Home MusikCD-Rezensionen Die Indie-Band Soeckers legt ein überzeugendes Debütalbum vor

Die Indie-Band Soeckers legt ein überzeugendes Debütalbum vor

Autor: Tobi

Soeckers "Kopfkarussell"

Soeckers

“Kopfkarussell”

(CD, Chateau La La, 2020)

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Auf den 42 Minuten ihres Debütalbums “Kopfkarussell” bieten die Soeckers 13 Stücke, die im Indie-Pop-Rock anzusiedeln sind und überzeugend daher kommen. Auch wenn eine punkige Färbung hier und dort immer wieder mal durchschlägt, liegt der Fokus doch neben eine gewissen Knarzigkeit auch auf Melodien, und dazu wurden Inhalte aus dem Leben in ansprechende Texte verpackt.

Drei Jahre lange präsentierten die Jungs aus Münster ihre Musik ausschließlich auf Konzerten, spielten hierbei auch beim Haldern Pop 2019 und im Vorprogramm von Madsen, Wanda, Granada und AnnenMayKantereit. Dieses Jahr dann erschienen mit dem im Midtempo mit Groove angerichteten “Frühlingsdepression”, dem mal getragenen, mal flotten “Schlaf bei mir”, der kratzigen Ballade “Halt mich”, dem zwischen ruhigen und krachigen Momenten wechslenden “Gute alte Zeit” und zuletzt noch dem gemütlich rockenden “Bahnhofsgrau” gleich fünf Vorboten zum Longplayer.

Mit diesen Nummern bewiesen die Sockers bereits, wie abwechslungsreich, aber auch reizvoll es in ihrer Musik zugeht. Aber warum eigentlich Soeckers? Der Bandname geht zurück auf einen jungen Mann, wie Gitarrist Nils Temme erklärt: “Ich kannte Soeckers, so der Spitzname eines Kumpels, schon aus der Schule, und er kannte wiederum unseren Sänger Johannes Schulte über Umwege. Irgendwie hat er uns zusammengeführt, und gemeinsam haben wir uns dann überlegt, eine Band zu gründen.” In Julian Marpert fand man noch den passenden Bassisten, ans Schlagzeug setzte sich Nils’ Bruder Lars.

Statt wie viele junge Band erst einmal ihre Lieblingssongs zu covern, setzten die Soeckers von der Bandgründung 2014 an auf Eigenkompositionen im von vorne herein abgesteckten Rahmen von rohem, direktem, mitreißendem Garagenpop mit deutschen Texten. Hierbei spielten Favoriten aber durchaus eine inspirierende Rolle, ob nun die Libertines, Arctic Monkeys oder Strokes. “Klar mögen wir alle die Strokes, das lässt sich wohl auch schlecht verleugnen”, grinst Julian. “Aber letztlich sind wir doch sehr viel stärker britisch geprägt, und zwar durch alle Jahrzehnte: von den Beatles über Oasis bis zu Pete Dohertys Bands – das sind schon unsere Lieblinge.”

Mit Paul Gallister, der u.a. für die Wanda-Alben verantwortlich zeichnet, trafen die Sockers genau den richtigen Produzenten für ihren Stil, und mit Peter Schmidt (u.a. Kraftklub, Selig, Wir sind Helden) den optimalen Engineer. Gallister und Schmidt waren sich schnell mit der Band darüber einig, was “Kopfkarussell” transportieren soll, wie Julian berichtet: “Im Fokus stand, dass wir die Platte so produzieren, dass wir darauf möglichst nah an unserem Livesound sind. Deshalb haben wir die gesamte Platte auch live eingespielt, weil wir auf diese Weise dieses energetische Feeling unserer Konzerte am besten umsetzen können.”

Und live spielen sie immer gerne. Hierzu erzählt das Video zu “Gute alte Zeit” eine ganz besondere Geschichte. Die Band hatte im Februar die Idee, die WG eines Bekannten zu kapern, von Sponsoren Bier bis zum Abwinken organisieren, dort live spielen und das Ganze zu filmen. Das aber fand die örtliche Polizei nicht so lustig, hat die Feier gesprengt und ein paar Festnahmen sowie Beschlagnahmungen vorgenommen – u.a. die Kameras für den Videodreh. Nach monatelangem Rechtsstreit hat die Band schließlich das Material für ihr Video erhalten – hier ist es, mit einigen Worten der Erklärung zu besagtem Abend.

Neben den besagten, mannigfaltigen Singles gibt es weitere Songs, die gut zu gefallen wissen. “Sag was du wirklich willst” und “Was kann ich dafür” kommen gemütlicher daher, bei “Buch über gar nichts” und “Jüdefelder 8” wird gut abgerockt, “Kopfkarussell” bietet Ska-Groove, “Miss Morphin” ist mit einer gehörigen Prise Folk gewürzt und mit “Flaschengrund” wird es melancholisch.

Abschließend gibt es mit “Sonne, Mond & Bett” noch ein älteres Stück in einer Neueinspielung, und hiermit schließen die Soeckers ein sehr amtliches Debüt ab. Dass das Ganze von Paul Gallister produziert wurde, hört man durchaus heraus und man könnte sich einige der Stücke auch als Wanda-Nummern vorstellen, aber das ist ja eher ein Lob als Problem, denn nach Plagiat klingen sie keinesfalls. Weiter so, Jungs!

soeckers.de
facebook.com/soeckers

Bewertung: 8 von 10 Punkten

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