Home MusikCD-Rezensionen Tom Chaplin besingt ein oft auch melancholisches Weihnachten

Tom Chaplin besingt ein oft auch melancholisches Weihnachten

Autor: Tobi

Tom Chaplin "Twelve Tales Of Christmas"

Tom Chaplin

Twelve Tales Of Christmas

(CD, Island, 2017)

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Tom Chaplin kennt man vor allem als Sänger von Keane, die seit 2012 ja eine Album-Pause einlegen. Im letzten Jahr legte Tom dann mit “The Wave” auch ein erstes Solo-Album vor – mit beachtlichem Erfolg, ging es doch in die Top 3 der britischen Charts. Zugleich bestätigte er, dass er im Vorfeld der Album-Entstehung auch erneut große Drogenprobleme gehabt habe, die ihn fast das Leben gekostet hätten, und dass er nun aber gesund und munter sei. Hoffen wir, dass es so bleibt!

2017 befand sich Tom größtenteils auf seiner “Carried By The Wave”-Tour, er fand aber auch die Zeit, ein Weihnachtsalbum einzuspielen. Tom erklärt: “Weihnachten ist für mich die schönste Zeit im Jahr. Natürlich hat die Zeit, die seit meiner Kindheit vergangen ist, schon dafür gesorgt, dass dieser Zauber ein wenig nachgelassen hat, aber ich fühle noch immer etwas von dieser Magie, wenn ich mit meiner Familie zusammenkomme.” Sicherlich meint er hiermit auch den Glanz in den Augen der 2014 geborenen Tochter, denn wie wohl alle Eltern gut bestätigen können bringen die eigenen Kinder den Zauber von Weihnachten wieder zurück in den Alltag.

“Twelve Tales Of Christmas” heißt Toms Album zum Fest, und auf 44 Minuten findet man acht neue Kompositionen, an denen er als Co-Autor beteiligt war, und vier Interpretationen von bekannten Stücken. Das klingt schon einmal gut, wäre es doch eine riesige Enttäuschung gewesen, wenn Chaplin eine Scheibe nur mit seinen Versionen von Klassikern angeboten hätte, die schon hunderte anderer Künstler vor ihm in die weihnachtlichen Stuben getragen haben. So ist es also nicht.

Die Coverversionen sind auch gut ausgesucht, also nicht vom Schlag “White Christmas” oder “Winter Wonderland” – schließlich sehen wir Tom auf dem gemalten Cover auch nicht mit roter Nase und Rentier-Hufen, sondern eher als nachdenklichen Gentleman inmitten verschwommener Lichter, Bäume, Welten. “Die vier Coversongs, die ich ausgewählt habe, sind einfach meine persönlichen Lieblingssongs – und sie alle klingen vollkommen unterschiedlich”, so Tom, und Recht hat er. Das 1982 von Howard Blake für den Trickfilm “Der Schneemann” komponierte “Walking In The Air” eröffnet die Scheibe auf besinnlich melancholische Art und Weise, bildet einen wunderschönen Einstieg, mit Streichern, unaufdringlichem Chor und seichter Instrumentierung toll arrangiert.

Nein, fröhliches Tralala mit Glöckchengebimmel wird hier nicht geboten, dafür kann man andere CDs einlegen oder Playlists starten. Das von Vermissen geprägte “2000 Miles” von den Pretenders hat er ausgesucht, das Trennungslied “Stay Another Day” von East 17, und – das absolute Highlight der vier Coverversionen, wenn nicht des Albums – Joni Mitchells “River”. Was für ein trauriges Lied, in dem jemand, der auf Grund seines eigensinnigen Verhaltens vom Partner verlassen wurde, am liebsten auf einem Fluss weit weg fliehen würde, um der fröhlichen Weihnachtszeit zu entkommen. Das Ganze kommt als wunderschöne Ballade daher, die in einem sphärischen Instrumentalteil endet, der den Pfeil des Schmerzes noch tiefer drückt – wie traurig, wie berührend, wie schön!

Toll, Tom, die Stimmung ist hin. Nein, das stimmt ja nicht, denn es gibt auch Stücke, die aufmunternder daher kommen. In der Single “Under A Million Lights” besingt Chaplin zwar eine düstere Welt, fordert mit “Turn your light on” aber optimistisch dazu auf, selbst für Helligkeit und Hoffnung zu sorgen. Weitere Highlights der eigenen Stücke sind das flottere, von Verliebtheit beseelte “London Lights” und das schöne, besinnliche “Midnight Mass”, in dem Tom feierlich zur Mitternachtsmesse auffordert: “So come on all ye faithful friends, glory to the bitter end. We’re coming up to midnight, sing ah-ah-ah-ah-ah, hallelujah”.

“Was das Schreiben neuer Songs anging, fand ich die Weihnachtsthematik da wirklich inspirierend: Diese Jahreszeit hat so einen bittersüßen Beigeschmack, dass ich automatisch bei Themen wie der Liebe gelandet bin – auch bei verflossener Liebe und beim Gedenken an Menschen, die nicht mehr unter uns sind.” So klingt das Album zwar nicht immer feierlich, aber stets besinnlich, und passt damit bestens zur Weihnachtszeit. Die Welt ist halt nicht nur rosarot, auch nicht im Dezember, und so legt Chaplin eben ein sehr ehrliches Weihnachtsalbum vor. Das gefällt.

www.tomchaplinmusic.com
facebook.com/TomChaplinMusic

Bewertung: 8 von 10 Punkten

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