Home MusikCD-Rezensionen Keane-Sänger Tom Chaplin weiß auch mit seinem dritten Solo-Album zu gefallen

Keane-Sänger Tom Chaplin weiß auch mit seinem dritten Solo-Album zu gefallen

Autor: Tobi

Tom Chaplin "Midpoint"

Tom Chaplin

“Midpoint”

(CD, BMG Rights Management, 2022)

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Tom Chaplin kennt man vor allem als Sänger und wundervolle Stimme von Keane. Während er sich hier allerdings mit seinen Bandkollegen stets am großartigen Debütalbum “Hopes And Fears” aus dem Jahr 2004 messen lassen muss, dessen herausragende Klasse die Jungs im Rahmen einiger guter und einiger durchwachsener Scheiben nie wieder erreichen konnten, kann er sich solo etwas befreiter entfalten.

Nicht umsonst heißt sein drittes alleiniges Album “Midpoint”. Mit 43 Jahren befindet sich Tom Chaplin an diesem, einem Punkt des inneren Gleichgewichts – und er hat so einiges erlebt. Dem großen Erfolg mit Keane folgte 2006 Drogenmissbrauch, von dem er sich heilen ließ. 2011 heiratete Chaplin seine Freundin Natalie, wurde 2014 erstmals Vater einer Tochter, erlebte dann einen Drogenrückfall, den er nach eigenen Aussagen nur knapp überlebte. 2016 erschien sein Solo-Debüt “The Wave”, mit dem er Rang 3 der UK-Charts erreichen konnte, und nur ein Jahr später besang er auf “Twelve Tales Of Christmas” (lies unsere Rezension hier) ein oft auch melancholisches Weihnachten.

Nachdem Keane mit “Cause And Effect” 2019 nach sieben Jahren wieder ein neues, durchaus sehr anständiges Album veröffentlichten, mit dem sie zwar nicht ganz an alte Erfolge anknüpfen konnten, das aber Platz 2 in Großbritannien erreichte und sich auch nicht schlecht verkaufte, wurde Tom 2020 zum zweiten Mal Vater, diesmal eines Sohns.

Tom Chaplin (© Derek Hudson)

(© Derek Hudson)

Am “Midpoint” geht es geerdet und etwas ruhiger zu, zumindest klingen die vorliegenden 56 Minuten so, womit Tom seiner Solo-Musik eigentlich ziemlich treu bleibt, wobei “The Wave” damals noch eine Mischung aus reduzierteren und klanglich opulenteren Stücken darstellte.

Als ersten Vorboten schickte Tom im Juli den schönen, bedächtigen und nur gegen Ende etwas mehr Energie verströmenden Titeltrack voraus, in denen er mit ausdrucksvoller Stimme das Bild eines Mannes zeichnet, der von den Gedanken an seine Lebensmitte verwirrt und irritiert wird. Diese Gefühle werden im begleitenden Kurzfilm mit Niamh Cusack in der Hauptrolle und unter der Regie von Lucy Bridger eindrucksvoll eingefangen.

Vor zwei Jahren, als Keanes “Cause And Effect”-Tour durch die Pandemie unterbrochen wurde, begann Tom mit dem Schreiben der neuen Songs. Sie wurden in sechs Wochen in Peter Gabriels Real World Studios in Bath und in Paul Epworths The Church in Nordlondon aufgenommen, produziert von Ethan Johns. Hierbei wurde Tom selbst von der nachdenklichen Herangehensweise an die Instrumentierung und Umsetzung überrascht: “I was like, wow, these are bare compared to what I’m used to. And I did find it frightening because with Keane records there’s so much layering to thicken things up and fill up the spaces. But this is a sparse record.”

In der mittleren Phase seines Lebens angekommen findet es Tom aber auch völlig okay, die Gedanken und Gefühle dieses Abschnitts in seinen Songs entsprechend zu vermitteln: “There’s space for something nuanced that explores a part of life that everyone goes through. If I can get some of that across and it can resonate with something people are feeling in in their lives-well, I’d be more than happy with that.”

Das mit Piano und Streichern bei Verzicht auf Schlagwerk eröffnende “All Fall Down” holt einen dann auch direkt im ruhigen Reflektionsmodus ab, bevor “Rise And Fall” zwar verhaltene Rhythmen aufbietet und auch leichten Groove mit sich bringt, etwas schwungvoller wird es allerdings erst nach dem optimistischer anmutenden, mit Kindergeräuschen versehenen “Black Hole”, wenn “Stars Align” als feiner Gitarren-Piano-Pop-Song erklingt.

Auch die zweite Vorab-Single “Gravitational” kam mit Elan daher, deutlich am meisten sogar, vor dieser gibt es mit der getragenen Midtempo-Nummer “Colourful Light”, dem schön ins Ohr fließenden “Gonna Run”, dem reduziert arrangierten “It’s Over”, dem erwähnten Titelsong und der mit Saxophon verzierten Ballade “Panoramic Eyes” aber noch einige bedächtige Stücke. Mit dem leicht jazzig angehauchten “New Flowers”, dem doch noch einmal etwas energetischeren “Cameo” und der schönen Piano-Nummer “Overshoot” wird ein ordentliches Album abgeschlossen, dessen größtenteils ruhig basierte Songs stimmungstechnisch zu dem passen, was thematisiert wird – und stimmlich ist Tom Chaplin weiterhin über jeden Zweifel erhaben.

www.tomchaplinmusic.com
facebook.com/TomChaplinMusic

Bewertung: 7 von 10 Punkten

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