Home MusikKonzertberichte Cake – Kritik des Konzerts in Berlin am 30. April 1999

Cake – Kritik des Konzerts in Berlin am 30. April 1999

Autor: Tobi

Großartig. Punkt. Besser: Ausrufezeichen. Somit ist die Bewertung des Cake-Konzerts im Columbia Fritz zu Berlin schon mal an den Anfang gestellt, ich werde es mir aber nicht nehmen lassen, sie am Ende zu wiederholen. Wir schreiben den 30. April, als die unter dem Namen Cake bekannten fünf Musiker aus Sacramento das von den Fountains Of Wayne in gelungener Manier warmgespielte Publikum übernehmen und sofort in ihrer Hand haben. Der proppevolle Saal tobt bereits bei den ersten Tönen. Nun wird bei Cake natürlich kein Pogo zelebriert, nein, die Anwesenden huldigen mehr, durch Mitsingen jeder Textzeile, durch Auf- und Abwippen, durch Klatschen und vorne auch durch freudiges Hüpfen im Takt.

Cake ihresteils bringen keine große Show ins Land, das würde auch überhaupt nicht passen. Frontmann John McCrea steht mit seinem typischen Anglerhut am Mikro und singt in bestechender, cooler Manier noch coolere Songs zwischen Rock, Pop und Country, wobei er natürlich nach überstandenem Armbruch auch wieder die Gitarre dazu bedient. Im Hintergrund prangert ein auf ein Tuch gemalter Berggipfel, der ab und zu mal angeleuchtet wird. Hinzu kommen Sternenschwarm suggerierende, herumflitzende Lichtpunkte von angestrahlten Discokugeln bei einigen Songs. Soviel zur Lightshow von Cake, aber wen interessiert die denn? Cake wären auch genial, wenn ich nur meine alte Schreibtischlampe auf die Bühne stellen würde. Zwischen McCrea und dem Berg ereifern sich seine vier Mitmusiker in bester Manier. Der Drummer ist anscheinend bester Laune, der zweite Gitarrist versinnbildlicht den beim Spielen rauchenden, zottelig langaahrigen Rockmusiker, der mit Eierwärmer über dem Kopf angetretene Bassist macht einfach seine Arbeit, und der auch genial Vince Di Fiore spielt im schon beim Zusehen schweißtreibenden Wechsel so ziemlich alles, was er zu packen bekommt. Neben Keyboard und jeder Menge Percussion bedient er vor allem die wunderbare, caketypische Trompete, in allerbester Manier.

So reihen die Jungs dann eine Auswahl der Songs ihrer drei Alben aneinander. Der während des gesamten Gigs am maximalen Anschlag gehaltene Begeisterungspegel scheint bei den Hits “I Will Survive” und “Never There” dann fast aus der Decke des Saals zu schießen, so kocht die Bude. Schließlich weist McCrea darauf hin, daß man leider das Konzert um 22 Uhr beenden muß, da die darauffolgende, im gleichen Raum angesetzte Disco vorbereitet werden muß, und leider habe man es mit “very unsmiling people here” zu tun. Als dann nach dem vermeintlich letzten Stück die Lichter angehen und Musik vom Band das Ende des Konzerts untermauert, da denkt niemand daran, sich den Vorgaben beugen zu wollen. Es wird geklatscht, gepfiffen, getrampelt, die unsmiling people werden ausgebuht, keiner geht. Dann kommen Cake doch noch einmal auf die Bühne, und mit einem “as I said before, they are very, very strict” wird der dann wirklich finale Song eingeleitet. Erst, als die Roadies wirklich alle Mikros abgebaut haben und auch die anderen instrumente von der Bühne tragen, muß man leider einsehen, daß es dies für heute war, Cake nicht mehr wiederkommen. Aber auch diese 90 Minuten haben locker gereicht, um in die Top 5 aller meiner jemals besuchten Konzerte einzugehen. Großartig. Punkt. Besser: Ausrufezeichen.

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