einfließt, aber nicht allzu sehr, mit den Themen kann sich also auch jedes Menschenkind identifizieren. Das Rhinozeros sieht man dann natürlich auch in den Videos zu den Liedern, die liebevoll animiert daher kommen, realisiert von Alexander Gellner, der als Illustrator schon mit Ich + Ich, Max Raabe oder SDP zusammengearbeitet hat.

Nach einem Intro als News-Bericht, dass Dikka auf einem Skateboard aus dem Zoo ausgebrochen ist, um später bei seiner Rückkehr noch weitere Tiere zu befreien, geht es mit dem hierzu passenden Partysong “Party im Zoo” stimmungsvoll los. Stilistisch erinnert diese Nummer am ehesten an “Türlich, türlich (sicher, Dicker)” von Das Bo – was dann irgendwie auch eine Brücke zum Namen Dikka baut.

Mit tiefen Bässen, minimalistischem Rhythmus und orientalisch anmutenden Klängen geht es in “Kann ich allein” weiter, bevor mit dem langsam voran groovenden “Superpapa” der erste von gleich mehreren Tracks folgt, bei dem man Dikkas Rap-Stil am ehesten mit Sido vergleichen könnte. Na da passt es doch bestens, dass dieser als Gast Siggi auch gleich mit am Start ist.

Das funky angerichtete “Grau” und “Dikka komm klar” sind weitere Stücke, die an Sido erinnern. Anleihen an Rap-Größen versteckt Sera aber auch nicht, sondern präsentiert sie umso deutlicher. Bei “Pommes mit Mayo” wird der Refrain im Stil von Naughty by Natures “Hip Hop Hooray” mitgesungen, “Ich geh’ nicht ins Bett” lehnt sich an “Jump Around” von House Of Pain an, und “Rolle durch den Kiez” ist eine deutliche Reminiszenz an Snoop Doggs Westcoast-G-Funk, nimmt textlich dann auch noch Bezug auf Sido.

Dieser bleibt nicht der einzige Gast. Beim leicht von Reggae beeinflussten Titelsong “Oh Yeah!” ist Mark Forster als Forsti mit am Start, und in der abschließenden Liebesbekundungs-Ballade “Bis zum Mond” singt LEA mit. Ein wunderbar abwechslungsreiches Album, das viel vom Rap aufgreift, den Mama und Papa vielleicht lieben, nur eben einmal durch den Schimpfwort- und Obszönitäten-Filter gezogen. Hier kommt alles kindgerecht daher und das fast schon hypnotisch voran kriechende “Kakka” ist schon das Grenzwertigste für die Ohren der Kleinen – aber auch nicht wirklich, denn so reden wir Eltern ja in den ersten Jahren.

Mit “Oh Yeah!” legt Dikka ein tolles Kinderrap-Album vor, das textlich diverse Dinge aus der Welt der Kleinen aufgreift, und das immer auf richtige Art und Weise zwischen Spaß und Ernstnehmen, dazu sehr abwechslungsreiche Musik bietet, von den FNSHRS (Miley Cyrus, Aloe Blacc, Snoop Dogg) und The Krauts (Marteria, Peter Fox, Dendemann) gut produziert.

www.universal-music.de/dikka
facebook.com/Hallo.Dikka

Bewertung: 9 von 10 Punkten

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