Home MusikKonzertberichte Korn – Kritik des Konzerts in Oberhausen am 14. März 2012

Korn – Kritik des Konzerts in Oberhausen am 14. März 2012

Autor: Tobi

Am Ende eines sonnigen, schönen, Lust auf Frühling machenden Tages hatten sich die einstigen Nu-Metal-Urgesteine von Korn zu einem von zwei Deutschlandkonzerten der aktuellen Tour in Oberhausen angesagt. Die Turbinenhalle war nicht ausverkauft, aber doch gut gefüllt – vor allem mit Fans der früheren Alben der Kalifornier, wenn man den Altersdurchschnitt hier mal zu Grunde legt – Kids waren hier nicht viele am Start. Man durfte gespannt sein, wie die Jungs es live bewerkstelligen würden, ihren alten Brachialmetal neben die modern und weit elektronischer angehaucht mit Dubstep-Acts wie Skrillex, Excision oder Noisia eingespielten Songs des aktuellen Album “The Path Of Totality” aufzubieten.

Doch eröffnet wurde der Abend erst einmal von einem DJ-Set von J Devil. DJ? Elektronische Musik? Hier? Nun ja, rein musikalisch gesehen war das, was den Besuchern mit ohrenbetäubender Lautstärke entgegen geschmettert wurde, tatsächlich elektronisch, wobei vor allem fetteste Beat-Gewitter und Elektrobässe den ganzen Körper vibrieren ließen, wie ich es kaum einmal erlebt hatte – und ich habe schon viele Konzerte gesehen. Dazu stand ein Mann auf der Bühne – J Devil, alias Jonathan Davis, seines Zeichens Frontmann von Korn – womit auch das Rätsel gelöst war, wie es diese Musik ins Vorprogramm geschafft hat. “Stand” ist allerdings auch nicht korrekt, Davis wirbelte, rannte und hüpfte energetisch über die Bühne, drehte hin und wieder mal an den Knöpfen seiner Geräte herum (wobei niemand wirklich glaubte, dass hier der vom Band oder aus dem Sequenzer kommende Sound irgendwie beeinflusst würde), headbangte und brüllte immer wieder mal vereinzelte Sätze oder Phrasen ins Publikum, wie “Good God”. Durchaus interessant, diese 25 Minuten Frontalgewitter, gut produziert, in den Tracks immer wieder mit Überraschungen versehen – und die Fans kamen auch in Bewegung, mancher vielleicht nur unbewusst.

Es folgte eine Vorband, wie man sie erwarten durfte. The Dirty Youth aus Großbritannien spielten 25 Minuten Kontrastprogramm und hievten den Abend rasch wieder dorthin, wo man ihn vermutet hatte – es wurde gerockt. Leider hatte der Tonmischer keinen guten Tag erwischt und lieferte – vor allem im Vergleich zu J Devil – einen ziemlichen Soundbrei ab. The Dirty Youth spielten diverse Songs aus ihrem 2011er-Debütalbum “Red Light Fix”, konnten die Menge aber auf Grund des Sounds nicht so recht mitreißen. Dies war schade, hatte die Band um die stimmgewaltige Frontfrau Danni Monroe doch durchaus einige interessante Songs im Gepäck, zwischen Metal und flottem alternative Rock angesiedelt. Wenn aber die Gitarrenriffs nicht heraus stechen und die Stimme der Frontfrau weit weniger ins Gewicht fällt als ihre rote Mähne, dann kann einem der Supportact nur leid tun. Schade für The Dirty Youth, die so nur in Ansätzen erahnen lassen konnten, wie sie mit gutem Sound abrocken.

Um 21.30 Uhr schließlich kamen Korn auf die Bühne. Schnell wurde klar, dass der Sound leider auch hier klare Defizite behalten sollte – Fieldys Bass übertönte alles, und auch hier bekamen Gesang und Gitarre viel zu wenig Klarheit verpasst. Schade – denn ansonsten bewiesen Korn, dass sie noch genauso gut abrocken wie in ihrer Blütezeit in der zweiten Hälfte der 90er-Jahre. Die oben gestellte Frage nach der Kombination von neuen und alten Songs war auch bald geklärt. Korn starteten – alles andere als erwartet – mit vier ganz alten Tracks. Vom selbstbetitelten Debüt aus dem Jahr 1994 wurden “Predictable” und “Lies” verabreicht, vom 1996er-Nachfolger “Life Is Peachy” spielten sie “No Place to Hide” und “Good God”. Das Publikum hatten sie hiermit sofort im Griff, es wurde gehüpft, getanzt, mitgegangen, mitgesungen. Dann leitete ein instrumentales Intermezzo, bei dem die Gründungsmitglieder Davis, Fieldy und Munky (Gitarre) kurz die Bühne verließen (im Gegensatz zu Drummer Ray Luzier und den für Live-Konzerte dazu stoßenden Gitarristen Wesley Geer und Keyboarder Zac Baird), eine Passage mit fünf Songs vom aktuellen Album “The Path Of Totality” ein. Bei diesen kamen die Visualisierungen auf der großen LED-Wand im Hintergrund, den davor stehenden LED-Schleier-Säulen und die gute Lightshow dann noch mehr zum Tragen, unterstützten den nun elektronischeren, aber immer noch auch gut abrockenden Sound, der dann auch direkt etwas besser herüber kam. In puncto Beats gelang es Korn gut, die von Luzier gespielten Drums mit einigen Klängen aus der Maschine zu verbinden, die aber kaum auffielen. Auch diese Tracks kamen bei den Fans gut an, Korn haben es also offensichtlich geschafft, die alten Fans mit ihrem Dubstep-Ausflug nicht zu vergraulen. Noch ein instrumentales Intermezzo weiter ging es zu den bekannten Klassikern, und da man sich inzwischen in den Soundbrei reingehört hatte, konnte man dann Songs wie “Here To Stay”, “Freak On A Leash” oder “Falling Away From Me” auch gut feiern. Mit ihrer Coverversion von Pink Floyds “Another Brick In The Wall” wurde der reguläre Teil des Konzerts beendet. Wie sollte es anders sein, zur Zugabe holte Davis den Dudelsack heraus und das legendäre “Shoots And Ladders” stand an, wie schon so oft gespielt in Kombination mit Metallicas “One”. Dazu dann noch “Got The Life” und “Blind” oben drauf – 100 tolle Minuten, was will man mehr! Korn wissen immer noch sehr zu überzeugen live. Davis ist nach wie vor ein charismatischer, energetischer Frontmann (der sich zum Glück auch nicht als J Devil vorher zu sehr ausgepumpt hatte), Fieldys Bass klingt immer noch klasse, und starke Songs haben sie aus all den Jahren genug im Gepäck, um die Fans zu begeistern. Wenn da nur nicht dieser miese Sound gewesen wäre…

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Links:
Website von Korn
Website von J Devil
Website von The Dirty Youth
Facebook-Site von The Dirty Youth
Homepage der Turbinenhalle Oberhausen

 

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