Home MusikInterviews John Helliwell zur DVD/Blu-ray “Live In Paris ’79” von Supertramp (10/12)

John Helliwell zur DVD/Blu-ray “Live In Paris ’79” von Supertramp (10/12)

Autor: Tobi

John Helliwell

Das ist für mich schon jetzt DIE Musik-DVD des Jahres. “Paris” von Supertramp gehört seit Ewigkeiten zu meinen liebsten Livealben – einst noch 1980 von mir als neunjähriger Knirps als Kassette (ja, sowas gab es mal) auf Gran Canaria gekauft, und später dann noch einmal als Doppel-CD. Ein hervorragendes Konzert einer der besten Bands aller Zeiten zu ihrer Blütezeit, bevor Sänger und Songschreiber Roger Hodgson 1983 die Band verließ. Diese existiert seitdem zwar noch mit dem zweiten Sänger/Songschreiber Rick Davies als Kopf, nimmt hin und wieder eine Platte auf oder geht auf Tour, aber nur mit Hodgson waren Supertramp genial und komplett. Das Konzert in Paris wurde auf der Tour zum Album-Klassiker “Breakfast In America” aufgezeichnet, 1979 das meistverkaufte Album der Welt. Es beinhaltete diverse Hitsingles, verkaufte sich mehr als 20 Millionen Mal und gewann zwei Grammy Awards. Im Rahmen der zehnmonatigen Welttournee spielte die Band Ende November im Pariser “Pavillon de Paris”. Das Set enthielt die großen Hits wie “The Logical Song”, “Crime Of The Century”, “Give A Little Bit”, “Dreamer”, “Breakfast In America”, “Take The Long Way Home”, “Bloody Well Right”, “Rudy” oder “Goodbye Stranger” und war ein weiterer Beweis, das Supertramp live ein ganz besonderes Erlebnis sind mit ihren tollen Songs, die musikalisch außerordentlich hochwertig und auch sehr abwechslungsreich sind, dazu eine ganz besondere Atmosphäre schaffen.

Obwohl 1980 das Livealbum erschien, wurden die Filmaufnahmen niemals veröffentlicht. Jetzt erst wurde das auf Original-16mm-Film festgehaltene Material restauriert und in HD-Qualität umgewandelt, um den vielen Supertramp-Fans das Ganze doch noch auf DVD und Blu-ray bieten zu können. Auch am Klang wurde noch einmal geschraubt – der neue 5.1-Sound stammt vom damaligen Toningenieur und Co-Produzenten Pete Henderson, der die originalen Mehrspurbänder remixt hat. Heraus gekommen ist ein eine DVD, die Fans haben müssen. Es macht extrem viel Spaß, das bekannte Konzert nicht mehr nur hören zu können, sondern es nun auch als “Live In Paris ’79” zu sehen – in beachtlicher Qualität. Nicht alle Songs sind im visuellen Konzertmitschnitt enthalten – als Bonusmaterial findet man dann aber noch die fünf Nummern, von denen die Bildaufnahmen verloren gegangen waren – hier dann mit Bildmontagen versehen: “Ain’t Nobody But Me”, “You Started Laughing (When I Held You In My Arms)”, “A Soapbox Opera”, “From Now On” und “Downstream”.

Zur Veröffentlichung des Konzerts führten wir ein Interview mit John Helliwell, dem Saxophonisten/Klarinettisten von Supertramp, der seit einer von Hodgson und Davies vorgenommenen Neuformierung im Jahr 1973 zur Band gehört, auch wenn er von 1988 bis 1996 und von 2002 bis 2010 immer mal wieder ausstieg.

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“Wir sind langsam, aber wenn wir etwas tun, dann richtig.”

MUM: Die Fans von Supertramp mussten endlose 33 Jahre auf die DVD/Blu-ray-Veröffentlichung des legendären Paris-Konzerts warten. Warum hat es so lange gedauert, das Material heraus zu bringen?

JH: Das Filmmaterial war lange Zeit in Australien verschollen, und dann mussten wir es besonders behandeln, da es so alt war. Die Sound-Bänder waren in Bob Siebenbergs Scheune verstaut und mussten ebenfalls wieder neu aufbereitet werden, um sie zu digitalisieren. Wir sind langsam, aber wenn wir etwas tun, dann richtig.

MUM: Wie hat es sich angefühlt, diesen alten Gig wieder zu sehen?

JH: Ich hatte Spaß daran, die Empathie und den Geist zwischen uns Fünf zu sehen – und es ist etwas peinlich, mich damals zu sehen, besonders, wenn ich mich zum Narren mache.

MUM: Eine Veröffentlichung wie diese könnte natürlich die alte Diskussion wieder anheizen, ob es nicht doch noch zu einer Wiedervereinigung mit Roger Hodgson kommen könnte, um auf eine große Welt-Tournee zu gehen. Ist das Thema vom Tisch oder gibt es noch Chancen für die Fans, euch nochmal zusammen zu sehen?

JH: Roger erlaubt der momentanen Version von Supertramp nicht, irgend welche seiner Songs zu spielen. Vor unserer 2010er-Tour versuchten Rick und Roger, eine “Reunion Tour” zu verhandeln, aber die Gespräche scheiterten. Es ist nicht unmöglich für Roger, zurück zu kommen und mit uns zu spielen, aber unwahrscheinlich.

MUM: Was ist dein Lieblingssong des Paris-Konzerts ’79, und warum?

JH: “Crime Of The Century” ist vermutlich mein liebster Song des Konzerts – mit diesem haben wir immer die Konzerte beendet, und er ist so emotional.

MUM: 2005 hast du ein Bandprojekt-Album mit Crème Anglaise veröffentlicht – wirst du mit diesem Projekt auf Tour gehen?

JH: Crème Anglaise existiert noch, und ab und an spielen wir auch live. Ich liebe es, unsere Art des Jazz zu spielen.

MUM: Was sind deine nächsten Projekte, “where will you sax us up”?

JH: Wir planen, Ende des kommenden Frühlings mit Crème Anglaise zu touren und dann ein Album mit Live-Charakter aufzunehmen.

MUM: Wie oft bist du mit den anderen Mitgliedern von Supertramp in Kontakt?

JH. Ich lebe in Großbritannien und der Rest der Jungs in den USA. Ich bin vor allem mit Bob und Dougie per E-Mail in Kontakt.

MUM: Gibt es Pläne für ein neues Album oder eine neue Tour mit Supertramp?

JH: Aufnahmen sind nicht geplant. Wir mögen aber nächstes Jahr touren – das hängt ganz von Rick ab.

MUM: Welche sind deine bisherigen drei Lieblingsplatten des Jahres?

JH: Pat Metheny – “Unity Band”, Daniel Herskedal & Marius Neset – “Neck Of The Woods” und MUSE – “The Resistance” (ich habe MUSE gerade erst entdeckt).

MUM: Was sind deiner meinung nach die drei besten Alben aller Zeiten?

JH: Donny Hathaway – “Live”, Glenn Gould – “The Goldberg Variations” von J.S. BACH (1955er-Version) und Cannonball Adderley – “Somethin’ Else”.

MUM: Was wolltest du schon immer mal gefragt werden, und was wäre die Antwort?

JH: “Hast du je eine Kuh gemolken?” – Antwort: “Nein”

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MUM: Mucke und mehr
JH: John Helliwell

Mehr Informationen zu John Helliwell findet man auf www.johnhelliwell.com.

 

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