Home MusikKonzertberichte Madness – Kritik des Konzerts in Bonn am 7. Juli 2006

Madness – Kritik des Konzerts in Bonn am 7. Juli 2006

Autor: Tobi

Vor drei Jahren, fast sogar genau drei Jahren, gastierten die alten Ska-Helden von Madness auf dem Museumsplatz in Bonn, und damals urteilten wir: “Klasse Konzert einer Band, die nach wie vor riesigen Spaß bereitet und die sehr sympathisch daher kommt.” Langweilig, wenn man nichts Neues zu berichten hat, in diesem Fall aber sehr positiv. Doch der Reihe nach.

Ein regnerischer Sommertag reißt seinen Himmel gegen Abend mal wieder auf, und wie so oft ist Petrus ein heimlicher Besucher des Museumsplatzes, beschert relativ exakt für die Dauer des Konzerts schönes Wetter, bevor es ein paar Minuten danach dann wieder zu schütten beginnt. Eröffnet wird der Abend von zwei Nachwuchs-Ska-Formationen, Frogs in Clover und den etwas bekannteren The Slapstickers. Vor allem Letztere machen schon ganz gut Stimmung, wirken gegen die großen nachfolgenden Kultmusiker aber doch noch wie eine Schülerband.

20.20 Uhr – Madness betreten die Bühne, als Septett mit drei zusätzlichen Bläsern, die viele der Songs mitspielen, aber nicht alle. Im Rampenlicht aber stehen die alten Herren, die in den 80ern mit Songs wie “Our House”, “Embarassement”, “Baggy Trousers”, “My Girl” oder “It Must Be Love” zu begeistern wussten. Los geht es – wie fast immer – mit dem legendären Opener des gleichnamigen Debütalbums “One Step Beyond”. Das Publikum auf dem nicht vollen, aber doch zumindest in der vorderen Hälfte gut gefüllten Museumsplatz haben Madness sofort voll in der Hand, es wird mitgesungen und getanzt. Sowieso ist ein Madness-Konzert – vor allem mit etwas Platz für jeden Besucher – eine einzige Party, bei der fast jeder zur Livemusik tanzt, mal auch mitklatscht und zwischendurch natürlich frenetisch applaudiert. Witzig ist die Zusammensetzung des Publikums aus alten Fans, abgewrackten Typen, tätowierten Ska-Skins, totalen Normalos und einigen wenigen jüngeren Leuten, wobei dies hierbei für weniger als 25 Jahre Lebensdauer steht. Im Mittelpunkt des Geschehens stehen trotz einiger Vordergrundsmomente von Lee Thompson die – wie ihre Mitstreiter in standesgemäßen dunklen Anzügen daher kommenden – Frontmänner Cathal Smyth (Chas) und Graham McPherson (Suggs), wobei Letzterer immer noch der Leader of the Gang ist. Beide bringen trotz des deutlich sichtbar voranschreitenden Alters immer noch viel Energie auf die Bühne, und Suggs hat zwischen den Songs immer wieder lockere Sprüche für das Publikum parat, geht auf einzelne Fans ein, interagiert bestens.

Madness spielen wie schon vor drei Jahren einen Querschnitt aus ihrer Karriere, mit allen oben genannten und schwer gefeierten Hits, dazu einige Stücke vom letzten, aus Coverversionen bestehenden Album “The Dangermen Sessions Vol. 1” wie “You Keep Me Hanging On” (von Diana Ross und den Supremes oder auch später Kim Wilde bekannt) oder “I Chase The Devil aka Ironshirt” (Max Romeo). Die Stimmung im Publikum ist konstant bestens und “Madness, Madness”-Chöre schallen über den Museumsplatz hinaus in den Bonner Himmel. Als Zugaben gibt es “Madness”, “Night Boat To Cairo” und “Pig Bag”, dann ist das Konzert nach 80 Minuten vorbei. Nachdem die Fans Madness vor drei Jahren mit 15-minütigem, penetranten Applaus dazu bewegen konnten, noch einmal heraus zu kommen und “One Step Beyond” ein zweites Mal zu spielen, versuchen sie selbiges wieder, scheitern diesmal aber – die Musik wird lauter gedreht, die Instrumente werden abgebaut. Trotzdem wieder ein tolles Erlebnis, Madness live zu sehen.

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Links:
Website von Madness
Homepage der Bundeskunsthalle Bonn

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