Home MusikKonzertberichte Oomph! – Kritik des Konzerts in Berlin am 5. Dezember 1999

Oomph! – Kritik des Konzerts in Berlin am 5. Dezember 1999

Autor: Tobi

Oomph! ist eine der Bands, die mich bisher live noch nie enttäuscht haben, ob in ihren Anfängen als EBM-Trio, ob nach ihrer Mutation zur Crossover-Combo oder in den Jahren der Weiterentwicklung ihrer Auslegung dieses Stils. Grund also, sich die drei Wolfsburger, live ja noch durch zwei Mann zum Quintett verstärkt, auch diesmal nicht entgehen zu lassen. Dies sagen sich anscheinend noch einige Leutchen mehr, ist das Columbia Fritz doch restlos ausverkauft, so dass nicht wenige Fans enttäuscht wieder von dannen ziehen müssen, ohne ein Ticket ergattert zu haben. 22.10 Uhr, die Jungs betreten unter Jubel die Bühne, wobei Sänger Dero sich in weißer Zwangsjacke präsentiert, während die Jungs an den Seiten in Plastikanzügen daher kommen. Es folgt eine Mischung aus Stücken des neuen Albums “Plastik” und Highlights aus den diversen vorhergehenden Album, wobei aus dem Debüt kein Stück mehr seinen Weg ins Repertoire gefunden hat, von “Sperm” sind immerhin noch zwei Songs vertreten.

Die Stimmung im Saal ist generell gut, wobei das in drei Ebenen unterteilte Columbia Fritz dann auch verschieden gewichtet ist. Hinten stehen die, die sich alles aus sicherer Entfernung anschauen wollen und die anfangs eher mitwippen, mehr nicht. In der Mitte findet man eine Mixtur aus einigen Leuten, die tanzen, sich sonstwie im Takt bewegen oder leicht hüpfen, wobei dies zu Beginn hier noch eher vereinzelt zu sehen ist. Vorne dann findet man die Fans, die Oomph! zelebrieren wollen, die hüpfen und Pogo tanzen oder sich in ruhigeren Phasen auch noch mehr bewegen als die hinten stehenden welchen in ekstatischen. Ich habe mich auch vorne eingereiht, denn nur hier macht das alles auch richtig Spaß. Wie erwartet kommen die neuen Stücke stimmungsmäßig nicht so gut an wie die Klassiker, was sicher nicht nur daran liegt, dass man sie sich noch nicht so richtig eingeprägt haben mag, nein, sie knallen eben nicht mehr so, haben doch etwas an Energie eingebüßt, ohne nun luschig zu sein. Ein schreiender Dero zu brachialen Riffs ist eben Kraft pur, ein singender Dero zeigt zwar, dass er dies durchaus kann, zusammen mit den noch etwas elektronischeren, energetisch verhaltener gebauten, neuen Stücken will der Funke aber eben bei weitem nicht so überspringen wie bei den alten. “Feiert das Kreuz”, “Das ist Freiheit”, “Gekreuzigt” oder “Wunschkind” sind die Songs, bei denen – wenigstens vorne – keiner mehr stillsteht.

Von Oomph! animiert, aber sicher auch langsam in Konzert hineingekommen, ist die Stimmung allerdings längst schon auch in der Mitte und hinten etwas ausgelassener geworden. Dero lässt sich einige Male auf den Händen der Fans über die Masse treiben, auch einige Stagediver tun dies. Nach einer kurzen Pause gibt es einige Zugaben, und dann schließlich für das die Jungs feiernde, kräftig applaudierende und im Takt trampelnde Publikum doch noch ein Stück vom Debüt “Oomph!”, als Dero ans Mikro tritt und “Mein Herz” a capella zum besten gibt. Ein gelungenes Konzert, das wieder einmal Spaß gemacht hat, das allerdings schon auch gezeigt hat, dass die neuen Stücke die Fans nicht so sehr in Bewegung setzen wie die alten welchen.

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