Home MusikKonzertberichte Flying High Tour – Kritik des Konzertabends in Berlin am 13. Mai 2000

Flying High Tour – Kritik des Konzertabends in Berlin am 13. Mai 2000

Autor: Tobi

Ich erinnere mich an das letzte Jahr, wo die Flying High Across The Sky-Tour noch im viel kleineren SO 36 gastierte und so gut wie niemand davon Notiz nahm, die teilnehmende Bloodhound Gang stand damals eben noch vor dem Durchbruch. Dieses Jahr ist es also die Columbiahalle, hmm, vielleicht etwas groß geraten, oder? Selbige Vermutung bestätigt sich, es mag vielleicht halbvoll sein, schwer zu sagen, bei so viel Luft zum Vorder-, Hinter- und Seitenmann. An den T-Shirts der Besucher kann man ablesen, welche Band hier heute den Großteil in den Saal gezogen hat – die Krachcorer von Sick Of It All. Mir geht es anders, ich freue mich vor allem auf Molotov. Aber der Reihe nach…

Nachmittags bereits begann das lustige Treiben mit Skateboarding auf einer neben der Halle aufgebauten Halfpipe, nun gut, als Nichtboarder habe ich diesen Part kurzerhand ausgelassen. Es ist 20 Uhr, als erste Band spielen AFI, die mich nicht sonderlich überzeugen, weshalb ich lieber die Option “Bier und Bratwurst” wähle. Ach ja, die ursprünglich auch angekündigten “A” spielen nicht, was sie allerdings auch die vorherigen Tage nicht taten, geht die Tour doch heute bereits zuende. Die Jungs haben sich bestimmt beim Baden im Lake Tahoe verkühlt, ha, ha – na gut, habe schon bessere Scherze gerissen.

Als zweite Band betreten die Alternative Allstars die Bühne, vor der sich nun schon mehr Publikum tummelt, bei AFI war es doch sehr leer im Saal. Die Allstars sind einem ja durchaus auch im Ohr durch ein paar Underground-Hits wie “Rock On” oder “Supersonic Me”. Die Stimmung ist gut, es wird sogar gehüpft in vorderster Front. Lediglich Sänger Claus Grabke kämpft mit seinen in den letzten Tagen heruntergewirtschafteten Stimmbändern und bietet sogar einem Roadie das Mikro an, dieser lehnt aber ab, und so holt Claus das letzte aus sich raus (klingt poetisch, oder???). Ein überzeugendes Konzert, bei dem die Jungs auch durchaus noch knackiger klingen als auf CD.

No Fun At All sind die nächsten am Start. Die Schweden, deren neueste Scheibe mich nicht wirklich begeistert hat, wissen das Publikum mit ihrem melodischen Punkrock in den Bann zu ziehen, wobei sie aber auch verstärkt auf ältere, schnellere Stücke setzen. So wird Pogo ausgelöst und es fällt kaum auf, dass die Songstrukturen nicht wirklich abwechslungsreich sind, der Wechsel von Midtempo- und Rasanttempopassagen zieht sich wie ein roter Faden durch den Gig.

Dann ist es endlich soweit, Molotov betreten die Bühne. Die Mannen aus Mexiko haben von Anfang an gegen einen ihrer unwürdigen Sound zu kämpfen, denn die Fettheit ihrer Klänge, insbesondere der Bässe, bleibt doch zumeist auf der Strecke. Trotzdem bereiten sie den inzwischen eben zur maximal halben Halle geschwollenen Besucherreihen Spaß, nun regieren grooviges Mitwippen und Hochhüpfen anstelle von Pogogeschubse. Man spielt eine Mixtur aus alten Stücken und denen der letzten Scheibe “Apokalypshit”, gewürzt mit einem Ausflug auf die “Molomix”, indem Queens großartig aufgemotzte “Bohemian Rhapsody” in den Saal geblasen wird. Molotov haben sichtbar Spaß am letzten Auftritt der Tour und bitten für “Anarchy In The UK” (Sex Pistols) die gesamten anderen Bands mit auf die Bühne, was zu einigen lustigen Minuten führt, in denen an jedem Mikro Knäuel von bis zu sieben Personen hängen bzw. sich auftürmen, bis sie auf die Bretter kippen. Klasse! Den Abschluss bildet, wie sollte es anders sein, der Partyhit “Puto”. Da die Jungs aber gar keine Lust haben, Schluss zu machen, fangen sie nach dem Ende des Stücks immer wieder mit neuen “Puto”-Schlachtrufen an, von diversen Hooklines und Riffs unterlegt, vom Publikum gefeiert. Knapp bevor sie von Sick Of It All oder den Tourmanagern von der Bühne geprügelt werden, beenden Molotov dann doch noch ihren überzeugenden Auftritt.

Den Abschluss bilden dann Sick Of It All, die ihr Klangbrett in den Raum stellen, in dem nun ganz klar der Pogo den Thron bestiegen hat. Ihre freiwillige Rückkehr vom Major zu einem Indie-Label hat den Burschen keine Fans genommen, im Gegenteil, sie werden gefeiert. Als Dank wird geackert, gesprungen, geschrien. Insgesamt ein gelungener Konzertabend mit vielen Facetten.

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